Weltdiabetes-Tag 2018: Info-Aktion am LKH Feldkirch 13.11.2018
20. November 2018: Informationstag „Diabetes“ von 10-16 Uhr
Morgen, 14. November, ist Welt-Diabetestag. Dieser Tag macht auf die schleichende Volkskrankheit Nr. 1 aufmerksam, es geht um Bewusstseinsbildung zu Themen wie Vermeiden von Diabetes (wenn möglich) oder eben: Leben mit Diabetes. Aus diesem Anlass veranstaltet das LKH gemeinsam mit wichtigen Partnern am Dienstag, 20.11.2018 von 10 bis 16 Uhr einen Infotag für Betroffene im Foyer des Hauses: Neben den medizinischen Experten, der Diabetesberatung sowie den Diaetologinnen zur Ernährungsberatung seitens des Schwerpunktkrankenhauses werden auch die Diabetes-Selbsthilfegruppe sowie Vertreter der Gebietskrankenkasse und des aks anwesend sein, um zu informieren. Aufklärung ist wichtig - zur Prophylaxe und auch für jene, die bereits mit Diabetes leben, denn 20.000 Vorarlbergerinnen und Vorarlberger sind betroffen.
Diabetes ist ein Volksleiden, mindestens 5% der Gesamtbevölkerung sind betroffen, bei älteren Menschen leiden sogar über 20% an Diabetes. Allein in Vorarlberg leben gut 20.000 Menschen mit Diabetes. Bei Diabetes - man spricht auch von der „Zuckerkrankheit“ - sind die Blutzuckerwerte zu hoch. Die Gründe für die Erhöhung des Blutzuckers können verschieden sein. Diabetes ist also nicht eine einzige Erkrankung, sondern eine ganze „Gruppe von Erkrankungen“. Die meisten Menschen mit Diabetes leiden an Typ II Diabetes. Früher hat man diesen Diabetestyp auch als Altersdiabetes bezeichnet. Immer öfter sind aber auch jüngere Menschen - teilweise sogar Jugendliche und Kinder - betroffen. „Eine frühe Diagnose ist schon deshalb extrem wichtig, weil bei guter Behandlung Schäden durch Diabetes zu einem sehr großen Teil vermieden werden können. Leider weiß nur ungefähr die Hälfte der betroffenen Patienten überhaupt von ihrer Erkrankung“, führt Prof. Dr. Christoph Säly, Internist und Diabetesexperte am LKH Feldkirch, aus. „Über sehr lange Zeit spürt man nämlich nicht, dass man an Diabetes leidet, obwohl die Erkrankung in dieser Phase bereits schwere Schäden anrichten kann. Diabetes ist heimtückisch.“
Ursachen für Diabetes Typ I und Typ II Ursachen für die Diabeteserkrankung Typ II sind, neben einer erblichen Veranlagung, Übergewicht und Bewegungsmangel. Dadurch kommt es zur Verfettung von Muskeln und Leber, was wiederum ein verschlechtertes Ansprechen auf das körpereigene Hormon Insulin bewirkt. Die Bauchspeicheldrüse muss dann mehr Insulin bilden um damit den Blutzucker senken zu können. Wenn dieser Zustand über Jahre anhält, kann es dazu kommen, dass die ständige Mehrarbeit der Bauchspeicheldrüse zu viel wird, die Blutzuckerwerte steigen. Die Unempfindlichkeit gegenüber dem Hormon Insulin bewirkt neben der Blutzuckererhöhung noch andere Stoffwechselstörungen, im Besonderen schlechte Blutfettwerte und hohen Blutdruck. Das alles schadet den Blutgefäßen stark.
Eine ganz andere Erkrankung ist der Typ I Diabetes. Diese Diabetesform wurde früher als Jugenddiabetes bezeichnet, sie kann aber in jedem Alter auftreten. Dabei kommt es zu einer Fehlfunktion des körpereigenen Abwehrsystems, das irrtümlich die eigenen insulinproduzierenden Zellen der Bauchspeicheldrüse angreift. Die Zellen gehen zugrunde, und die betroffenen Patienten sind auf eine Insulinbehandlung angewiesen. Im Gegensatz dazu kommen die meisten Patienten mit Typ II-Diabetes über lange Zeit ohne Insulin aus. Über die Ursachen hinter der Störung des Immunsystems bei Typ I Diabetes wird intensiv geforscht. Neben einer erblichen Veranlagung spielen wahrscheinlich auch Infektionen eine Rolle.
Lebensstilmaßnahmen: „Wir können das Diabetes-Risiko beeinflussen!“
Eine wirksame Vorbeugung ist bei Typ I Diabetes kaum möglich. Anders bei Typ II Diabetes: Während die erbliche Neigung zu Diabetes nicht beeinflussbar ist, kann das Risiko durch körperliche Bewegung und die Vermeidung von Übergewicht reduziert werden. Prof. Säly informiert: „Auch wenn man bereits an Typ II Diabetes, leidet kann die Erkrankung durch diese Lebensstilmaßnahmen sehr günstig beeinflusst werden. Eine deutliche Gewichtsabnahme kann gerade im Frühstadium der Erkrankung sogar zu einer Normalisierung der Blutzuckerwerte führen.“
Schwere Schäden und Folgeerscheinungen
Unbehandelt führt Diabetes zu sehr schwerwiegenden Schäden an kleinen und großen Gefäßen. Schäden an kleinen Gefäßen drücken sich etwa durch Augenschäden, Nierenschäden und Nervenschäden aus. Die Folgen sind katastrophal: Erblindung, Nierenversagen und Amputationen. Für die Prognose noch wichtiger sind aber die Schäden an den großen Gefäßen, zum Beispiel an den Herz- und Hirngefäßen. Patienten mit Diabetes haben ein zwei- bis dreifach erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Ereignisse wie Herzinfarkte und Schlaganfälle.
„Dementsprechend wichtig ist, dass - wenn man bereits an Diabetes leidet - alles getan wird, um diese Schäden zu vermeiden. Neben den erwähnten Lebensstilmaßnahmen und einer guten medikamentösen Blutzuckersenkung ist eine Kontrolle aller Herz-Kreislauf-Risikofaktoren, insbesondere eines erhöhten Blutdrucks und eines erhöhten Cholesterins notwendig. Auch sollten Patienten mit Diabetes auf gar keinen Fall rauchen“, warnt auch Doz. Dr. Alexander Vonbank, ebenfalls Internist und Diabetesexperte am LKH Feldkirch. Wenn aber die Diabeteserkrankung gut behandelt wird, wenn also die Blutzuckerwerte gut gesenkt werden und die Herz-Kreislauf-Risikofaktoren optimal eingestellt sind, ist die Prognose von Patienten mit Diabetes heute sehr gut.
Wachsam sein: Vorsorgeuntersuchungen ab 40
Weil Diabetes lange keine Beschwerden macht, ist es sehr wichtig, dass ab dem 40. Lebensjahr regelmäßig im Rahmen der Vorsorgeuntersuchungen die Blutzuckerwerte kontrolliert werden. So kann der Diabetes rechtzeitig erkannt werden oder, noch besser bereits ein Vorstadium des Diabetes dazu führen, dass durch eine Umstellung des Lebensstils mit viel Bewegung und Gewichtsabnahme die Entstehung eines Diabetes überhaupt verhindert wird. Wenn bereits Symptome eines Diabetes vorliegen, liegt oft bereits eine akut bedrohliche Situation vor. Typische Symptome sind eine erhöhte Harnmenge und verstärkter Durst. Im schlimmsten Fall kann es zum Diabeteskoma kommen, das, wenn es nicht rasch behandelt wird, zum Tod führen kann.
Diabetes-Behandlung und -Beobachtung: zuerst zum Hausarzt
Die meisten Patienten mit Diabetes werden in Vorarlberg über den Hausarzt betreut. Viele sind in diesem Rahmen in das Disease Management Programm (DMP) Therapie Aktiv eingetragen, was eine moderne Behandlung auf Basis der internationalen Empfehlungen unterstützt. Patienten, die über den Hausarzt nicht optimal einstellbar sind, können zum niedergelassenen Internisten oder in eine spezialisierte Diabetesambulanz überwiesen werden. Die medikamentösen und technischen Möglichkeiten in der Diabetesbehandlung wurden in den letzten Jahren sehr stark weiterentwickelt. Einen besonderen Stellenwert nimmt deshalb die Schulung der Patienten ein. „Sie ist die Voraussetzung dafür, dass die Patienten von den neuen Behandlungsmethoden optimal profitieren“, erklärt auch Ruth Giesinger, Diabetesberatung am LKH Feldkirch. Sie schult gemeinsam mit Ulrike Willnig betroffene Patienten im Umgang mit ihrer Erkrankung, im Besonderen mit Blutzuckermessungen und Insulintherapie.
Bei akuten Entgleisungen oder bei Diabeteskomplikationen kann die stationäre Aufnahme eines Diabetespatienten ins Krankenhaus notwendig werden. Entsprechend der Häufigkeit von Diabetes leiden auch viele Patienten, die wegen anderen Erkrankungen in die Krankenhäuser aufgenommen werden, an Diabetes.
Diabetes ist eine extrem häufige Erkrankung, dementsprechend intensiv sind die Bemühungen der pharmazeutischen Industrie zur Verbesserung der Diabetesmedikamente. Hier konnten in den letzten Jahren sehr großartige Fortschritte erzielt werden. Neue Medikamente senken nicht nur den Blutzucker, sondern können auch die Herzkreislauf-Prognose verbessern.