Vorarlberger Spitalspaket II: Patient:innen und Strukturen im Fokus 28.11.2023
Die Patient:innen in den Vorarlberger Krankenhäusern werden auf hohem Niveau versorgt. Um dies zu erhalten, braucht es laut Landeshauptmann Markus Wallner und Landesrätin Martina Rüscher zwei große Handlungsfelder: Zentraler Schlüssel seien zum einen die Mitarbeitenden, siehe Spitalspaket I, zum anderen Strukturanpassungen, Leistungsoptimierungen sowie eine klare Patient:innenlenkung im Gesundheitssystem, die im Spitalspaket 2 vorgestellt werden. „Klar ist, dass wir unsere Leistungen an den vorhandenen Personalressourcen orientieren müssen – wir müssen sorgsam und partizipativ planen, aber auch rasch ins Tun kommen und die bisherigen Strukturprozesse deutlich beschleunigen“, erläuterte die Landesrätin auf der eigens einberufenen Pressekonferenz am Dienstag, 28. November.
„Die zunehmenden Herausforderungen wie zum Beispiel der Fachkräftemangel, die Digitalisierung oder der Wunsch der Mitarbeitenden nach Teamzugehörigkeit und Berufsperspektive erfordern zusätzliche Strukturmaßnahmen“, erklärte Dir. Dr. Gerald Fleisch, Geschäftsführer der Vorarlberger Krankenhaus-Betriebsgesellschaft. „Die bisherigen Reformschritte wie das Zusammenlegen von Abteilungen und standortübergreifendes Disziplinen-Management haben viel ermöglicht. Nun sind weitere Schritte notwendig, die wir mit Augenmaß und Einbindung der Mitarbeitenden durchführen.“ Dass die österreichische Gesundheitsversorgung Reformbedarf hat, zeigt auch das Ergebnis der Finanzausgleichverhandlungen: Der Bund stellt den Ländern und Sozialversicherungen Mittel für den Ausbau der ambulanten Versorgung zur Verfügung. So soll die Rufnummer 1450 nach dem Grundsatz „digital vor ambulant vor stationär“ bundesweit noch stärker für eine klare Orientierung der Patient:innen etabliert und mit Telemedizin sowie einer Terminservicestelle verstärkt werden.
Standortübergreifende Versorgungsschwerpunkte und mehr Kooperation
„Vorarlberg geht hier deutlich voran“, betont Landeshauptmann Markus Wallner: „Bereits bei der Präsentation des Spitalscampus im Jahr 2022 haben wir standortübergreifende Versorgungsschwerpunkte zur Leistungsoptimierung und eine stärkere Kooperation zwischen den Krankenhäusern sowie mit dem niedergelassenen Bereich definiert.“ Dieser Leitgedanke liegt auch den derzeit entstehenden eHealth- und Gesundheitsförderungs- und Präventionsstrategien des Landes zugrunde. „Nur wenn wir in allen Bereichen zielorientiert zusammenarbeiten, können wir die bestehenden und kommenden Herausforderungen so bewältigen, dass sowohl die Versorgung der Patient:innen auf hohem Niveau gehalten werden kann als auch die Mitarbeitenden im Gesundheitssystem wirklich attraktive Arbeitsplätze erhalten.“
Für eine bessere Versorgung der Patient:innen
Im Mittelpunkt des zweiten Spitalspakets stehen Kooperationen – sowohl zwischen den Häusern in Form von abgestuften Versorgungskonzepten und inhaltlichen Schwerpunkten als auch mit extramuralen Partnern. Dabei liegt der Fokus auf einer besseren Versorgung von Patient:innen mit den häufigsten chronischen Erkrankungen in Vorarlberg: Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, onkologische Erkrankungen und psychiatrische Erkrankungen, zudem soll ein neues extramurales Dialysezentrum errichtet werden. Durch die Konzentration auf diese Krankheitsbilder und die Digitalisierung einzelner Prozesse kann auch die Vorsorge deutlich verbessert werden. „Unser Ziel ist, dass sich Krankheitsverläufe nicht verschlechtern und Personen trotz chronischer Erkrankung eine gute Lebensqualität erhalten“, verdeutlichte Landesrätin Rüscher.
Hier eine Übersicht zu den Maßnahmen im Spitalspaket II:
Moderne Strukturen & klare Patient:innenlenkung
1. Ab 2024 (Detailprüfung und schrittweise Umsetzung)
- Erstversorgungsambulanz (EVA) an allen KH-Standorten, Eröffnung Pilot Bregenz 2024
- EVAs befinden sich vor oder in Krankenhäusern. Diese dienen zur Unterstützung und Entlastung der Krankenhaus-Ambulanzen. Ziel ist die Beratung bzw. Erstversorgung von Patient:innen, die nicht spitalspflichtig sind und eine niedrige Dringlichkeit gemäß Manchester Triage System (MTS) aufweisen.
- Rufnummer 1450 – Information über an Patient:innen erteilte Auskunft an Krankenhäuser: Bessere Steuerung der Patientenströme, Patient:innen, die von 1450 an das Krankenhaus geschickt werden, erhalten eine im Krankenhaus vorzeigbare Information über Triage entsprechend MTS (Manchester-Triage System)
- EVAs befinden sich vor oder in Krankenhäusern. Diese dienen zur Unterstützung und Entlastung der Krankenhaus-Ambulanzen. Ziel ist die Beratung bzw. Erstversorgung von Patient:innen, die nicht spitalspflichtig sind und eine niedrige Dringlichkeit gemäß Manchester Triage System (MTS) aufweisen.
- Überleitungspflege
- In jedem LKH sind 5-15 Prozent der Patient:innen nicht mehr spitalsbedürftig, finden aber noch keinen Pflegeplatz extramural - also zu Hause oder in einem Pflegeheim. Für diese Patient:innen wird ein Bettenbereich als „Überleitungspflege“ definiert, mit reduziertem Personalbedarf im Pflegebereich (analog Pflegeheim) und ärztlicher Versorgung.
- Das Krankenhaus der Stadt Dornbirn arbeitet in diesem Bereich bereits eng mit der Pflege und Sozialdienste GmbH Dornbirn zusammen, dadurch konnten sekundäre Fehlbelegungen in der Krankenhausstruktur minimiert werden.
- Fokussierung Akutaufnahmen: Prüfung und Abstimmung der Öffnungszeiten, ggf. Schließung einzelner Standorte während der Nacht; Ziel ist Schonung der Personalressourcen;
- Steuerung über Kranken-/Notfalltransporte des ÖRK sowie über 1450 – spitalsbedürftige Patient:innen können an das jeweils geöffnete Spital zugewiesen werden.
- Steuerung über Kranken-/Notfalltransporte des ÖRK sowie über 1450 – spitalsbedürftige Patient:innen können an das jeweils geöffnete Spital zugewiesen werden.
- Zentrale Notaufnahmen (ZNA) mit Aufnahmestationen für 12 - 24 h
- Feldkirch, Dornbirn & Bregenz
- Ggf. auch LKH Bludenz, da hier sehr viele Unfallpatienten (Winter und Sommer) mit vielen Patienten ohne längeren Spitalsbedarf (Puffer für unklare Fälle). Im LKH Bludenz zusätzlich Chest-Pain Unit in Abstimmung mit der Abteilung Kardiologie in Feldkirch zur Entlastung des Schwerpunkthauses.
- Aufnahmestationen für geplante Behandlungen (elektiv)
- Durch diese Aufnahmestationen wird es möglich, in einem guten und gesicherten Prozess Operationen am Aufnahmetag durchzuführen und gleichzeitig die Pflegemitarbeiter:innen auf den Normalstationen zu entlasten.
- Durch diese Aufnahmestationen wird es möglich, in einem guten und gesicherten Prozess Operationen am Aufnahmetag durchzuführen und gleichzeitig die Pflegemitarbeiter:innen auf den Normalstationen zu entlasten.
- Wochenstationen (Mo - Fr)
- Die Wochenstation ist nur von Montag bis Freitag geöffnet. Sie kann flexibel gestaltet werden: Häuserübergreifend, fächerübergreifend und /oder fachspezifisch
- Die Wochenstation ist nur von Montag bis Freitag geöffnet. Sie kann flexibel gestaltet werden: Häuserübergreifend, fächerübergreifend und /oder fachspezifisch
- Stärkung Tageschirurgie
- Umsetzung gemeinsam mit ambulanten Betreuungseinheiten möglich
2025-2030 Weitere Schwerpunktsetzungen und Leistungsoptimierung
Schwerpunkte an Spitalsstandorten setzen, um Ressourcen zu bündeln – Start für Prozess auf mehreren Ebenen im Rahmen eines partizipativen Struktur-Dialogs:
- Dermatologie: Stationärer Teil, Ambulant: Akutversorgung, Wundversorgung, Stomaversorgung, Medikamententestung, Prophylaxe
- Augen:
- Aufteilung der Katarakt-Operationen und IVOM entsprechend den operativen Kapazitäten
- Kernabteilung mit operativem und ambulantem Auftrag neu positionieren
- Urologie: Zusammenführung der beiden Abteilungen
- Neurologie: Zusammenführung der akuten neurologischen Versorgung mit der Stroke-Unit je nach räumlichen Möglichkeiten, idealerweise am Schwerpunktkrankenhaus Feldkirch
- Bauliche Maßnahmen: Zusammenlegung Apotheke und Zytostatika, Räumlichkeiten für extramurale Dialyseversorgung
- Akutgeriatrie & Remobilisation und Nachsorge (RNS) Versorgungskonzept unter Einbeziehung der Standorte Maria Rast, LKH Rankweil, KH Dornbirn
- Abteilungen: regionale Abstimmung (Leistungsangebot Nord/Süd) für GYN/GEB, PÄD, ORTR, ACH
Erfolgsfaktor Kooperation: Versorgungsnetzwerke
mit extramuralen Versorgungszentren:
- Sektorübergreifend (Intra- und Extramural) Koordination der Sekundärprävention, auch über E-Health-Plattformen zur Stärkung der Patient:innenversorgung sowie Entlastung der LKH´s in folgenden Bereichen:
- Verbesserte extramurale Versorgung bei Diabetes Typ II
- Therapiebegleitende onkologische Versorgung während der ambulanten Therapie (tagesklinisch) und verbesserte Nachsorge onkologischer Patienten (insbesondere Rezidiv-Früherkennung) über das Tool „E-Smart“
- Nachsorge Herz-Kreislauf-Erkrankungen (Schwerpunkt Herzinsuffizienz)
- Nephrologisches Screening für Risiko in der Bevölkerung bzw. Patient:innen mit Vorerkrankungen wie Diabetes, Herzinsuffizienz, ….
- Dialyse extramural in Kooperation mit ÖGK
- Ambulante psychiatrische Kurzzeitversorgung, Vor- und Nachsorge
Kompetenzverbünde innerhalb der Spitäler
- Onkologie: Patientenversorgung entsprechend ÖSG (ONKA, ONKS, ONKZ IBK), Koordination über ONKS (LKHF), dislozierte Spezialabteilungen (LKHZ)
- Pädiatrischer Kompetenzverbund VBG: Leistungsabstimmung, Vereinheitlichung der Prozesse, Standortübergreifende Ausbildung der Ärzt:innen
- Neurologie/Stroke: Zuweisungsstrategie zum Schwerpunkt
Sicher durch Krisenzeiten
- Fortführung Vorarlberger Krisenlager für hygienische Grundausstattung im Gesundheitsbereich
- Planung eigenes Medikamentenlager derzeit ausgesetzt, da der Bund Wirkstoff-Lager in Vorarlberg einrichtet.
WEITERE NEWS finden Sie hier: www.landeskrankenhaus.at/news