4.-6. Oktober: Jahrestagung der Österr. Gesellschaften für Nephrologie und Hypertensiologie 03.10.2018
Ab morgen ist Dornbirn das Zentrum der medizinischen Fachexperten für Nierenerkrankungen und Bluthochdruck. Die beiden österreichischen Fachgesellschaften halten ihre Jahrestagung gemeinsam ab, erwartet werden über 200 Besucher. Der nephrologische Schwerpunkt 2018 liegt auf innovativen Therapiekonzepten mit ihren Möglichkeiten und Nebenwirkungen. Aus hypertensiologischer Sicht steht u.a. die Verbesserung der Patientenbeteiligung am Therapieprozess mit den Möglichkeiten der Telemedizin am Programm. Auch die neuen Hypertonie-Richtlinien der österreichischen Gesellschaft für Hypertonie werden präsentiert. Tagungspräsidenten sind Prim. Prof. Dr. Karl Lhotta von der Inneren Medizin III (Nephrologie) am LKH Feldkirch sowie Dr. Christian Koppelstätter PhD aus Innsbruck.
„Wir freuen uns über zahlreiche Anmeldungen und auch auf ein fachlich hochinteressantes Programm, von dem alle Teilnehmenden profitieren werden“, informiert Organisator und der Präsident der Österr. Gesellschaft für Nephrologie Prim. Prof. Dr. Karl Lhotta, Abteilungsleiter der Inneren Medizin III (Nephrologie) am Schwerpunktkrankenhaus Feldkirch. Einer der Höhepunkte ist der Festvortrag zum Thema ‚Möglichkeiten und Grenzen der innovativen Gentherapie‘ mit Ausblick auf die Medizin der Zukunft. Daneben stehen nephrologische Schwerpunkte wie die Onkonephrologie, die Nierenlebendspende, Nierenarterienstenosen oder die Gefäßalterung u.v.m. am Programm. Die Hypertensiologen bieten innovative Themen wie die Telemedizin und ihre Vorteile, neue Medikamente in der Blutdrucktherapie sowie die neuen Richtlinien zur Blutdrucktherapie der Gesellschaft. Das Symposium findet von 4. bis 6. Oktober im Kulturhaus in Dornbirn statt, erwartet werden über 200 Expertinnen und Experten.
CRISPR-Cas9: Wie die Genschere die Medizin verändern wird ´
Besonderer Gastredner ist Prof. Dr. Toni Cathomen, Direktor des Instituts für Transfusionsmedizin und Gentherapie am Universitätsklinikum Freiburg. Seine Forschungsaktivitäten konzentrieren sich auf die Entwicklung von Zelltherapien auf der Basis induzierter pluripotenter Stammzellen, die Verbesserung der Effektivität und Sicherheit von Designer-Nukleasen (CRISPR-Cas und TALEN) sowie die Entwicklung und Herstellung gen-editierter Stammzell- und Immunzellpräparate zur Behandlung der HIV-Infektion, primärer Immundefekte sowie bestimmter Krebsentitäten. „Die Veränderung der genetischen Information mittels der Genschere mit spezifischen sog. Nukleasen hat eine neue Ära in der Gentherapie eingeläutet. Krankheiten, die mittels herkömmlicher Gentherapieverfahren nicht behandelbar waren, wie etwa vererbbare Erkrankungen oder Infektionskrankheiten, können nun durch präzise Genomchirurgie therapiert werden“, so Prof. Cathomen. In seinem Vortrag wird er die Grundlagen der Genom-Veränderung und den aktuellen Stand der Technik zusammenfassen. „Ich werde mich insbesondere auf die Fortschritte konzentrieren, die bei der Optimierung der Spezifität von Designer-Nukleasen gemacht wurden, werde an einigen Beispielen aufzeigen, wie die Gen-Editierung erfolgreich zur Behandlung von Erb- und Infektionskrankheiten eingesetzt wird“, informiert Prof. Cathomen. Den Abschluss bildet ein Ausblick darüber, wie Gen-Scheren die Medizin von morgen verändern werden.
Onkonephrologie: Nierenerkrankungen bei Patienten mit Krebsleiden
OA Priv.-Doz. Dr. Thomas Winder, PhD, Innere Medizin II, Abteilung für Gastroenterologie, Hämatologie und Onkologie am LKH Feldkirch, referiert über Nebenwirkungen von onkologischen Behandlungen und ihre Bedeutung für die Niere. „Diese haben spezielle Charakteristika und diese Erkrankungen benötigen häufig eine gezielte Behandlung. Die Entwicklung neuer, meist zielgerichteter Behandlungen für Krebspatienten (von konventioneller Chemotherapie bis zur Immuntherapie) hat insbesondere im letzten Jahrzehnt das Überleben der Patienten deutlich gesteigert“, lautet seine erfreuliche Nachricht. Allerdings „hat sich das Spektrum der Nebenwirkungen jedoch auch wesentlich gewandelt. Die Onkonephrologie ist eine wachsende Subspezialisierung, die sich auf die komplexen Beziehungen zwischen Krebsleiden und Nierenerkrankungen fokussiert.“ Die Nierenschädigungen können vom akuten Nierenversagen, akuten Nierenentzündungen, Elektrolytverschiebungen bis hin zum Bluthochdruck reichen und treten häufig als Konsequenz der Krebsbehandlung auf. Umgekehrt können aber auch häufig Nierenschädigungen frühe Anzeichen einer Krebserkrankung sein. Daher ist eine enge Zusammenarbeit zwischen Onkologen und Nephrologen unerlässlich, um den Patienten mit Krebsleiden und begleitender Nierenerkrankung die bestmöglichste Behandlung bieten zu können.
Themenschwerpunkt Gefäßsteifigkeit, -alter und -verkalkung
Ein weiterer Themenschwerpunkt widmet sich der Beschaffenheit der Gefäße. Im Rahmen des Symposiums „Gefäßsteifigkeit, Gefäßalter und Gefäßverkalkungen“ gehen namhafte Experten wie z.B. OA Doz. Dr. Emanuel Zitt von der Nephrologie Feldkirch auf das faszinierende Konzept des Gefäßalterns und Nierenerkrankungen als prominente Ursache frühzeitiger Gefäßschädigung ein: „Ein Mensch ist so alt wie seine Gefäße, wusste bereits der berühmten Arzt und Vater der modernen Medizin Sir William Osler (1849-1919). Chronische Nierenerkrankungen führen auf vielfältige Art und Weise zu Gefäßveränderungen, die sich in vorzeitig gealterten und steifen Gefäßen mit ausgeprägter Verkalkung niederschlagen.“ Dr. Zitt informiert u.a. über die Gründe für Gefäßalterung: „Über die klassischen Risikofaktoren für Herz-Kreislauferkrankungen hinaus sind ein chronischer Entzündungszustand, Flüssigkeitsüberladung und Störungen im Knochen- und Mineralstoffwechsel für dieses vorzeitige Altern der Gefäße und die damit einhergehende erhöhte Sterblichkeit verantwortlich.“
Telemedizin in Österreich bei Herz und Blutdruck
Die Digitalisierung nimmt auch im Gesundheitswesen eine immer stärker werdende Rolle ein. „Durch „Digital Healthcare“ - konkret in Form von Telegesundheitsdiensten - ergeben sich neue Möglichkeiten in der Betreuung von Patienten mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie z.B. Herzinsuffizienz oder Bluthochdruck“, informiert Dr. techn. Robert Modre-Osprian beim Kongress. Er ist Senior Research Engineer und Projektmanager am Austrian Institute of Technology und wirkte maßgebend mit an der Gestaltung des ersten Telegesundheitsdienstes in der Regelversorgung - HerzMobil Tirol - und ist technischer Leiter des „Disease-Management-Programms“ (DMP) für Herzinsuffizienz. Diese integrierten Programme binden auch die niedergelassenen Ärzte und ambulant eingesetzten Pflegefachkräfte mit ein und haben den höchsten Empfehlungsgrad der Europäischen Guidelines für Herzinsuffizienz.
Speziell „HerzMobil“ dient akut kardial dekompensierten Patienten: Inhalte sind ein Schulungsprogramm und telemedizinische Betreuung eingebettet in ein Netzwerk aus Koordinator, Klinikärzten, Pflegefachkräften, Ärzten im niedergelassenen Bereich und bei Bedarf anderen Gesundheitsversorgern. „Das Ziel ist ein sicherer Umgang der Patienten mit ihrer Herzerkrankung und damit verbunden eine deutliche Steigerung der Lebensqualität für Patienten und deren Angehörige sowie eine Senkung der Krankenhauswiederaufnahmerate bzw. eine Reduzierung der Aufenthaltsdauer im Falle einer Krankenhauswiederaufnahme“, erklärt Dr. Modre-Osprian. Das Austrian Institute for Technology ist gemeinsam mit den Ländern Tirol und Steiermark sowie die Versicherungsanstalt für Eisenbahnen und Bergbau und den Gebietskrankenkassen in Tirol und der Steiermark Pionier und Wegbereiter für Digital Health in Österreich.
Neue Hypertonie-Richtlinien
Nachdem aufgrund neuer Studien die Amerikanische Gesellschaft für Hypertonie die Grenzwerte für hohen Blutdruck sowie die Behandlungsziele drastisch nach unten korrigiert hat, werden am Kongress erstmals die mit Spannung erwarteten Empfehlungen der Österreichischen Gesellschaft für Hypertensiologie präsentiert werden.
Wissenschaftliches Programm im Detail: https://www.oeghn2018.at/wissenschaftliches-programm.html
Fachtagung Donnerstag, ab 15 Uhr
Donnerstag 19-20:00 Uhr: Eröffnung & Vortrag CRISPR-Cas9 - Wie die Genschere die Medizin verändern wird (Prof. T. Cathomen)