LKH Feldkirch: Neuigkeit in der Thoraxchirurgie 05.06.2019
Individuell angepasste Rippenprothese deckt Löcher bei Brustwanddefekten
Am akademischen Schwerpunktkrankenhaus Feldkirch konnte einem Patienten durch eine neue Operationsmethode an der Brustwand und einer eigens angefertigten Rippenbogenprothese zu einer besseren Lebensqualität verholfen werden. Der Patient litt an einem großen bindegewebeartigen Tumor am Brustkorb, der auch die Rippen befallen hatte. „Die während der OP entfernten Rippen konnten durch eine individuell, in Italien angepasste, Rippenprothese erfolgreich ersetzt werden, sodass der Patient uneingeschränkt leben kann“, beschreibt Dr. Paolo Girotti, leitender Oberarzt der Abteilung für Allgemein-, Viszeral- und Thoraxchirurgie im LKH Feldkirch das erfreuliche Ergebnis.
Die Thoraxchirurgie ist ein chirurgisches Spezialgebiet, das sich mit den Erkrankungen und Verletzungen der Brustwand und allen Organen im Inneren des Brustraumes (mit Ausnahme von Herz und Hauptschlagader) befasst. Im LKH Feldkirch können nunmehr auch Patienten mit komplexen Tumoren an der Thoraxwand bestens versorgt werden.
Individuelle Rippenprothese führt zu guter Heilung
Der Patient, A. Najar litt an einem Sarkom, einem bindegewebeartigen Tumor, an der linken äußeren Brustwand, das an manchen Stellen auch durch die Rippen hindurch gewachsen ist. Sein jahreslanges Leiden – die Wucherung im Brustbereich stand faustgroß hervor und war demnach eine Einschränkung im Alltag - konnte nun durch eine zweistündige Operation beendet werden. Zuerst wurde das tennisballgroße, aus dem Bindegewebe hervorgehende, bösartige Geschwulst und die befallenen Rippen entfernt. Anschließend wurden die zuvor - eigens individuell für den Patienten - angefertigten Rippenbögen in den Brustraum eingesetzt. „Für den Patienten ist durch diese optimale Deckung der Ausgangszustand vor der Erkrankung wiederhergestellt, er ist von seinem Tumorleiden gänzlich geheilt. Die Prothese vereint sich mit den Knochen des Patienten: Man kann es sich wie das Zusammenwachsen nach einem Knochenbruch vorstellen“, informiert OA Dr. Girotti. „Für diesen Eingriff und die Wiederherstellung muss der Patient eine gute Grundkondition mitbringen“, führt Dr. Girotti weiter aus. „Das Ergebnis macht mich sehr zufrieden. Ich habe dem Team der chirurgischen Abteilung in Feldkirch von Anfang an vertraut“, so der 51-jährige Patient, A. Najar. Die Individualprothese wurde in Modena/Italien aufgrund eines CT (= Computertomographie)–Bildes vom Brustkorb des Patienten maßgeschneidert angefertigt. Sie wurde aus Kunststoff hergestellt und ist ein optimaler Brustwandersatz. Sie ist stabil und stützt und schützt die inneren Organe wie etwas das Herz und die Lunge. Früher hinterließen die entfernten Rippenbögen nach der Brustwand-Resektion (= Entfernung) ein Loch, das lediglich durch ein unförmig gespanntes Netz oder eine Titanplatte substituiert werden konnte. „Therapien dieser Art waren bisher in Vorarlberg nicht ausreichend möglich“, informiert Prim. Prof. Dr. Ingmar Königsrainer, Leiter der chirurgischen Schwerpunktabteilung am LKH Feldkirch sowie der Abteilung für Chirurgie am LKH Bludenz.
Internationales Netzwerk, Expertise und Infrastruktur: Vorteile für Vorarlberger Patienten
Dank des Netzwerkes rund um OA Dr. Paolo Girotti, der das kompetente chirurgische Team am LKH Feldkirch seit April 2018 verstärkt, ist dieser positive Schritt gelungen. Dr. Girotti wurde von Prim. Königsrainer aus einem der größten thoraxchirurgischen Zentren Europas („Istituto Nazionale dei Tumori, Milano“), wo dieser Eingriff von Dr Pastorino entwickelt wurde, an das Schwerpunktkrankenhaus Feldkirch geholt. „Ich freue mich, dass es mit dieser Operation gelungen ist, mein Spektrum aus Mailand hier in Vorarlberg zu implementieren“, betont Dr. Girotti. „Mit dieser zusätzlichen Expertise gibt es nunmehr auch im thoraxchirurgischen Bereich viele neue Möglichkeiten in der Behandlung. Das bedeutet, dass zahlreichen Vorarlberger Patienten weite Wege in andere Zentren außerhalb des Landes erspart bleiben, sie können wohnortnahe versorgt werden“, freut sich Prim. Prof. Dr. Königsrainer. Das Landeskrankenhaus Feldkirch steht insgesamt im Verbund für die große Tumorchirurgie des Bauches und des Thorax. „Der Standort Feldkirch ist ein perfekt ausgestattetes Klinikum und eignet sich ausgezeichnet für die Durchführung der komplexen Thorax- und Ösophagus-Chirurgie, da alle notwendigen Disziplinen im Haus vorhanden sind und die Infrastruktur auf dem modernsten Stand ist. Insbesondere auch vor und nach der Operation besteht hier eine optimale Versorgung der Patientinnen und Patienten“, so Königsrainer.
Schwerpunktsetzung der Chirurgie für Vorarlberg
Prim. Prof. Dr. Königsrainer setzt mit seinem motivierten Team bereits seit einem Jahr neue Akzente im Bereich der großen Viszeralchirurgie. Zahlreiche komplexe tumorchirurgische Eingriffe konnten bereits erfolgreich durchgeführt werden. „Viele Patientinnen und Patienten werden leider häufig als nicht operabel klassifiziert, wenn sie nicht von einem sehr erfahrenen Tumorchirurgen gesehen werden“, erläutert der Leiter der Chirurgie. Ziel ist es, am LKH Feldkirch gemeinsam mit den Experten der betreffenden medizinischen Disziplinen die modernste und individuell beste Therapie anzubieten. Neben der guten Infrastruktur ist es vor allem die räumliche Nähe sowie die gute Zusammenarbeit der an Krebsbehandlung beteiligten Fächer, die diese wichtige Schwerpunktbildung ermöglichen.
Kommentar von Patient A. Najar: „Das Ergebnis macht mich sehr zufrieden. Ich habe dem Team der chirurgischen Abteilung in Feldkirch von Anfang an vertraut.“
Zahlen/Daten/Fakten Schwerpunktabteilung Chirurgie am LKH Feldkirch
- Leitung: Prim. Prof. Dr. Ingmar Königsrainer
- 14 Personen im Ärzteteam
- 22 Personen im Pflegeteam
- 38 Betten