Standortübergreifende Zusammenarbeit zeigt Synergieeffekte 12.11.2021
Tageschirurgie Hohenems kann Angebot an minimalinvasiven Eingriffen weiter ausbauen
Die zwei Abteilungen „Tageschirurgie“ am LKH Hohenems und „Chirurgie“ am LKH Bregenz sind in den vergangenen anderthalb Jahren noch enger zusammengewachsen: Seit Mai 2020 stehen die Teams unter der gemeinsamen Leitung von Primar Priv.-Doz. Dr. Claudius Falch, der von Beginn an auf den Ausbau minimalinvasiver Operationstechniken und endoskopischer Behandlungsstrategien gesetzt hat. Die minimalinvasive Chirurgie hat in den Häusern eine lange Tradition und wird damit weiter vorangetrieben: unter anderem konnte sich die Operationstechnik „E.P.Si.T.“ (Endoscopic Pilonidal Sinus Treatment) nun auch in der Tageschirurgie Hohenems erfolgreich durchsetzen.
Die minimalinvasive endoskopische Operationsmethode, die Prim. Dr. Falch aus seiner Zeit am Universitätsklinikum Tübingen an die Vorarlberger Landeskrankenhäuser gebracht hat, behandelt chronisch-entzündliche Erkrankungen der Gesäßfalte. Die sogenannte Steißbeinfistel (Sinus pilonidalis) betrifft überwiegend junge Menschen im Alter zwischen 16 und 30 Jahren. Meist sind es eingewachsene Haare, die zur Entzündung führen. Die Erkrankung kann aber auch bei geringer Körperbehaarung auftreten. Die Fisteln schmerzen vor allem im Sitzen.
Kleiner Eingriff, große Wirkung
Der Eingriff kann in Hohenems tageschirurgisch durchgeführt werden. Das heißt, dass die Patient:innen bereits wenige Stunden nach der Operation wieder nach Hause gehen dürfen. Bei der “E.P.Si.T“-Methode wird ein kleines Endoskop (4 mm) verwendet: „Der Vorteil gegenüber den herkömmlichen Operationen, insbesondere zu der offenen OP-Variante, ist die deutlich kleinere Wunde. Sie beträgt etwa ein bis anderthalb Zentimeter im Durchmesser und bereitet kaum Schmerzen. Die Methode ermöglicht es den Patient:innen, schon nach ein bis zwei Tagen wieder zur Schule, zur Ausbildung oder Arbeit zu gehen“, erklärt Prim. Dr. Claudius Falch. „Auch die Langzeiterfolge sind den herkömmlichen Methoden mindestens gleichwertig, wenn nicht sogar überlegen.“ Somit ist die herkömmliche radikale Operationsmethode mit langwieriger Wundheilung praktisch komplett verschwunden.
Rasche und unkomplizierte Hilfe
Eine Variante dieser Technik ermöglicht auch die Schließmuskel-schonende Therapie komplexer Analfisteln („VAAFT“ - Video-Assisted Anal Fistula treatment). Der Vorteil zu den alternativen Operationen ist, dass der komplette Eingriff unter Sicht erfolgt“, ergänzt der Spezialist. Fisteln sind Gänge, die durch Entzündungen entstehen und sich selten von alleine verschließen. Sie bieten sich für die minimalinvasive Behandlung „von innen“ mit einem Endoskop an. Sofern es sich um eine unkomplizierte Analfistel handelt, ist diese Operationsmethode ideal für das tageschirurgische Konzept in Hohenems. Und durch die hervorragende Kooperation zwischen den Standorten Hohenems und Bregenz können zudem komplizierte Analfisteln mit dieser Methode vom selben Team während eines kurzen stationären Aufenthalts am LKH Bregenz operiert werden.
Fisteln im Anal- und Steißbeinbereich sind häufige Erkrankungen. Und sie bedeuten eine deutliche Einschränkung der Lebensqualität: „Die Beschwerden sind allerdings oft mit Scham behaftet“, fügt Dr. Falch hinzu. „Die Dunkelziffer nicht diagnostizierter Fistelleiden wird dementsprechend hoch eingeschätzt.“ Dabei kann gerade eine Tageschirurgie rasche und unkomplizierte Abhilfe schaffen.
Tageschirurgie als Angebot
In der Regel informieren Fachärzt:innen im niedergelassenen Bereich die Patient:innen über die tageschirurgischen Möglichkeiten und besprechen die Vorteile einer Überweisung. Die Tageschirurgie ist ein Angebot, kein Muss. In Frage kommen Menschen, die – abgesehen vom bevorstehenden Eingriff – gesund und in ein familiäres Umfeld eingebettet sind, das sich im Anschluss an die OP zu Hause um die Nachsorge kümmern kann. „Wir wissen, dass eine Operation die betroffenen Menschen psychisch belasten kann. Und wir wissen auch, dass sich ein kurzer Spitalsaufenthalt beruhigend auswirken und die Heilung in gewohnter Umgebung rascher erfolgen kann“, erklärt Primar Claudius Falch.
Zusammenspiel von erfahrenem Personal
In den 14 Jahren seit Einführung einer eigenständigen Abteilung „Tageschirurgie Hohenems“ haben über 2.400 Patient:innen jährlich eine ambulante oder tageschirurgische Behandlung in Anspruch genommen. Möglich ist das nur durch ein perfektes Zusammenspiel von erfahrenem Personal und laufend weiterentwickelten Operations- und Anästhesietechniken. Das Expertenteam in Hohenems arbeitet eng – teils standortübergreifend – mit dem Landeskrankenhaus Bregenz zusammen. Dadurch kann die Abteilung Allgemeinchirurgie der Tageschirurgie Hohenems inzwischen ein breites Spektrum an Eingriffen anbieten. „Zu den häufigsten Eingriffen zählen Krampfadern-OPs sowie Operationen nach Leistenbrüchen. Auch diese Eingriffe führen wir rund zur Hälfte bereits minimalinvasiv durch“, erklärt der geschäftsführende Oberarzt Dr. Wolfgang Riediger.
Um die Patient:innen kümmert sich ein 44-köpfiges Team. In zwei Operationssälen werden, einschließlich der Abteilung für Unfallchirurgie, täglich bis zu 15 Eingriffe durchgeführt. „Unser Team ist sehr erfahren und so gut ausgebildet, dass es jederzeit in den Notfallmodus umschalten kann, wenn es die Situation erfordert. Die exakte Vorausplanung lässt zudem Platz für Unvorhergesehenes wie etwa Unfälle“, sagt Jasmine Maierhofer, diplomierte OP-Pflegefachkraft und stellvertretende Stationsleitung.
Kurze OP-Wartezeiten und flexible Termine
Die Tageschirurgie in Hohenems ist aktuell mit fünf Zimmern und zehn Betten ausgestattet. Hier wird es den Patient:innen ermöglicht, sich in einer ruhigen und angenehmen Umgebung auf den Eingriff vorzubereiten. Als Frischoperierte wachen sie dann wieder in ihrem Bett direkt in den Zimmern auf, den üblichen „Aufwachraum“ gibt es hier nicht. Die Patient:innen sind also zu jeder Zeit ihres kurzen Spitalsaufenthaltes mit allen Vorteilen einer Bettenstation betreut. Die Verweildauer auf der Station ist dabei so lang wie nötig und so kurz wie möglich. Das bietet den Vorteil, dass die Wartezeiten auf eine Operation kurz sind und die OP-Termine sehr flexibel vergeben werden können. „Das spart den Patient:innen nicht nur Zeit und Nerven“, fasst Prim. Dr. Claudius Falch zusammen, „die kurze Verweildauer wirkt sich auch positiv auf das Gesundheitssystem aus – und das kommt wiederum Patient:innen in anderen Bereichen zugute“.
Ist schließlich der tageschirurgische Eingriff in Hohenems samt häuslicher Pflege zu Hause wie geplant verlaufen, werden die Patient:innen ein paar Tage später noch einmal zur Kontrolle in die Ambulanz des LKH bestellt. Danach geht es - wenn nötig - in der Facharztpraxis weiter.
Einen virtuellen Einblick in die Arbeit der Abteilung „Tageschirurgie“ am LKH Hohenems finden Sie in unserem Filmbeitrag: