Spitzenleistungen in der medizinischen Forschung 30.11.2023
Durig-Böhler Gedächtnispreis und Preis der Ärztekammer Vorarlberg vergeben: Eine Bühne für die Wissenschaft bot sich am vergangenen Dienstag im Panoramasaal des Landeskrankenhauses Feldkirch. In einem Festakt haben die Gesellschaft der Ärzte in Vorarlberg (GÄV) und die Ärztekammer Vorarlberg die besten international publizierten Forschungsarbeiten des Landes ausgezeichnet. Der Durig-Böhler-Gedächtnispreis 2023 ging an OÄ Dr.in Sylvia Mink. Die Medizinerin konnte nachweisen, dass die Höhe des Antikörperspiegels gegen SARS-CoV-2 mit der Sterblichkeit von hospitalisierten COVID-19-Patient:innen in Verbindung steht. OA DDr. Peter Tschann erhielt für seine wissenschaftlichen Erkenntnisse zur sicheren Anwendung der Roboterchirurgie in der Behandlung von Dickdarmkrebs sowohl den Durig-Böhler Gedächtnispreis 2022 als auch den Preis 2022 der Ärztekammer Vorarlberg. „Seit nunmehr 70 Jahren verfolgt unsere Gesellschaft konsequent das Ziel, wissenschaftliche Aktivitäten im Land zu fördern und zu entwickeln“, betont GÄV-Präsident und Leiter der Abteilung für Orthopädie und Traumatologie Primar Priv. Doz. Dr. René El Attal. „Der Durig-Böhler-Preis, den wir heuer bereits zum 45. Mal vergeben, ist Ansporn und Wertschätzung zugleich.“
Die medizinische Forschung spielt eine wesentliche Rolle dabei, das Verständnis für Krankheiten zu vertiefen, innovative Behandlungsmethoden wie auch wirkungsvolle Präventionsmaßnahmen zu entwickeln und damit die Gesundheitsversorgung kontinuierlich zu verbessern. Vorarlberger Mediziner:innen, die auf diesem Gebiet Exzellentes geleistet haben, wurden am Abend des 28. November im Rahmen der Verleihung des Durig-Böhler-Preises der Gesellschaft der Ärzte in Vorarlberg und des Preises der Ärztekammer Vorarlberg vor den Vorhang geholt.
Mit dem Festakt findet eine jahrzehntelange Tradition der Anerkennung und Förderung von Wissenschaft, Forschung und Ausbildung ihre Fortsetzung: Der Durig-Böhler Preis wird seit über 40 Jahren an Mediziner:innen vergeben, die an Institutionen im Land tätig sind und ihre Forschungsarbeit in einer international anerkannten Fachzeitschrift veröffentlichen konnten. Auch der 2004 initiierte Preis der Ärztekammer Vorarlberg wird an Ärzt:innen für publizierte wissenschaftliche Arbeiten verliehen, ebenso werden Leistungen auf dem Gebiet der praktischen Medizin gewürdigt. Überreicht wurden die Auszeichnungen in diesem Jahr von Priv. Doz. Dr. René El Attal, Präsident der Gesellschaft der Ärzte in Vorarlberg, und Ärztekammer-Präsident MR Dr. Burkhart Walla.
In seiner Rede hob Priv. Doz. Dr. El Attal auch die Bedeutung einer Medizin-Universität in Vorarlberg hervor: „Das ist ein Zukunftsprojekt mit unendlich vielen Chancen für Ärzt:innen, Spitäler und das Land Vorarlberg.“ Mit einer eigenen Universität ließe sich nicht nur dem Mangel an medizinischem Personal gegensteuern, diese würde auch der Wissenschaft einen fruchtbaren Boden bieten: „Und ohne Wissenschaft gibt es keine Weiterentwicklung.“
Antikörper gegen SARS-CoV-2 und Mortalität von hospitalisierten COVID-19-Patient:innen
Dr.in Sylvia Mink, bereichsleitende Oberärztin für medizinische und chemische Labordiagnostik im Medizinischen Zentrallabor Feldkirch, wurde für ihre wissenschaftliche Leistung mit dem Durig-Böhler-Gedächtnispreis 2023. Ihre im „Journal of Internal Medicine“ veröffentlichte Forschungsarbeit untersucht, ob die Höhe des Antikörperspiegels gegen SARS-CoV-2 bei stationärer Aufnahme mit der Mortalität von COVID-19-Patient:innen assoziiert sind. „In einer prospektiven multizentrischen Kohortenstudie an 1152 hospitalisierten Patient:innen konnten wir zeigen, dass Patient:innen, die nicht überlebten, bei stationärer Aufnahme signifikant niedrigere Antikörperspiegel hatten als Patient:innen, die überlebten.“ Patient:innen, die mit der vorherrschenden Omicron-Variante infiziert waren, hatten ein drei- bis vierfach erhöhtes Risiko zu sterben, wenn die Antikörperspiegel bei Aufnahme unter 1200BAU/ml lagen. „Dieses Ergebnis unterstreicht die Bedeutung von regelmäßigen Booster-Impfungen, insbesondere für gefährdete Patient:innengruppen“, betont Dr.in Mink.
Robotik in der Behandlung des Dickdarmkrebses ist sicher anwendbar
Sowohl der Durig-Böhler-Preis 2022 als auch der Preis der Ärztekammer 2022 ging an OA DDr. Peter Tschann. Der Oberarzt an der Abteilung für Allgemein-, Viszeral- und Thoraxchirurgie am LKH Feldkirch durfte damit wie schon im Jahr zuvor zwei Auszeichnungen mit nach Hause nehmen. Seine Forschungsarbeit im Bereich der robotischen Chirurgie wurde in der Fachzeitschrift „Cancers“ publiziert. Die wissenschaftliche Studie beschäftigt sich mit dem Vergleich von konventionell minimal-invasiv („Knopfloch-Chirurgie“) durchgeführten onkologischen Eingriffen und robotisch operierten Patient:innen mit Dickdarmkrebs bei Einführung des robotischen Programmes.
Die onkologische Qualität sowie die Radikalität (die Anzahl der entfernten Lymphknoten) waren bei beiden Methoden vergleichbar, während die Rate an postoperativen Komplikationen bei beiden Methoden sehr niedrig ausfiel. Die Anzahl an Umsteigeoperationen – ein Umstieg von minimal-invasiver auf offene Chirurgie bei intraoperativen Problemen – war bei robotisch operierten Patient:innen deutlich niedriger. „Die Ergebnisse sprechen für die Robotik, da wir noch am Beginn der Lernkurve stehen und schon jetzt vergleichbare Ergebnisse vorfinden“, erläutert DDr. Tschann. „Intraoperative Vorteile, wie das Operieren auf engstem Raum oder das Anlegen von Darmnähten im Körper, sind neben einer stabilen Visualisierung in 3D die größten Vorteile des OP-Roboters.“ Das zeigten auch die evaluierten Daten.
> Der „Durig-Böhler-Gedächtnispreis“ ist nach den bedeutenden Vorarlberger Ärzten Prof. Arnold Durig und Prof. Lorenz Böhler benannt. Er wurde zur Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses und der wissenschaftlichen Arbeit in Vorarlberg gestiftet und beinhaltet neben der Ehrung und der Überreichung einer Urkunde an den Erstautor auch eine finanzielle Zuwendung, die zu gleichen Teilen von der Gesellschaft der Ärzte, dem Land Vorarlberg und der Ärztekammer Vorarlberg gestiftet wird.
- Arnold Durig war Ordinarius am Lehrstuhl für Physiologie der medizinischen Fakultät an der Universität Wien. Er gilt als Pionier der Ernährungs-, Stoffwechsel- und Höhenphysiologie und war 1951 erster Ehrenpräsident der Gesellschaft der Ärzte in Vorarlberg.
- Lorenz Böhler wird als Wegbereiter und Visionär der modernen Unfallchirurgie anerkannt. Seinen Initiativen ist die Etablierung unfallchirurgischer Fachkrankenhäuser und Rehabilitationseinrichtungen zu verdanken.
- Durig und Böhler haben das Konzept der wissenschaftlichen Sitzung vorbildhaft mitentwickelt: Ziel war es, medizinisches Wissen, das seit jeher einer rasanten Weiterentwicklung ausgesetzt war, innerhalb der Ärzteschaft zirkulieren zu lassen.
Die Gesellschaft der Ärzte in Vorarlberg will dieses Konzept fortführen und erweitern.
> Die Gesellschaft der Ärzte in Vorarlberg (GÄV) begreift sich als Plattform für Forschung, Wissenschaft und Fortbildung und versucht, mit modernen und zukunftsweisenden Diskussionsschwerpunkten einen Beitrag zur Weiterentwicklung der Medizin in Vorarlberg zu leisten. Insgesamt zählt die Gesellschaft mehr als 400 Mitglieder.
> Der Preis der Ärztekammer Vorarlberg wurde im Jahr 2004 von der Ärztekammer initiiert. Damit sollen sowohl in den Vorarlberger Krankenhäusern als auch im niedergelassenen Bereich hochrangige wissenschaftlich Arbeiten und praktische Leistungen von Ärztinnen und Ärzten eine entsprechende Würdigung erfahren.
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