Schluss mit Schweiß 17.06.2019
LKH Feldkirch: Plastische Chirurgie bietet neue Behandlungsmethode bei übermäßigem Schwitzen
Jeder 10. Mensch leidet an übermäßigem Schwitzen unter den Achseln, von einer sogar krankhaften Hyperhidrose sind ca. 2,8% der Bevölkerung betroffen. Die Abteilung für Plastische Chirurgie am LKH Feldkirch bietet nun eine neue, schonende Methode an, mit welcher übermäßiger Achselschweiß um über 80% und dauerhaft reduziert werden kann. Die Behandlung erfolgt ambulant mittels Mikrowellenenergie und ist nicht-invasiv.
Schwitzen ist ein natürlicher Schutzmechanismus des Körpers vor Überwärmung. Wenn sich der Organismus in der prallen Sonne, bei anstrengender körperlicher Aktivität oder in der Sauna aufheizt, wird die übermäßige Körperwärme durch Schwitzen abgegeben. Auch bei Aufregung oder dem Verzehr scharfer Speisen beginnen die meisten Menschen zu schwitzen. Daneben gibt es Menschen, die generell und übermäßig stark schwitzen. „Eine solche Hyperhidrose kann die Lebensqualität der Betroffenen erheblich einschränken. Es kommt zur Schweißabsonderung, die das erforderliche Maß zur Thermoregulation übersteigt oder der emotionalen Situation unangepasst ist“, erklärt Prim. Doz. Dr. Gabriel Djedovic, Leiter der Schwerpunktabteilung für Plastische Chirurgie am LKH Feldkirch. In Österreich leiden ca. 150.000 Personen unter der sog. primären, meist isolierten axillären Hyperhidrose. Diese primäre Hyperhidrose ist oft genetisch bedingt, beginnt in der Kindheit oder Pubertät und wird vor allem durch Stress, Angst oder übermäßige Anspannung ausgelöst (im Gegensatz zur sekundären Hyperhidrose: Diese kann symptomatisch für eine Grunderkrankung sein – z.B. bei einer Schilddrüsenfehlfunktion oder auch einer Krebserkrankung).
Schweiß – schambesetztes Tabuthema
„Betroffene sollten übermäßigen Schweiß beim Arzt abklären lassen. Bisher ist es so, dass nur in etwa 55 – 60% der Fälle ein Arzt aufgesucht wird“, informiert Abteilungsleiter Doz. Dr. Djedovic. Eine Hyperhidrose schränkt Betroffene im Alltag ein, das Tabuthema kann sich auch negativ auf die Psyche auswirken: Viele entwickeln ein Schamgefühl aufgrund des Schwitzens, der Schweißflecken und/oder des Schweißgeruchs. Vor allem im beruflichen Kontakt mit anderen Menschen stellt übermäßiges Schwitzen eine hohe psychische Belastung dar. Den Betroffenen in Vorarlberg kann nun im LKH Feldkirch geholfen werden, bei entsprechender medizinischer Indikation werden die Kosten von der Krankenkassa übernommen.
Schonende Thermolyse im Achselbereich: einmalige, ambulante Behandlung
Die Abteilung für Plastische Chirurgie bietet ab sofort eine nicht invasive (d.h. operationslose), dauerhafte Lösung zur Behandlung von axillärer Hyperhidrose an: Mittels kontrollierter Thermolyse (Mikrowellen) werden Schweiß- und Geruchsdrüsen sowie Haarfollikeln gezielt zerstört, meist reicht eine einzige, ambulante Behandlung für ein dauerhaftes Ergebnis aus, manchmal braucht es eine zweite Behandlung. Nicht nur das vermehrte Schwitzen unter den Achseln, sondern auch unangenehmer Schweißgeruch und die axillärer Behaarung können so auf schonende und vor allem schmerzfreie Weise beseitigt werden. “Die Erfolgsquote liegt bei 82% nach nur einer Behandlung, die Patientenzufriedenheit bei über 90%“, erklärt Dr. Marion Dietl, behandelnde Ärztin an der Plastischen Chirurgie am LKH Feldkirch. Nach einem ersten Arzt-Patienten-Gespräch wird als erster Schritt ein sog. „Schwitztest“ vorgenommen: „Dabei wird in der Achsel des Patienten eine Jod-Stärke-Lösung aufgetragen, innerhalb von einer Minute verfärben sich die betroffenen Stellen mit den Schweißporen. Das gibt uns Aufschluss über die Menge des Schweißes sowie die betreffenden Areale.“ Dann wird in einem weiteren Schritt der Anwendungsbereich genau markiert, der Patient erhält eine örtliche Betäubung und mittels eines Handstücks nimmt der Arzt die Behandlung vor. Nach der Behandlung ist keine oder nur eine minimale Ausfallzeit zu erwarten. Der Patienten kann im Normalfall direkt nach der Behandlung wieder den normalen Aktivitäten nachgehen, arbeiten und üblicherweise nach einigen Tagen wieder Sport treiben. Leichte Schmerzen oder Schwellungen sind normal und klingen meist innerhalb weniger Wochen ab. Einige Patienten haben kurzzeitig ein verändertes Hautgefühl in der Achselhöhle oder an den Oberarmen, das nach und nach zurückgeht. Es kommt auch nicht zum kompensatorischen Schwitzen, wie oft vermutet wird. Auch die Befürchtung, ob die Achselschweißdrüsen nicht benötigt werden, ist nicht nötig: „Unser Körper besitzt mehr als 4 Mio. Schweißdrüsen. Nur etwa 2% davon befinden sich in den Achselhöhlen. Die Beseitigung dieser 2% beeinträchtigt die Kühlfunktion des Körpers nicht“, so Dr. Dietl.
Thermolysebehandlung bietet viele Vorteile für Patienten
Die Methode der kontrollierten Thermolyse hat gegenüber den bisherigen Behandlungsoptionen viele Vorteile: Eine Behandlung stellt etwa die Injektion von Botox dar, die allerdings nur temporär ist und alle 4-6 Monate wiederholt werden muss. Ein anderer Weg wäre die Operation, das bedeutet einen chirurgischen Eingriff, häufig mit Wundheilungsstörungen und einer längeren Erholungsdauer verbunden. Die Thermolyse bietet den Vorteil, dass sie nicht invasiv in lokaler Betäubung durchgeführt wird, dass es kaum Nebenwirkungen gibt und dass der betroffene Patient nach der Behandlung unmittelbar in den gewohnten Alltag zurückkommt. „Die Methode der Thermolyse ist bei axillärer Hyperhidrose ab sofort bei uns am LKH Feldkirch durchführbar. Betroffene können sich über das Sekretariat der Plastischen Chirurgie unter der Telefonnummer +43 5522 / 303 -1800 einen Termin vereinbaren“, beschreibt Abteilungsleiter Doz. Dr. Djedovic den Ablauf für betroffene Patienten.