Pyrotechnik am Funkensonntag: Achtung vor Feinstaubbelastung 15.02.2018
Am kommenden Wochenende findet wieder das beliebte Brauchtum des “Funkensonntags” in Vorarlberg statt. Was sich in den letzten Jahren mitentwickelt hat, ist die gleichzeitige Veranstaltung eines Feuerwerks. Allerdings ist hier größte Vorsicht in vielerlei Hinsicht geboten: Einerseits steigt durch das Feuerwerk die Feinstaubbelastung, andererseits passieren immer wieder Verletzungen beim Abfeuern der Feuerwerkskörper. Mediziner Dr. Walter Widder, LKH Feldkirch, informiert und klärt über die Risiken auf.
Bald findet wieder das traditionelle Funkenwochenende statt. So alt das Brauchtum ist, beinhaltet es auch erhebliche Gefahren und Belastungen für bestimmte Personengruppen und die Umwelt - „besonders, wenn Feuerwerke zusätzlich involviert sind“, warnt Dr. Walter Widder vom LKH Feldkirch. „Zu den Risikogruppen, die z.B. von der Feinstaubbelastung bedroht sind, zählen ältere Menschen, jene mit Atemwegserkrankungen und Kinder.“ Weiters sind auch immer wieder Verletzungen beim Feuerwerk aufgrund von unprofessionellem Handling im privaten Bereich zu verzeichnen.
Verletzungen und Verletzungsmuster durch Feuerwerk
Auch zum diesjährigen Jahreswechsel erhob die Vlbg. Krankenhaus-Betriebsges.m.b.H. wieder die Zahlen zu den pyrotechnischen Unfällen: Insgesamt 15 Verletzte wurden zu Silvester 2017/2018 in den Vorarlberger Krankenhäusern behandelt. Das Durchschnittsalter lag bei 29 Jahren (von 5 bis 51 Jahre), darunter waren drei Kinder unter 16 Jahren (5, 8 und 13 Jahre). Insgesamt waren es 12 männliche und 3 weibliche Patienten, ein Patient musste sogar stationär behandelt werden. Zu den häufigsten Verletzungen zählen Verbrennungen des ersten und zweiten Grades an Händen, Augenverletzungen (inkl. Fremdkörper) oder Knalltraumen.
Gesundheitsrisiko durch Feinstaubbelastung
Feuerwerkskörper benötigen einerseits Treibmittel, damit die Rakete überhaupt in die Luft steigt und andererseits enthalten sie chemische Elemente, die die Farbeffekte erzielen (Erdalkali-Metalle wie z.B. Strontium). „Wurde früher als Treibmittel das hochgiftige Hexachlorbenzol (HCB) verwendet, ist es heute so, dass sich wahrscheinlich daran etwas geändert hat, aber die Produktdeklaration nach wie vor nicht eindeutig ist. Auch offizielle Stellen haben mir bisher keine Auskunft über die heutige Zusammensetzung gegeben. Also kann auch der kritische Konsument nicht wirklich kontrollieren“, beanstandet Pathologe Dr. Walter Widder vom LKH Feldkirch. Dabei gibt es sog. kontrollierte Feuerwerkskörper, aber leider auch zahlreiche illegal importierte, bei welchen die Zusammensetzungen erst recht problematisch sein könnte, warnt Widder. Treibmittel und chemische Elemente gelangen durch den Abschuss in die Luft als Partikel. Diese sehr kleinen Partikel bleiben dann nach dem Abschuss als Aerosole (Schwebstoffe) in der Luft, weil sie so klein sind, dass sie nicht gleich absinken.
Das bedeutet für ältere Menschen, solche mit mit Atemwegserkrankungen und Kinder ein erhöhtes Gesundheitsrisiko. Kinder z.B. haben ein empfindlicheres Bronchialsystem, da die Durchmesser der Bronchien kleiner sind und der eingeatmete Feinstaub kann als Irritantium auf die Bronchialschleimhaut einwirken und so zu Entzündungen der Atemwege führen.
Feinstaub und Ultrafeinstaub
Der Wert für Feinstaub gilt für Partikel unter 10 Mikrogramm (PM10 Wert), also ein zehnmillionstel Gramm. Je kleiner die Partikel sind, desto gefährlicher sind sie, größere Partikel z.B. können ausgehustet werden. Besonders Ultrafeinstaub, kann tief in die peripheren Atemwege eindringen. „Viele Menschen meinen, dass sich diese Schadstoffe irgendwie in Luft auflösen bzw. wissen nichts über deren Toxizität, d.h. Giftigkeit“, erklärt Pathologe Dr. Walter Widder vom LKH Feldkirch. „Letztendlich landen die Partikel allerdings doch in den Böden und gelangen so auch in der Nahrungskette und in das Grundwasser.“