Nach Skiunfall: 19Jähriger entgeht durch Operation nur knapp einer Querschnittlähmung 14.03.2018
Erfolgreiche Behandlung dank reibungsloser Rettungskette und hoher Expertise an der Unfallchirurgie Feldkirch
21. Februar 2018: Der 19-jährige Skiurlauber Janis H. kommt auf der Piste im Montafon heftig zu Sturz. Die Rettungskette wird aufgrund seines Zustandes sofort aktiviert: Pistenrettung, Notarzt und danach Transport ins Schwerpunktkrankenhaus Feldkirch, wo eine Querschnittlähmung festgestellt wurde. Janis hatte Glück im Unglück: Alle notwendigen Faktoren trafen zusammen, sodass er 2 Wochen später das LKH auf beiden Beinen gehend verlassen kann. Eine komplizierte, aber erfolgreiche Operation an der Unfallchirurgie des LKH Feldkirch bewahrte den 19-Jährigen vor einer lebenslangen Querschnittlähmung.
„Janis hatte nach seinem Sturz mit der schwerwiegenden Verletzung enormes Glück, weil es das Schicksal gut gemeint hatte: Die schnelle und reibungslose Rettungskette vom Sturz bis zum Zeitpunkt, als der Patient bei uns im Schockraum lag und auch das Zusammentreffen günstiger Faktoren haben sich gut für Janis‘ Behandlungsverlauf ausgewirkt“, freuen sich Abteilungsleiter Prim. Doz. Dr. René El Attal und Operateur OA Dr. Berthold Meusburger von der Unfallchirurgie am LKH Feldkirch.
Was genau war passiert? Der 19jährige Skiurlauber Janis H. hatte beim Schifahren am Hochjoch im Montafon bei schlechter Sicht einen schweren Sturz erlitten. Er wurde am 21.Februar am Nachmittag per Helikopter ins LKH Feldkirch geflogen und aufgrund der schweren Rückenverletzung mit auftretender Lähmung sofort in den Schockraum gebracht. Die erste Diagnose ergab eine Querschnittlähmung ab dem zweiten Lendenwirbel. Sofort informierte das Schockraum-Team Wirbelsäulenspezialisten OA Dr. Meusburger zuhause, der sich umgehend auf den Weg ins Krankenhaus machte. Die Abklärung im Krankenhaus bestätigte dann den schweren neurologischen Schaden: „Konkret war der Spinalkanal der Wirbelsäule durch ein abgebrochenes Knochenstück zugemauert, das auf die Nervenstränge drückte. Der Patient konnte seine Beine nicht bewegen, zudem war keine Hautempfindung mehr gegeben. Diese klinische Diagnose wurde in der CT-Bildgebung bestätigt“, so Dr. Meusburger. Solche Verletzungen müssen unverzüglich behandelt werden, um die Chancen auf eine Erholung der komprimierten Nervenwurzeln zu erhöhen. Je länger der Schaden besteht, desto höher ist das Risiko eines bleibenden Querschnitts, weil durch die permanente Druckwirkung von außen die Nerven irreparabel geschädigt werden.
Zwei Operationen waren notwendig
„Ich habe Janis unverzüglich operiert - den ersten Eingriff haben wir über den Rücken - also dorsal - vorgenommen. Wir haben den Spinalkanal freigelegt und vorsichtig die dort gelagerten Nervenbahnen zur Seite gehalten, um das Knochenstück, welches beim Sturz von der Wirbelhinterkante abgebrochen und in den Spinalkanal gelangt war, zu entfernen. Gleichzeitig wurde eine erste Stabilisierung des betroffenen Abschnitts der Lendenwirbelsäulen mit Schrauben und Metallstäben vorgenommen. Diese Operation dauerte ca. 4,5 Stunden. Ein zweiter Eingriff war dann eine Woche später noch notwendig, um den hochgradig zerstörten zweiten Lendenwirbel mit einem Cage (Implantat als Wirbelkörperersatz) als Stütze zu versehen. Dieser Cage wurde über einen linksseitigen Zugang hinter den Bauchorganen vorbei eingebracht“, erklärt der erfahrene Unfallchirurg Meusburger. Querschnittverletzungen in dieser Art werden am LKH Feldkirch ca.10 Mal pro Jahr operiert.
Glück im Unglück - schicksalshafte Komponenten
Dabei ist es den Unfallchirurgen an der Schwerpunktabteilung des LKH Feldkirch wichtig zu betonen, dass beim Patienten Janis H. mehrere günstige Komponenten zusammentrafen, sodass die vollständige Wiederherstellung möglich wurde: Denn ob sich beschädigte Nervenwurzeln an der Wirbelsäule wieder erholen können oder nicht, hängt vom primären Schaden durch den Unfall ab - z.B. ob Nerven zerrissen oder komplett durchtrennt sind - und daher der Schaden irreparabel ist oder ob sie - wie im Fall von Janis - „lediglich“ komprimiert und eingeengt waren.
Weiters spielt der Zeitfaktor bei der Dekompression von Nerven eine wesentliche Rolle. Nur bei einer schnellen Behandlungszuführung können bei komprimierten Nerven sogenannte Sekundärschäden vermieden werden. „Hier muss die Rettungskette von der Piste über Notarzt und Hubschrauber bis zur Diagnosestellung und dem anwesenden Experten in Wirbelchirurgie nahtlos und ohne Verzögerung funktionieren. Auch die entsprechenden Erstmaßnahmen (z.B. das Erkennen des Schweregrades beim Sturz mit Folgen wie Lähmung, Gefühlsstörung, etc. oder etwa die richtige Lagerungsmaßnahmen durch die Pistenretter vor Ort und die professionelle Erstdiagnose des Notarztes) sowie die Transportmöglichkeiten sind wesentliche Faktoren für den Behandlungserfolg nach der Operation“, so Dr. Meusburger.
Unfallchirurgie am LKH Feldkirch behandelt sämtliche schwere Wirbelsäulentraumen
Zudem hat sich Janis die Verletzung unterhalb des 12. Brustwirbels zugezogen. Das bedeutet, sie liegt unterhalb des wesentlich empfindlicheren Rückenmarks, Verletzungen im Bereich unter dem Rückenmark haben eine etwas günstigere Prognose. Ein weiterer wesentlicher Faktor liegt in der Erfahrung des Wirbelsäulentraumatologen. So sind die Experten an der unfallchirurgischen Schwerpunktabteilung Feldkirch des Landes Vorarlbergs die einzigen, die sich mit sämtlichen schweren Wirbelfrakturen mit/ohne Lähmung befassen.
Wie geht es mit dem Patienten Janis H. weiter?
Patient Janis H. kommt aus Norddeutschland und war mit seinen Eltern zur Schiwoche im Montafon. Der Vermessungstechniker in Ausbildung ist selbst sichtlich erleichtert, dass es ihm so gut geht: „Ich war vorher noch nie im Krankenhaus und dann komme ich gleich mit so einer schweren Verletzung zum ersten Mal ins Spital….“, schüttelt er den Kopf. „Noch vor der Operation hat uns Dr. Meusburger die Röntgenbilder und die schlimme Verletzung sowie die schwierige Operation erklärt. Von Anfang an habe ich mich gut aufgehoben und betreut gefühlt hier in Feldkirch. Wir hatten vollstes Vertrauen in die Ärzte und sowohl die Pflege als auch die Physiotherapeuten haben sich hier auf Station sehr gut um mich gekümmert.“ Postoperativ erholte sich Janis H. erfreulicherweise gleich nach der Operation gut von der schweren Lähmung, er konnte nach dem vierten Tag wieder aufstehen und ist nach der zweiten Operation wieder komplett gehfähig. Janis verließ am 08. Februar das LKH Feldkirch, er wird zuhause in Wildeshausen zuerst noch ins Klinikum Oldenburg und dann in die REHA transferiert. „Nachdem Janis wieder zu Kräften gekommen ist, kann seine Wirbelsäule nach drei Monaten wieder die volle Belastung aushalten“, freut sich auch OA Dr. Meusburger besonders über diesen großartigen Behandlungserfolg.