LKH Feldkirch: Neue OP-Methode am Herzen möglich 04.04.2019
Am akademischen Lehrkrankenhaus Feldkirch kann nun mittels Herzkathetertechnik das Foramen ovale künstlich verschlossen werden.
PFO steht für „Persistierendes Foramen ovale“. Dabei handelt es sich um ein Loch in der Herzscheidewand zwischen rechtem und linkem Vorhof. Ist dieses PFO beim Patienten alleinverantwortlich für z.B. einen abgelaufenen Schlaganfall oder besteht durch ein nachgewiesenes PFO ein relevant erhöhtes Schlaganfallrisiko, so gibt es von nun an am LKH Feldkirch die Möglichkeit diese Öffnung künstlich zu verschließen. „Aufgrund der Experten, der guten Infrastruktur und einer besseren Datenlage kann dieser Eingriff nun wohnortnah im Herzkatheterlabor am LKH Feldkirch durchgeführt werden“, informiert Prim. Priv.-Doz. Dr. Matthias Frick, Leiter der Inneren Medizin I. Jährlich können rund 20 Patienten von dieser Behandlung in Vorarlberg profitieren.
Das Foramen ovale ist eine türartige Verbindung zwischen den Herzvorhöfen beim Ungeborenen im Mutterleib. Diese Öffnung stellt einen (gewünschten) Kurzschluss zwischen venösem (sauerstoffarmen) und arteriellem (sauerstoffreichem) Blutkreislauf dar: Diese „Abkürzung“ im Blutkreislauf gewährleistet, dass der Fetus sauerstoffreiches Blut von der Mutter erhält. Die Lunge ist zu diesem Zeitpunkt noch nicht ausreichend funktionsfähig. Das Foramen ovale verschließt sich normalerweise in den ersten Lebenswochen nach der Geburt vollständig. Geschieht dies nicht, spricht man von einem persistierenden – anhaltenden - Foramen ovale (PFO). Rund 20-30% der Menschen sind davon betroffen. Kinder und Erwachsene mit einem PFO sind meist körperlich nicht beeinträchtigt und meistern ihren Alltag uneingeschränkt. Zumeist bleibt das PFO zu Lebzeiten unerkannt.
PFO als isolierter Auslöser für einen Schlaganfall
In manchen Fällen steht das persistierende Foramen ovale im Verdacht, Auslöser für einen Schlaganfall zu sein: Eine im Bereich der Beinvenen aufgetretene Thrombose wird in Richtung Herzen verschleppt, gelangt durch das kleine Loch hindurch vom rechten in den linken Vorhof, wird von dort in die Gehirngefäße gespült und verursacht einen Schlaganfall. „Meist betrifft dies relativ junge Menschen. Liegt bei diesen Schlaganfällen keine andere Ursache (wie Rauchen, erhöhte Cholesterinwerte, Bluthochdruck, Übergewicht, Diabetes) als das gefundene PFO vor, zeigt die neue Studienlage, dass ein Verschließen der Öffnung im Herzen ein effektiver Ansatz ist, um erneuten Schlaganfällen vorzubeugen“, erklärt Prim. Dr. Philipp Werner, Leiter der Akutneurologie am LKH Feldkirch. Der Nutzen einer solchen interventionellen Therapie konnte in bestimmten Fällen zweifelsfrei nachgewiesen werden.
PFO-Bord: Experten entscheiden
Wird bei einem Schlaganfallpatienten im Rahmen der Abklärung auf der Stroke Unit ein PFO festgestellt und liegen sonst keine Risikofaktoren für diesen Schlaganfall vor, berät man im Rahmen des PFO-Bord des LKH Feldkirch, ob der Verschluss des PFO eine geeignete Therapieoption zur Rezidiv-Prophylaxe ist. Das PFO-Bord ist ein Zusammenschluss von Experten aus den Fachbereichen Kardiologie und Neurologie, die den Nutzen dieses Eingriffes für jeden Patienten einzeln analysieren. Den Patienten wird im Anschluss an die Besprechung das Ergebnis mitgeteilt und die Katheterbehandlung gegebenenfalls eingeleitet.
LKH Feldkirch: Minimal invasiver PFO-Verschluss möglich
Der minimal invasive Eingriff, um das PFO zu verschließen, wird ab jetzt wohnortnah im modernen Herzkatheterlabor am akademischen Lehrkrankenhaus Feldkirch durchgeführt: „Ein Implantat, der Amplatzer Septal Occluder, wird durch einen ca. 3 mm dicken Katheter über die Leistenvene in das venöse Gefäßsystem eingeführt und über dieses bis zum Herzen vorgeschoben. Im Vorhof spannt sich das Schirmchen-Implantat auf. Es verschließt das PFO ähnlich einem Deckel, verwächst mit dem Gewebe der Herzscheidewand und stellt dadurch einen Verschluss her“, schildern Oberarzt Dr. Christoph Hörmann und Oberarzt Dr. Markus Riedl der Abteilung für Innere Medizin I, die den interventionellen Eingriff am LKH Feldkirch durchführen. Durch den PFO-Verschluss konnte bei ausgewählten Patienten das Risiko für das Auftreten weiterer Schlaganfälle im Vergleich zur alleinigen medikamentösen Prophylaxe um bis zu 58 Prozent reduziert werden. Durch den PFO-Verschluss wurde die Inzidenz von Schlaganfällen im Vergleich zur alleinigen medikamentösen Prophylaxe um bis zu 58 Prozent reduziert. Das Herzkatheterlabor am LKH Feldkirch ist die einzige Einrichtung dieser Art in Vorarlberg.
Zahlen/Daten/Fakten
Abteilung Innere Medizin I, Kardiologie
Leitung: Prim. Priv. Doz. Dr. Matthias Frick
22 Fachärzte
11 Assistenzärzte
46 Betten Normalstation, 8 CCU (Coronary Care Unit) Betten, 4 ICU (Intensive Care Unit) Betten
ambulante Frequenzen: ca. 15.000
stationäre Aufnahmen: ca. 4.000
Eingriffe Jahr 2018: ca. 2400 Koronarangiographien, ca. 1000 perkutane Interventionen
Abteilung Neurologie, Akutneurologie
Leitung: Prim. Dr. Philipp Werner
9 Fachärzte
4 Assistenzärzte
6 Stroke Unit-Betten
ambulante Frequenzen: 3.100 pro Jahr
stationäre Aufnahmen: ca. 600 pro Jahr