LKH Feldkirch: Linksatriale Ablation als neues Behandlungsangebot für Patienten mit Vorhofflimmern 13.06.2019
…wenn das Herz aus dem Takt gerät...
Vorarlbergs Schwerpunktabteilung für Innere Medizin (Kardiologie) bietet seit April 2019 eine neue, wichtige Behandlung für Patienten mit sog. Vorhofflimmern an. Mittels Ablation (=Verödung) werden Herzmuskelzellen mit abnormem elektrischen Verhalten ausgeschaltet. Dadurch kann man bei sehr symptomatischen Patienten eine deutliche Verbesserung der Lebensqualität erreichen. Möglich wurde dieses Angebot durch die Erweiterung der Herzkatheterlabore am LKH Feldkirch. Prim. Doz. Dr. Matthias Frick, Leiter Innere Medizin I, rechnet mit bis zu 80 Behandlungen von Betroffenen pro Jahr.
Vorhofflimmern ist die häufigste Herzrhythmusstörung weltweit (0,5% der Gesamtbevölkerung) und nimmt mit dem Alter und der Anzahl von Risikofaktoren deutlich zu. „Bei Patienten mit Vorhofflimmern und einem entsprechenden Risikoprofil ist das Schlaganfallrisiko deutlich erhöht, deshalb ist eine Blutverdünnung entscheidend. Wenn der Puls hoch bleibt, kann als Folge des Vorhofflimmerns auch eine Herzschwäche entstehen. Zudem fehlen den Patienten ca. 20-25% der Leistung. Dies spüren vor allem jüngere Patienten mit Vorhofflimmern“, führt Prim. Doz. Dr. Matthias Frick, Leiter der Schwerpunktabteilung für Innere Medizin I (Kardiologie, Angiologie, Endokrinologie, Diabetologie und Intensivmedizin) am LKH Feldkirch aus. Betroffene Personen merken dies in erster Linie durch den unregelmäßigen Puls, eventuell verspürt sie oder er auch ein unangenehmes Herzklopfen oder Herzrasen, manche Patienten merken auch eine Leistungseinschränkung. Es gibt aber auch einen Teil von zumeist älteren Patienten, die beispielsweise gar keine Symptome haben.
Die betroffenen Patienten sind zum Teil bereits in Behandlung bzw. unter Beobachtung seitens der Schwerpunktabteilung am LKH Feldkirch, zum Teil werden sie über niedergelassene Internisten/Kardiologen zugewiesen.
Linksatriale Ablation – insbesondere jüngere Patienten profitieren
Bisher wurden die betroffenen Patienten in erster Linie medikamentös behandelt: Zum einen ist eine Blutverdünnung bei entsprechendem Risikoprofil wichtig. Zum anderen kann mit verschiedenen Medikamenten versucht werden, einen Sinusrhythmus wiederherzustellen. OA Dr. Thomas Kaiser, einer der beiden Ärzte, die den Eingriff durchführen: „Leider haben einige dieser Medikamente relevante Nebenwirkungen, andere wiederum reichen ‚nur‘ zur Frequenzkontrolle im Vorhofflimmern aus, können aber keinen Sinusrhythmus mehr herstellen.“
Seit April 2019 nun bietet die Kardiologie am LKH Feldkirch eine neue Behandlungsmethode für Betroffene an: Die linksatriale Ablation ist eine Methode für Patienten mit so genanntem Vorhofflimmern. Linksatrial bedeutet „das linke Atrium betreffend“, also den linken Herzvorhof, Ablation heißt „Verödung“ von Körpergewebe. Insbesondere jüngere Patienten mit immer wieder wechselndem Rhythmus (Sinusrhythmus, Vorhofflimmern) sind symptomatisch und profitieren von einer Verödung im Bereich des linken Vorhofes. Diese Symptome können nach der linksatrialen Ablation bei vielen Patienten unterbunden werden.
Verödung von Herzmuskelzellen mit abnormen elektrischen Verhalten
„Beim Vorhofflimmern gibt nicht mehr der Sinusknoten den Takt an, sondern elektrisch aktive Zellen aus dem Einmündungsbereich der Lungenvenen in den linken Vorhof. Sie übernehmen sozusagen das ‚elektrische Kommando‘“, erklärt Herzexperte OA Dr. Wolfgang Gappmaier, der den Eingriff ebenfalls durchführt. „Die Folge ist, dass der Puls unregelmäßig und auch bei vielen Patienten hoch ist.“ Durch das Vorhofflimmern ist keine regelhafte Kontraktion der Vorkammer mehr möglich. Damit besteht die Gefahr der Bildung von Blutpfröpfchen (Thromben) im linken Vorhof. Bei der linksatrialen Ablation nun bringt der Arzt einen Katheter über die Venen in der Leiste des Patienten bis in die rechte Vorkammer ein. Danach punktiert der Kardiologe mit einer speziellen Nadel die Scheidewand zwischen rechter und linker Vorkammer (so genanntes Vorhofseptum). Diesen Vorgang nennt man ‚transseptale Punktion‘. Hierauf werden Herzmuskelzellen am Übergang zwischen linkem Vorhof und Lungenvene entweder mittels Radiofrequenz oder mittels eines Kälte-Ballons verödet. Diese Verödung nennt man“ linksatriale Ablation“. Die Lungenvenen werden mit Hilfe dieser Verödung elektrisch (nicht anatomisch) vom linken Vorhof getrennt und können damit das abnorme elektrische Verhalten nicht mehr auf den linken Vorhof übertragen. Damit tritt im Idealfall das Vorhofflimmern nicht mehr auf. „Hier gibt es zwei Möglichkeiten der Verödung: einerseits durch Radiofrequenz, andererseits mittels eines Ballon, der durch Kälte die Lungenvenen verödet. In Feldkirch arbeiten wir vorwiegend mit dem Ballon, da diese Methode in der Anwendung wesentlich einfacher ist als jene mit der Radiofrequenz. Auch der Eingriff selbst dauert wesentlich kürzer“, so OA Kaiser. Die Intervention dauert zwischen 2 und 4 Stunden, der Patient muss nach dem Eingriff 3 bis 4 Tage im Krankenhaus bleiben. Danach soll sich der Patient eine Woche schonen und ein blutverdünnendes Medikament für mindestens 8 Wochen einnehmen.
Bis zu 80 Interventionen pro Jahr
In erster Linie werden mit dieser Methode das Vorhofflimmern und andere selten Rhythmusstörungen, die ihren Ausgang aus dem linken Vorhof behandelt. Prim. Dr. Frick rechnet mit bis zu 80 Patienten pro Jahr, die von der linksatrialen Ablation in Vorarlberg profitieren werden. Ermöglicht wird dieses zusätzliche Behandlungsangebot einerseits durch den Ausbau und die Erweiterung der Katheterlabore am Schwerpunktkrankenhaus und andererseits durch den Aufbau der Expertise an der Kardiologie in Unterstützung durch Doz. Dr. Martin Martinek, Elektrophysiologen vom Krankenhaus der Elisabethinen Linz. „Diese Behandlungsmethode stellt ein weiteres interventionelles Angebot der Inneren Medizin I dar. Damit können wir nun Patienten, die an dieser häufigsten Rhythmusstörung leiden, nun auch interventionell wohnortnahe in Vorarlberg behandeln. Bisher wurden diese Patienten nach Innsbruck oder Konstanz transferiert“, freut sich Abteilungsleiter Prim. Dr. Frick.
Factbox:
- Defintion:
- Linksatrial: „das linke Atrium betreffend“, also den linken Herzvorhof,
- Ablation: „Verödung“/Entfernung von Körpergewebe. - Linksatriale Ablation – seit April 2019 auch in Vorarlberg an der Inneren Medizin I, LKH Feldkirch
- Bis 80 Patienten pro Jahr