2. Platz im weltweiten Vergleich bei Erstellen von Bestrahlungsplanungen 13.07.2018
Bei einem internationalen Vergleich im Erstellen eines physikalischen Bestrahlungsplanes für die Strahlentherapie nahmen im Frühjahr weltweit 161 Kliniken teil, u.a. auch das LKH Feldkirch. Innerhalb von vier Stunden war für eine anonyme Patientin ein komplexer Behandlungsplan zu berechnen, der zentral geprüft und ausgewertet wurde. Philipp Szeverinski und Matthias Kowatsch vom Institut für Medizinische Physik des LKH Feldkirch stellten sich dieser Herausforderung und konnten in ihrer Kategorie von 20 Teams den zweiten Platz belegen. Jährlich berechnen die Physiker des Schwerpunktkrankenhauses für 1.500 Fälle individuelle Bestrahlungspläne, damit die Therapie so gewebsschonend wie möglich ablaufen kann.
Um weltweit Standards in der Patientenbehandlung mit Strahlentherapie zu etablieren, hat eine amerikanische Organisation Anfang 2018 zu einem internationalen Vergleichswettbewerb im Erstellen eines physikalischen Bestrahlungsplanes eingeladen. Weltweit nahmen 161 Kliniken teil, so auch das LKH Feldkirch als einzige österreichische Klinik. Philipp Szeverinski und Matthias Kowatsch vom Institut für Medizinische Physik des Schwerpunktkrankenhauses stellten sich dieser Herausforderung und konnten in ihrer Kategorie von 20 Teams den zweiten Platz belegen. „Die Teilnahme an länderübergreifenden Wettbewerben in der Bestrahlungsplanung spiegelt den technischen Fortschritt sowie den Wissensstand unserer Abteilung wider. Dieser Platz ist ein toller Erfolg für unsere Abteilung“, freut sich Institutsleiter Dipl. Ing. Thomas Künzler, PhD.
Um 22 Uhr mit Berechnungen gestartet
„Alle Teilnehmer haben gleichzeitig die Vorgaben für die Berechnungen erhalten - das hieß für uns in Feldkirch: Start um 22 Uhr nachts “, erzählen die beiden Physiker. Innerhalb von vier Stunden war für eine anonyme Patientin ein komplexer Bestrahlungsplan für einen Beckentumor mit Metastasen zu berechnen. Es handelte sich dabei um ein großes, vom Tumor befallenes Gebiet, zudem mussten zwei unterschiedliche Dosislevels verwendet werden. Die Risikoorgane, die es bei der Bestrahlung besonders zu schützen galt, waren Darm und Blase. Die Berechnungsmodelle waren so kategorisiert, dass sie vergleichbar und in der Realität auch umsetzbar waren. Trotz der schwierigen Vorgaben waren die Feldkircher Physiker so erfolgreich, dass sie den zweiten Platz in ihrer Kategorie belegen konnten. Preisträger Ing. Philipp Szeverinski, MSc: „Der weltweite Planungsvergleich zeigt das hohe Niveau unserer Arbeit und motiviert, unsere Behandlungspläne ständig zu verbessern.“
1.500 Berechnungen jährlich für schonende Bestrahlung
Die Auszeichnung zeigte vor allem auch eines: „Die von uns am LKH Feldkirch eingesetzten Bestrahlungstechniken halten dem internationalen Vergleich stand, sie ermöglichen eine präzise und schonende Strahlentherapie für unsere Tumorpatienten“, erklärt Dipl Ing. Matthias Kowatsch, MSc, ebenfalls Preisträger. Die Medizinische Physik arbeitet eng mit der Abteilung für Strahlentherapie zusammen, um eine präzise Therapie von Krebspatienten mittels hochenergetischer Röntgenstrahlung - und dabei so organschonend wie möglich - zu planen. Die Physiker erhalten vom behandelnden Arzt individuelle Informationen über den zu bestrahlenden Tumor des betroffenen Patienten, dann erstellen sie individuell für jeden Patienten einen Bestrahlungsplan: Wo liegt der Tumor? Wie weit hat er sich ausgebreitet? Welche Risikoorgane gilt es zu schützen? Von welcher Richtung aus soll bestrahlt werden? Welche Energie soll verwendet werden? Wie hoch soll die Dosis sein? „Je tiefer ein Tumor liegt, desto höher muss beispielsweise die Energie der Bestrahlung sein“, erklärt Thomas Künzler.
Ionisierende Strahlung verhindert die Teilung der Tumorzellen
Tumorzellen sind sensibler als gesunde Zellen und reagieren daher empfindlicher auf die ionisierende Strahlung. Die Bestrahlung bewirkt in der DNA der Zellen Strangbrüche, die in den Tumorzellen weniger effektiv repariert werden können. Die gesunden Zellen sind zwar weniger strahlensensibel, bedürfen aber trotzdem der Schonung. Daher wird die notwendige Strahlendosis nicht auf einmal, sondern in mehreren Behandlungsschritten eingebracht. So können sich die gesunden Zellen zwischen den Bestrahlungsterminen erholen. Zwei Beispiele: Ein Prostatakarzinom wird in der Regel zwischen 30 bis 39 mal bestrahlt, Brustkrebs zwischen 25 und 30 mal. „Das Ziel einer optimalen Bestrahlung liegt in der maximalen Treffsicherheit der Bestrahlung für Tumorzellen bei minimaler Belastung von gesundem Gewebe“, fasst Institutsleiter Thomas Künzler zusammen.