LKH Bregenz: Aktuelle Situation und Herausforderungen 20.06.2023
Gebündelte Kräfte für Spitalsversorgung im Unterland
Am Landeskrankenhaus Bregenz sind die Abteilung für Innere Medizin und auch die Unfallchirurgie an ihre Kapazitätsgrenzen gestoßen. Neueinstellungen sorgen zwischenzeitlich für ein wenig Entlastung. Auf längere Sicht soll die enge Vernetzung mit dem Landeskrankenhaus Hohenems für mehr Flexibilität und damit Stabilität im Personalbereich sorgen. Die Versorgungsqualität im Unterland wird damit nachhaltig gesichert – ebenso wie mit Investitionen in innovative Robotertechnik für den OP.
Der Druck im Gesundheitssystem bleibt auch mit Ende der Pandemie hoch. Die Ursachen sind vielschichtig. Über allem steht der Fachkräftemangel, der durch die älter werdende Gesellschaft immer weiter angetrieben wird. Gleichzeitig haben die Ambulanzen ein rasant gestiegenes Aufkommen an Patient:innen zu bewältigen. Die Spitäler sehen sich mit immensen Herausforderungen konfrontiert – jetzt und auf lange Sicht.
„Dessen sind wir uns natürlich bewusst. Wir gehen diese Herausforderungen auch schon seit Jahren aktiv auf verschiedenen Ebenen an“, so Direktor Dr. Gerald Fleisch, Geschäftsführer der Vorarlberger Krankenhaus-Betriebsgesellschaft (KHBG). „Dazu gehören akute Maßnahmen, um temporäre Engpässe abzufedern, ebenso dazu wie strategische Entscheidungen, die eine gewisse Zeit brauchen, bis sie greifen.“
Mehr Mitarbeitende als im Vorjahr
4.710 Mitarbeitende tragen in den Landeskrankenhäusern zu einer sicheren Versorgung der Bevölkerung bei. Im Vergleich dazu waren es im Vorjahr 4.599 Beschäftigte. „In den Monaten Jänner bis April gab es um 36 Prozent mehr Neueintritte als Austritte“, berichtet Fleisch. Weiters befinden sich aktuell 255 Mitarbeiterinnen im Mutterschutz bzw. in Karenz. Der Frauenanteil im Unternehmen liegt bei 72 Prozent. Für eine gute Vereinbarkeit von Beruf, Familie und auch Weiterbildung werden viele verschiedene Dienstformen, Vollzeit wie Teilzeit angeboten, allein am LKH Feldkirch sind es in der Pflege über 100 unterschiedliche Dienstzeiten.
Der Fachkräftemangel schlägt sich bekanntermaßen vor allem bei den Pflegekräften nieder, die mit 2.232 Mitarbeitenden die größte Berufsgruppe im Unternehmen bilden. „In der Pflege haben wir insgesamt 105 offene Stellen“, informiert der KHBG-Geschäftsführer. Einen generellen Mangel an Ärzt:innen gebe es hingegen nicht: „In den Landeskrankenhäusern sind derzeit 858 Mediziner:innen beschäftigt, insgesamt betrachtet bedeutet das sogar eine Überbesetzung von zwölf Mitarbeitenden”
Punktuell fehlt es jedoch an medizinischen Personal. Dies betrifft derzeit insbesondere die Abteilung für Innere Medizin am LKH Bregenz, die aufgrund des großen Einzugsgebiets und ihrer außerordentlichen Versorgungsrelevanz für das gesamte Unterland eine wichtige Rolle innerhalb des Vorarlberger Gesundheitssystems spielt, und in geringerem Maße auch die Unfallchirurgie.
Personeller Engpass auf Innerer Medizin
Chefarzt Prim. Univ.-Prof. Dr. Christian Huemer weiß um die aktuellen Herausforderungen in den beiden Fachbereichen. Der Vorstand der Abteilung für Kinder- & Jugendheilkunde übernahm mit Jahresbeginn zum zweiten Mal die ärztliche Leitung des Landeskrankenhauses Bregenz, nachdem er diese Funktion zwischen 2011 und 2016 schon einmal inne hatte.
Für Prim. Dr. Huemer hat oberste Priorität, die beiden Abteilungen mit den zur Verfügung stehenden Möglichkeiten zu unterstützen und vor allem auf lange Sicht zu stärken. Denn: „Sowohl die internistische als auch die unfallchirurgische Versorgung im Unterland muss gesichert sein.“ Man habe hierfür eine Reihe von Maßnahmen gesetzt und sei gut am Weg. Dabei ist es dem Chefarzt ist es ein persönliches Anliegen, Mediziner:innen am LKH Bregenz ein gutes Arbeitsumfeld zu bieten – beispielsweise indem die Ausbildung stetig verbessert wird, aber auch durch gender- sowie altersgerechtes Arbeiten.
Urologie ab 2024 unter neuer Leitung
An anderer Stelle wurden mit Blick in die Zukunft indessen bereits wichtige Weichen gestellt. So steht der Nachfolger von Univ. Prof. Dr. Andreas Reissigl als Primar der Urologie fest: Mit Ende des Jahres wird Priv.-Doz. Dr. Stefan Aufderklamm die Abteilung übernehmen. Der gebürtige Südtiroler, der in Innsbruck Medizin studierte, ist aktuell noch an der Universitätsklinik für Urologie in Tübingen (Deutschland) als leitender Oberarzt tätig. Neben der Laparoskopie, der Uro-Onkologie oder auch der Neurourologie liegt ein besonderer Schwerpunkt von Dr. Aufderklamm auf der roboterassistierten Urologie.
LKH Bregenz bekommt OP-Roboter
Sein Fachwissen auf diesem Gebiet wird der designierte Primararzt auch an seinem künftigen Arbeitsplatz einbringen können: Das roboterassistierte Chirurgiesystem ‚daVinci‘ wird nun auch in Bregenz eingeführt. Der hochmoderne OP-Roboter hat speziell in der Urologie die Behandlung revolutioniert. In Feldkirch wurden damit in den vergangenen zweieinhalb Jahren rund 250 komplikationsfrei verlaufene Eingriffe mit verbessertem Heilungsverlauf durchgeführt.
Übervolle Ambulanzen belasten Kapazitäten
Die Abteilung für Innere Medizin in Bregenz wird seit November 2022 häuserübergreifend von Prim. Priv.-Doz. Dr. Günter Höfle geleitet. Der Chefarzt des LKH Hohenems und zugleich Vorstand der dortigen Internen Abteilung verweist auf den ungebremsten Zulauf zu den Ambulanzen, der in Verbindung mit fehlendem Personal die Abteilung an ihre Kapazitätsgrenze gebracht hat: „Kurzfristig mussten wir daher neue Wege finden, um diesen Engpass überbrücken zu können.“ Schließlich haben Mediziner:innen aus anderen Abteilungen und Häusern wie auch aus dem niedergelassenen Bereich Einsprungdienste übernommen, um die Situation zu entspannen. „Erfreulicherweise ist es gelungen, stets eine adäquate Besetzung zu gewährleisten,“ so Prim. Dr. Höfle. „Das liegt einerseits an der guten Zusammenarbeit über Abteilungsgrenzen hinweg, andererseits aber an dem sehr engagierten Kernteam der Abteilung für Innere Medizin des LKH Bregenz, das einen tollen und wichtigen Job macht und großen Respekt verdient.“ Inzwischen hat sich die Personalsituation etwas gebessert: Im Juni sind drei Mitarbeitende neu zum Kaderärzt:innen-Team gestoßen. Und im Laufe des Jahres werden noch weitere erfahrene Mediziner:innen die „Innere“ verstärken.
Attraktiveres Ausbildungs- und Arbeitsumfeld
Das Doppelprimariat soll im Sinne des Vorarlberger Spitalscampus verstärkt Synergien für die medizinische Versorgung und zugleich attraktivere Rahmenbedingungen als Arbeitgeber schaffen. Schon jetzt haben beide Abteilungen unterschiedliche Spezialisierungen entwickelt. Diese häuserübergreifende Weiterentwicklung dieser Schwerpunkte bietet großes Entwicklungspotential insbesondere für Fachärzt:innen.
„Aktuell haben wir die Spezialisierung bei Bluterkrankungen am LKH Hohenems konzentriert, um des Bregenzer Team zu entlasten und die fachliche Spezialisierung weiterzuentwickeln“, konkretisiert der Primararzt. „Sobald wir die Personalsituation am LKH Bregenz stabilisiert haben, werden wir auch dort die vorgesehenen Schwerpunkte zum Beispiel bei Magen-Darm-Erkrankungen ausbauen.“ Die Ausbildung der Jungärzt:innen könne durch die verschiedenen Arbeitsschwerpunkte der Standorte ebenfalls individueller und vielseitiger gestaltet werden. „Aber auch drei Fachärzt:innen und eine Allgemeinmedizinerin des LKH Hohenems haben bereits von diesem Rotationssystem Gebrauch gemacht.“
Pflege gut aufgestellt – auch für die Zukunft
Der eingeschlagene Weg der Kooperation fand auch in der Pflege und in der Verwaltung seine Fortsetzung: Im Januar 2023 wurde unter der Leitung des Hohenemser Pflegedirektors Arno Geiger, MSc eine gemeinsame Pflegedirektion für die Landeskrankenhäuser Bregenz und Hohenems eingerichtet. Im April übernahm Mag. Günter Amann die Funktion des standortübergreifenden Verwaltungsdirektors.
Pflegedirektor Geiger ist wichtig zu betonen, dass es in beiden Häusern derzeit keinen Mangel an Pflegefachkräften gebe: „Sowohl am LKH Bregenz als auch in Hohenems sind im Moment alle Pflegestellen besetzt und wir können somit die gesamten Leistungen anbieten.“ Die Pflege sei soweit gut aufgestellt. „Und indem die Häuser immer näher zusammenrücken, im Betrieb wie auch in der Organisation, haben wir ideale Voraussetzungen, um das mit viel Energie hoffentlich auch langfristig abzusichern.“ Denn ebenso wie den Ärzt:innen eröffnen sich dadurch auch Pflegefachkräften neue Perspektiven und Möglichkeiten. Geiger: „Durch die Verantwortung für die zwei Häuser entstehen nachhaltige Kooperation in Bereichen wie OP und Spezialambulanzen. Die Führungskräfte beider Häuser arbeiten auch schon enger zusammen.“
Mit vereinten Kräften in die Zukunft bauen
Nicht zuletzt bringt die Vernetzung der Spitäler in Bregenz und Hohenems auch im Verwaltungsbereich Vorteile mit sich. Diese bestmöglich zu nutzen, sieht Mag. Günter Amann nun als seine Aufgabe. Und als langjähriger Verwaltungsdirektor der Stiftung Maria Ebenen ist er für die standortübergreifende und interdisziplinäre Führung gut gerüstet. „Unser gemeinsames, erklärtes Ziel ist jedenfalls, eine gute Zukunftsperspektive zu entwickeln und dafür die notwendigen Voraussetzungen zu schaffen“, so der Verwaltungsdirektor.
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