Intraoperative Chemotherapie HIPEC bietet signifikanten Überlebensvorteil 13.04.2018
- HIPEC am Schwerpunktkrankenhaus Feldkirch
- Patientensicherheit durch Expertise, Interdisziplinarität und Infrastruktur
Wenn es um die Behandlung von Krebs geht, sind verschiedene medizinische Disziplinen involviert. Eine ausführliche Abstimmung des Therapieplans zwischen den Behandlern untereinander und mit dem Patienten ist überlebenswichtig. Durch die gute Infrastruktur und Fächerkonzentration am Schwerpunktkrankenhaus Feldkirch sowie auch aufgrund der umfassenden Expertise durch Medizin und Pflege sind nun große onkologische Eingriffe wie zytoreduktive Chirurgie und intraoperative Chemotherapie (HIPEC) möglich. Die Experten rechnen mit 10 bis 15 Behandlungen dieser Art pro Jahr im LKH Feldkirch.
Bei Patient Herrn N. wurde im Oktober 2017 notfallmäßig ein Dickdarmtumor am LKH Bregenz entfernt. Zwei Monate später wurden zudem noch tumoröse Absiedelungen (Metastasen) am Bauchfell und an der Leber festgestellt. Dieser flächige Befall des Bauchfells mit bösartigen Tumorzellen heißt in der Fachsprache Peritonealkarzinose. Ab diesem Zeitpunkt war klar: Patient Herr N. bedarf noch weiterer Behandlungen im Kampf gegen den Krebs. Die Operateure des LKH Bregenz hielten mit den Ärzten am LKH Feldkirch Rücksprache: So kam es zur Entscheidung, dass im März 2018 eine weitere Operation nötig war und diese gemeinsam mit der so genannten HIPEC-Methode am LKH Feldkirch durchgeführt werden würde, da der Patient für diese Behandlung geeignet war.
Eingriff bei Herrn N. war erfolgreich
HIPEC bedeutet: „hypertherme intraperitoneale Chemoperfusion“ und ist eine intraoperative Chemotherapie. „Voraussetzung für die Durchführung dieses multimodalen Therapiekonzepts am LKH Feldkirch ist die enge Kooperation der beteiligten Fachdisziplinen der Chirurgie, Onkologie, Anästhesie und Intensivmedizin, Radiologie, Pathologie sowie Labor- und Transfusionsmedizin“, erklärt der Primarius der Chirurgie Feldkirch, Prof. Dr. Ingmar Königsrainer. Beim Eingriff selbst wird nach Eröffnung des Bauchraumes zuerst krebsbefallenes Gewebe entfernt. Danach wird eine auf 42 Grad erhitzte („hypertherme“) Chemotherapie über Schläuche in den Bauchraum eingebracht, sie zirkuliert dort je nach Krebserkrankung 30-60 Minuten lang. „Der Vorteil ist, dass die Verabreichung der Chemotherapie lokal und direkt an den erkrankten Bereichen stattfindet. Dadurch können höhere Zytostatika-Konzentrationen zugeführt werden, die Erwärmung verstärkt zudem den Wirkungsgrad. Gleichzeitig reduzieren sich durch die Lokalanwendung Nebenwirkungen einer herkömmlichen Chemotherapie wie etwa Haarausfall oder erhöhte Infektanfälligkeit. Allerdings kommt diese Behandlung nur für bestimmte Patienten infrage und stellt keine Alternative zur herkömmlichen Chemotherapie dar. Umfangreiche Voruntersuchungen und Abstimmungen zwischen Ärzten sowie mit dem Patienten selbst sind notwendig, denn auch diese Behandlung stellt für den Organismus eine große Herausforderung dar und ist letztendlich keine Standardbehandlung, sie gehört somit in erfahrene Hände“, erklärt Onkologe Prim. Doz. Dr. Holger Rumpold. Dies ist auch der Grund, warum behandelte Patienten nach dem Eingriff zuerst in die Intensivstation aufgenommen werden und danach zur Beobachtung noch zwei Wochen im Krankenhaus bleiben müssen.
Welche Patienten sind geeignet?
Die intraperitoneale Chemotherapie eignet sich nicht für alle betroffenen Patienten. In manchen Fällen kann eine Entscheidung, ob HIPEC möglich oder notwendig ist, erst nach der Eröffnung des Bauchraumes getroffen werden. Grundsätzlich wird die spezialisierte Methode bei fortgeschrittenen Krebserkrankungen des Dickdarmkrebs (Kolonkarzinom), des Magens und des Wurmfortsatzes (Appendixkarzinom) angewendet. Aufgrund der schonenden Methodik und reduzierten Nebenwirkungen kann die Therapie die Lebensqualität der Betroffenen erheblich steigern sowie die Lebensdauer deutlich verlängern und möglicherweise auch Heilung versprechen.
Den chirurgischen Eingriff bei Herrn N. am LKH Feldkirch nahmen Prof. Königsrainer und OA Dr. Peter Tschann vor, die anästhesiologische Betreuung erfolgte durch Prim. Doz. Dr. Reinhard Germann und OA Dr. Markus Lins. Die HIPEC-Behandlung erfolgte in enger Kooperation mit Prim. Doz. Dr. Holger Rumpold (Onkologie) und dem Behandlungsteam der Intensivstation.,. Besonders betonen die medizinischen Behandler auch die Kompetenz des hervorragend geschulten OP-Pflege-Teams: „Nur gemeinsam können solche Herausforderungen für die Patienten gemeistert werden.“ Den Behandlungsverlauf von Herrn N. beschreiben die Ärzte so: „Wir haben uns sehr gefreut, dass der Patient gut auf die Therapie angesprochen hat, sich rasch erholte und das Krankenhaus bereits verlassen konnte.“
Signifikanter Überlebensvorteil für betroffene Patienten
Das Konzept der zytoreduktiven Chirurgie und intraoperativen Chemotherapie (HIPEC) bietet den Betroffenen einen signifikanten Überlebensvorteil, die Methoden zählen an zahlreichen Zentren, insbesondere an Universitätskliniken, zur Standardtherapie. Dank der Expertise des neuen Abteilungsleiters der Chirurgie und der hervorragend funktionierenden Interdisziplinarität werden solche Eingriffe nun auch am Schwerpunktkrankenhaus Feldkirch durchgeführt. Prof. Königsrainer leitet seit Anfang 2018 die Chirurgie am LKH Feldkirch, er hat sein Wissen am ersten deutschen Referenzzentrum für Peritonealkarzinose (Universitätsklinikum Tübingen) mit über 600 Eingriffen erlangt, davon 300 selbst durchgeführt und verfügt daher über sehr viel Erfahrung. „Der Standort Feldkirch ist ein perfekt ausgestattetes Klinikum und eignet sich ausgezeichnet für die Durchführung sämtlicher großer viszeralchirurgischer onkologischer Eingriffe, da alle notwendigen Disziplinen im Haus vorhanden, die Infrastruktur am neuesten und modernsten Stand ist und deshalb die Patientensicherheit gewährleistet werden kann“, beschreibt Prof. Königsrainer die guten Voraussetzungen.