Internationaler Austausch 16.10.2024
Patholog:innen aus Österreich und der Schweiz trafen sich in Feldkirch
Kürzlich fand in Feldkirch die Jahrestagung der Österreichischen und Schweizer Gesellschaft für Pathologie statt. 160 Expert:innen kamen zusammen, um sich zu aktuellen Entwicklungen in ihrem Fachgebiet auszutauschen.
Zu den Hauptthemen gehörten zum einen Chancen und Herausforderungen im Zusammenhang mit personalisierter Medizin, zum anderen die Digitalisierung mit ihren Anwendungsmöglichkeiten.
Schon seit vielen Jahren ist die Österreichische Gesellschaft für Pathologie ihrem Pendant in der benachbarten Schweiz eng verbunden. Auf Initiative von Prim. Prof. Dr. Felix Offner, dem Leiter des Instituts für Pathologie am Schwerpunktkrankenhaus Feldkirch, halten die Patholog:innen seit 2010 ihre Jahrestagung im Drei-Jahres-Rhythmus gemeinsam ab. Vergangene Woche fand die Veranstaltung nun zum zweiten Mal in Feldkirch statt. Als Hauptorganisator:innen luden Prim. Prof. Dr. Rupert Langer (Kepler Universitätsklinikum, Linz) und Prim. Dr. Offner mit Verena Schachenhofer (Geschäftsstelle Österreichische Gesellschaft für Pathologie) und Dr. Jae Kyoung Pak (Geschäftsstelle Schweizer Gesellschaft für Pathologie) drei Tage in die Private Musikhochschule Stella Vorarlberg und ins Alte Hallenbad ein.
Biomarker-Diagnostik für gezielte Therapien
Spannende Einblicke, Erkenntnisse und Diskussionen versprach insbesondere der gesetzte Schwerpunkt rund um personalisierte Medizin. Jährlich wird in Vorarlberg bei durchschnittlich 2000 Menschen erstmalig Krebs diagnostiziert. Da diese Erkrankungen immer schneller erkannt und in der Folge zielgerichteter behandelt werden können, steigen die Heilungschancen stetig an. Der Grund dafür liegt in dem rasanten medizinischen Fortschritt, speziell im Bereich personalisierte Medizin. Denn die Biomarker-Diagnostik in der Pathologie schafft die Grundlage für individuelle, besonders wirksame onkologische Therapien. „In der Krebsmedizin handelt es sich bei Biomarkern um Genveränderungen oder Veränderungen von Proteinen der Tumorzellen, die die molekularbiologischen Eigenschaften einer Krebserkrankung aufdecken“, erklärt Prim. Dr. Offner. „Hochkomplexe Analysen von Tumorzellen helfen uns zu beurteilen, mit welchen Medikamenten der jeweilige Tumor bestmöglich behandelt werden kann.“
Pathologie vielfältig gefordert
Die Behandlung von Krebspatient:innen ist komplex und erfordert interdisziplinäre Zusammenarbeit. Fast wöchentlich werden klinische Patholog:innen in Tumorboards mit neuen Therapien konfrontiert, vor allem mit therapeutischen Antikörpern. Immunscores, die herangezogen werden, um die Aggressivität eines Tumors und die damit verbundene Intensität der Behandlung einschätzen zu können, ändern sich laufend – ebenso die Beurteilungskriterien, wie eine sogenannte neoadjuvante Therapie anschlägt, mit der ein Tumor vor einem geplanten operativen Eingriff behandelt wird. Gleichzeitig müssen sich Patholog:innen auch zunehmend mit dem den (Neben-)Wirkungen solcher Therapien auseinandersetzen.
„Die Vorteile personalisierter Medizin liegen klar auf der Hand: Zielgerichtete Medikamente sorgen für eine bessere Lebensqualität, sind lebensverlängernd und führen eher zur Heilung“, betont Prim. Dr. Offner. Auch Nebenwirkungen werden dadurch gemindert, lassen sich im Kampf mit dem Krebs allerdings nicht vermeiden. „Die Nebenwirkungen einer Krebsbehandlung, die sich uns Patholog:innen beispielsweise im Magen-Darm-Trakt oder in Hautbiopsien zeigen, sind nicht immer leicht zu interpretieren und stellen uns vor differentialdiagnostische Herausforderungen“, erklärt der Feldkircher Abteilungsvorstand. „Gemeinsam mit zahlreichen Expert:innen haben wir die Herbsttagung dazu genutzt, uns mit diesen unerwünschten Wirkungen auseinanderzusetzen. Ziel ist es, auch hier durch präzise Diagnostik eine individuelle Therapie zu ermöglichen, dabei aber potentielle Nebenwirkungen zu vermeiden oder zumindest abzumindern.“
Digitalisierung und KI im Spitalsalltag
Abseits des dichtgedrängten Kongressprogramms hatte das Organisationsteam natürlich auch Zeit für gemütliches Beisammensein und persönlichen Austausch eingeplant: So traf man sich am Donnerstagabend im Alten Hallenbad zu einem „Get Together“, am Freitag folgte ein gemeinsames Dinner in der Schattenburg. Samstags nahmen schließlich viele Sportbegeisterte am traditionellen „Patho-Lauf“ teil, um den Körper etwas Gutes zu tun und den Kopf für den letzten Kongresstag freizumachen. Dieser stand ganz im Zeichen der Digitalisierung. Die Teilnehmer:innen warfen einen kritischen Blick darauf, inwieweit digitale Pathologie und „künstliche Intelligenz“ in der täglichen Routine helfen können und welche Voraussetzungen nötig sind, um diese vielversprechende Technologie effizient anwenden zu können. Für Prim. Dr. Offner steht außer Frage, dass gerade die Diagnostik davon massiv profitiert: „Die Digitalisierung eröffnet uns neue, bislang ungeahnte Möglichkeiten einer Hochpräzisionsdiagnostik.“
Pathologie am LKH Feldkirch
Am LKH Feldkirch gehört die Pathologie zu den Abteilungen der ersten Stunde. Seit 1972 werden hier Gewebeproben, Körperzellen und Körperflüssigkeiten untersucht sowie Autopsien durchgeführt. Mit der Eröffnung des neuen Instituts für Pathologie im Jahr 2008 verfügte der Fachbereich europaweit über eines der modernsten Labore für Molekularpathologie, das bis heute höchsten Anforderungen an Medizin und Technik gerecht wird. In Vorarlberg werden nahezu alle Krebsdiagnosen und alle Infektionserkrankungen vom motivierten Team der Pathologie Feldkirch nachgewiesen. Insbesondere molekulargenetische Befunde für die moderne Behandlung von Tumorerkrankungen und Infektionserkrankungen nehmen dabei immer mehr an Bedeutung zu.
Im Bild: LKHF Jahrestagung Pathologie 2024, Organisationsteam:
Prim. Dr. Alexander Nader, MSc / Wien; PD Dr.med. Sylvia Höller / Zürich; Prim. Univ.-Prof. Dr. Felix Offner / Feldkirch; ©KHBG
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