"Ich erinnere mich nicht" - Hilfestellung im Umgang mit Demenz im Akutkrankenhaus 31.10.2019
2. Symposium für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Vorarlberger Landeskrankenhäuser
„Ich erinnere mich nicht. Ich habe Angst. Warum bin ich hier?“ Müssen Patienten mit kognitiver Beeinträchtigung oder Demenzerkrankung ins Krankenhaus, stellt dies für sie selbst, aber auch für Angehörige sowie für die Pflege und Ärzteschaft in Akutkrankenhäusern eine Herausforderung dar. Demenz ist nicht immer diagnostiziert, meistens ist die zu behandelnde Grunderkrankung eine andere. Umso wichtiger sind Bewusstseinsbildung und Schulungen vom Krankenhauspersonal zum professionellen Umgang mit Betroffenen.
In den Vorarlberger Landeskrankenhäusern läuft eine Bewusstseinsoffensive: Ein Pilotkrankenhaus für Praxisbeispiele, Basisschulungen für alle LKH-Mitarbeiter, spezifische Ausbildung der Pflege oder ein Info-Leitfaden sind hilfreiche Maßnahmen. Geplant ist ein Mentorenprogramm für LKH-interne Ansprechpartner. Zum zweiten Mal fand am 31.10.2019 in diesem Rahmen auch ein Symposium zum „Umgang mit kognitiv beeinträchtigen oder demenzkranken Menschen“ für LKH-Mitarbeiter statt. Die hochkarätigen Referenten informierten über Ausbildungsmöglichkeiten, über die „Aktion Demenz Vorarlberg“ und boten praktische Hilfestellung für medizinisches Personal in der Praxis.
Demenz ist eine Erkrankung vor allem im höheren Lebensalter und betrifft mittlerweile aufgrund der demographischen Entwicklung über 100.000 Menschen in Österreich. Laut Studien leiden etwa 31 % der über 85-jährigen Patienten in Akutkrankenhäusern an einer Demenz. Betroffene kommen meist aufgrund anderer Grunderkrankungen (zB mit Sturzverletzungen oder Lungenentzündung) ins Spital, Demenz als Hauptdiagnose ist selten bzw. kommt bei Patienten der entsprechenden medizinischen Abteilung, zB der Gerontopsychiatrie, vor. Das heißt, dass ein demenzieller Zustand vorhanden sein mag, aber nicht der Grund für den Spitalsaufenthalt darstellt. Die Behandlung dieser beeinträchtigten Patienten mit besonderen Bedürfnissen stellt auch medizinisches Personal vor Herausforderungen.
Vielfältige Informationen und Hilfestellungen für LKH-Mitarbeiter
Die Vorarlberger Landeskrankenhäuser bieten für ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zahlreiche Maßnahmen zur Information und Sensibilisierung im Umgang mit Patienten mit Demenz oder kognitiver Beeinträchtigung. So hat sich das LKH Bludenz als „Pilotkrankenhaus“ etabliert, was die erste Umsetzung entsprechender Maßnahmen für betroffene Patienten, aber auch als Hilfestellung für Mitarbeiter anbelangt. Dort sind mittlerweile auch bereits drei Demenz-Nurses, speziell ausgebildetes Pflegepersonal im Einsatz. Für alle LKH-Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter finden sogenannte Basisschulungen statt, die ihnen wertvolle Informationen für den Umgang mit Patienten mit diesen besonderen Bedürfnissen liefern. Ein Infoleitfaden bringt zusätzliche Tipps für Mitarbeiter, aber auch für Angehörige.
Geplant ist ein Mentorenprogramm mit einer konzentrierten Ausbildung über 40 Stunden für Ansprechpartner in den einzelnen Landeskrankenhäusern. „Wenn Menschen ins Krankenhaus müssen, bedeutet dies immer einen Ausnahmezustand. Ganz besonders dann, wenn neben der akuten Erkrankung auch eine Vorerkrankung wie etwa Demenz oder eine kognitive Beeinträchtigung besteht. Jede Pflegeperson, jede Ärztin oder Arzt trifft im Arbeitsalltag auf dieses Patientenklientel mit speziellen Bedürfnissen, und in den LKH kümmern wir uns um alle Bedürfnisse von Patienten. Daher ist wichtig und für unsere Mitarbeiter hilfreich, wenn wir hier Informationen zur Verfügung stellen, wie man mit diesem relativ neuen und vor allem immer gewichtigeren Thema in den Akutkrankenhäusern umgeht. Diese Patienten erfordern ganz besonderes Feingefühl, Geschick und noch mehr Einfühlungsvermögen als sonst. Wir möchten unsere Mitarbeiter mit dieser Aufgabe nicht alleine lassen und haben den Schwerpunkt „Demenz im Akutkrankenhaus“ in unsere Agenda aufgenommen“, informiert Dir. Dr. Gerald Fleisch, Geschäftsführer der Vbg Krankenhaus-Betriebsgesellschaft mbH.
Miteinbeziehen aller Beteiligten
Ziel ist es, Mitarbeiter zu befähigen, demenzkranken Patienten professionell zu begegnen, betroffene Patientinnen und Patienten frühestmöglich zu erkennen und deren individuelle Risiken angemessen zu berücksichtigen. Die Behandlung, Pflege und Betreuung der Demenzerkrankten muss angemessen, inter¬professionell gestaltet werden, auch die Überleitungsprozesse bei der Entlassung aus dem Krankenhaus bedürfen einer guten Zusammenarbeit und Vernetzung mit dem niedergelassenen Bereich. Zudem werden Angehörige als Betreuungsunterstützer miteingebunden – zB in Form großzügiger Begleit- und Besuchsmöglichkeiten auch außerhalb der regulären Besuchszeiten. Als wichtiges Instrument zur Kommunikationsunterstützung bei Patienten mit kognitiven Einschränkungen und Demenz gilt auch der Krankenhauspass. Auch das Symposium mit namhaften Referenten ist ein weiterer Meilenstein an Information für der Mitarbeiter. Weiters erhalten LKH-Mitarbeiter und Angehörige im Informationsleitfaden „Leben mit Demenz“ der Landeskrankenhäuser konkrete Informationen und Checklisten, etwa zum Erkennen von möglichen Anzeichen für Beeinträchtigungen oder Demenzerkrankungen, mit Ratschlägen zur richtigen Kommunikation, mit allgemeinen Tipps für den Umgang, bis hin zum Entlassungsmanagement und sogar Literaturtipps.
Symposium für alle LKH-Mitarbeitenden
Auch das aktuelle Symposium mit hochkarätigen Referenten aus dem deutschsprachigen Raum, aber auch aus den eigenen Reihen, ist Teil der internen Informationsoffensive für Mitarbeiter. Durch den Nachmittag führte Pflegedirektor Arno Geiger, MSc vom LKH Hohenems. Den Auftakt bildete DGKP Stefan Sumerauer, BSc, MSc vom Universitätsklinikum Graz: Er berichtete über die Ausbildung und Spezialisierung in der Pflege zur sogenanten "Advanced Practice Nurse".
Dr. Albert Lingg, ehemals Primar im LKH Rankweil, stellte die breit angelegte Aktion Demenz Vorarlberg vor: „2008 startete mit Unterstützung vom Land Vorarlberg die auf unser Bundesland zugeschnittene AKTION DEMENZ VORARLBERG. Im Mittelpunkt steht die Vision, dass in Vorarlberg Menschen mit Demenz am öffentlichen und sozialen Leben teilhaben. Wir wollen einen Beitrag zur würdigen Umsorgung und Integration von Menschen mit einer demenziell bedingten Veränderung und zur Unterstützung von deren Angehörigen in Vorarlberg leisten, zentrale Aufgabe ist die Verbesserung der Lebensbedingungen für Menschen mit Demenz. Bei allem sollte uns der Leitgedanke der AKTION DEMENZ immer vor Augen stehen: „Das Herz wird nicht dement“. DGKP Nicole Schweyer aus dem LKH Bregenz referierte über unterschiedliche Erhebungsinstrumente, um Schmerzen bei Menschen mit kognitiver Beeinträchtigung zu erkennen. „Denn oft ist die kognitive Leistungsfähigkeit vermindert und auch die Kommunikationsfähigkeit sehr eingeschränkt. Das erschwert im Krankenhaus, neben der kurzen Verweildauer und den stationsbezogenen Anforderungen, die Schmerzerfassung.“ Christian Koch, DGKP Fachexperte Demenz, Sozialzentrum Bürs, zeigte Praxisbeispiele und vertrat die Grundhaltung: „Lebensqualität vor pflegerischer bzw. medizinischer Notwendigkeit.“ Den Abschluss bildeten die Schweizer Künstler Lika Nüssli und Musiker Elias Menzi im Rahmen der Kultur-Initiative "kukuk - Kultur und Kunst und Krankenhaus". Die Mutter der Künstlerin Nüssli lebt seit einigen Jahren in einem Heim für demenzkranke Menschen. Die Graphic Novel ‚Vergiss dich nicht‘ ist eine gezeichnete Erzählung über das Erinnern, das Vergessen und über den Migrationskosmos in Altersheimen. Es ist keine Reportage in klassischer Form, sondern vielmehr eine poetische Umsetzung der Seinszustände und eine Suche nach neuen Bildsprachen, umrahmt von musikalischer Begleitung am Hackbrett durch Menzi.
Zahlen/Daten/Fakten
Bewusstseinsbildung im Umgang mit Demenz in den Landeskrankenhäusern
- Etablierung des LKH Bludenz als Pilotkrankenhaus: Arbeitsgruppe erarbeitet Verbesserungsmaßnahmen und setzt sie um, zB räumliche Adadptierung, Beschriftung, Aktivierungskiste
- 3 Demenz-Nurses am LKH Bludenz
- Ausbildung von Pflegeexperten (Demenz-Nurses) wie viele mittlerweile? In allen Häusern?
- Basis-Weiterbildungsangebot zum Thema kognitive Einschränkungen und Demenz für Mitarbeiter in allen LKH gestartet, bisher wurden ca. 100 Pflegemitarbeiterinnen und –mitarbeiter geschult.
- Ausführliche Ausbildung von LKH-Ansprechpartnern zum Mentor im Sinne eines Mentorenprogramms: Start 2020
- Verbreitung des Krankenhauspasses als Instrument zur Kommunikationsunterstützung, auch bei Patienten mit kognitiven Einschränkungen und Demenz
- Großzügige Begleit- und Besuchsmöglichkeiten für Angehörige - auch außerhalb der regulären Besuchszeiten - für die Betreuungsunterstützung
- Vorhalten und Verteilen der Informationsbroschüren „Leben mit Demenz“ der Aktion Demenz
- LKH-Informationsleitfaden in Form einer Broschüre für einen sensiblen Umgang mit Menschen bei kognitiven Einschränkungen und Demenz im Betreuungsalltag der Landeskrankenhäuser
- 2018: Projekte „Geriatrisches Konsilium im Akutkrankenhaus“ und „Rapid Recovery“ im LKH Feldkirch
- Ergänzung der Ausstattung mit Pflegehilfsmitteln (Nesteldecken, Demenzpuppen, etc.) zur Betreuung von Demenzkranken bei Bedarf in den Landeskrankenhäusern (z.B. Bedarfserhebung im LKH Feldkirch)
- ca. 55 Jahre; Durchschnittsalter aller Patienten in den LKH
- ~ 14 % der Patienten sind über 80 Jahre alt (M: 42,68 %, W: 57,32 %)
- Genaue Zahlen gibt es nicht, nur Schätzungen:
Für Gesamtösterreich dzt. ca. 100.000 – 110.000 Betroffene, in Vorarlberg ca. 5.000 – 6.000 Erkrankte in den nächsten Jahren allerdings noch steigend, für Gesamtösterreich bis 2050 über 200.000 Betroffene. - Demenzerkrankungen nehmen ab dem 60sten Lebensjahr von 0,5 % - 35 % bei 90-Jährigen zu, ab dem 65. Lebensjahr aufwärts sind insgesamt ca.7 % betroffen.
- 31 % der über 85-jährigen, die an ein Akutspital zugewiesen werden, leiden an einer Demenz.
- Es sind mehr Frauen betroffen, da sie älter werden (Verhältnis von ca. 1:2 bis1:3).
- Der Verlauf einer Demenz kann 10 – 12 Jahre dauern.
- 80 % der Demenzkranken werden noch zu Hause betreut, weitere Entwicklung diesbezgl. unklar (Pflegeregress, Singlehaushalte...).
- In Österreich wird jährlich etwa 1 Milliarde Euro für die Versorgung Demenzkranker ausgegeben (75 % nicht-medizinische-, 25 % medizinische- und 6 % Medikamentenkosten).
Zusammenfassung Vorträge
Stefan Sumerauer, BSc MSc, APN/DGKP, Univ. Klinik für Neurologie/Abteilung für Neurogeriatrie, Graz: „Der Menschen Leid: Vergesslichkeit“ - die Rolle der Advanced Practice Nurse
Der Umgang mit Demenzkranken erfordert kein Malen nach Zahlen, sondern einen Umdenkprozess in der Pflege. Aufgrund der demografischen und epidemiologischen Entwicklungen sieht sich der gesamte Gesundheitsbereich mit neuen Herausforderungen konfrontiert. Herausforderungen, welche neue Handlungsfelder im Pflegeberuf hervorbringen und den Pflegefachpersonen vermehrt Handlungsautonomie abverlangen. Die Profession Pflege übernimmt somit eine zentrale Schlüsselrolle in der zukünftigen Versorgung von Patientinnen und Patienten.
Die Anhebung des Ausbildungsniveaus und die Akademisierung des Pflegeberufes sind dabei nur die ersten Schritte im Wandlungsprozess in Österreich. Die Etablierung der „Advanced Practice Nurse“ spiegelt eine jener Neuausrichtungen der Pflege im hiesigem Gesundheitssystem wider. Als Verbindungsglied zwischen Forschung und Praxis gilt es, forschungsgeleitete Theorie in die bestehende Praxis zu integrieren, um so eine qualitative und wirtschaftliche Gesundheitsversorgung zu garantieren (Positionspapier ÖGKV zu APN, © 2013). Dies erfordert nicht nur eine akademisch fundierte Ausbildung, sondern ebenso eine einschlägige Berufserfahrung. Gerade beim Themenschwerpunkt Demenz bieten sich zahlreiche Möglichkeiten, Akzente in der Pflege zu setzen, sei es einerseits die Versorgungsqualität betroffener Personen zu verbessern, aber auch Pflegepersonen und Angehörige in der Betreuung zu unterstützen, um so mögliche Belastungen zu minimieren.
Motivierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern haben insbesondere in diesem Themenfeld die Möglichkeit, die Gesundheitsversorgung in der eigenen Organisation, dem eigenen Land und auch österreichweit wesentlich mitzugestalten.
Dr. Albert Lingg: „Das Herz wird nicht dement“ - Aktion Demenz Vorarlberg, www.aktion-demenz.at
Lange meist schicksalhaft hingenommen, jedenfalls nicht im Fokus eines besonderen Interesses der Medizin und Pflege, auch nicht der Öffentlichkeit, wurden Menschen mit Demenzerkrankungen nun in den Blickpunkt gerückt: Dies der Tatsache geschuldet, dass mit der Alterung unserer Gesellschaft bedeutend mehr Menschen daran erkranken; ist höheres Lebensalter doch der wichtigste Risikofaktor, sind nämlich etwa ein Drittel der über 90-Jährigen betroffen – dazu gesagt: zwei Drittel allerdings nicht!
Weitere heute belegte Risikofaktoren sind Erbfaktoren (in nur 2% gesichert), Gefäßverkalkung, chronische Depressivität oder Einsamkeit, ein Übermaß an Stress. Daraus ergeben sich auch mögliche Vorsorgemaßnahmen: Risikofaktoren für Arteriosklerose (Hochdruck, Diabetes, Fettstoffwechselstörung, Rauchen) möglichst ausschalten, körperliche, geistige und soziale Aktivität, Vorbereitung auf den neuen Lebensabschnitt durch Pflege von Beziehungen und Vermeidung zu vieler Ortswechsel wo möglich.
Demenzerkrankungen verlaufen höchst unterschiedlich, abhängig vom Demenztyp (Alzheimer, vaskulär u. a.), der Verfassung der Betroffenen (Persönlichkeit, Lebensschicksal) und dem Umfeld mit seinen stützenden wie auch überfordernden Einflüssen.
So viele neue Einsichten uns die Forschung über die Veränderungen des Gehirns gebracht hat, so wenig schlagen diese Erkenntnisse bislang in die Praxis durch: Sogenannte Antidementiva können bei gewissen Demenztypen zwar Reserven mobilisieren und Psychopharmaka richtig eingesetzt bei anders nicht beherrschbaren Leidenszuständen (Tag-Nacht-Umkehr, Sinnestäuschungen, Depressionen) Linderung bringen. Entscheidend für ausreichend Sicherheit und bestmögliche Lebensqualität sind jedoch ein passendes Umfeld, die dem Stadium der Krankheit adäquate Kommunikation und erforderliche Unterstützung.
Aktion Demenz Vorarlberg
Prof. DDr. Reimer Gronemeyer, deutscher Soziologe, gründete in den 80er Jahren in Deutschland die AKTION DEMENZ, dort von einer Stiftung getragen. Er war der Ansicht, dass man die große Herausforderung eine stark wachsende Zahl von an Demenz erkrankten Menschen in der Gesellschaft würdig leben zu lassen bzw. zu versorgen nicht allein der Medizin und Pflege überlassen darf, nämlich die Bevölkerung weit besser aufklären und miteinbeziehen, Alternativen zu bisherigen Versorgungsstrukturen auffinden, Betroffene solange möglich am gesellschaftlichen Leben teilhaben und über ihre Angelegenheiten mitbestimmen lassen müsse!
Erfreulicherweise sprangen wache Köpfe in unserer Sozialabteilung wie auch Connexia rasch auf den Zug auf, bislang übrigens als einzige in Österreich, und starteten 2008 mit Unterstützung vom Land Vorarlberg die auf unser Bundesland zugeschnittene AKTION DEMENZ VORARLBERG.
Im Mittelpunkt der Aktion Demenz steht die Vision, dass in Vorarlberg Menschen mit Demenz am öffentlichen und sozialen Leben teilhaben. Wir wollen mit der Aktion Demenz einen Beitrag zur würdigen Umsorgung und Integration von Menschen mit einer demenziell bedingten Veränderung und zur Unterstützung von deren Angehörigen in Vorarlberg leisten. Als zentrale Aufgabe sehen wir die Verbesserung der Lebensbedingungen für Menschen mit Demenz. Durch Öffentlichkeitsarbeit wird das Bewusstsein für die Thematik gestärkt und ein aufgeklärtes Bild von Demenz vermittelt.
Die Lenkungsgruppe der „Aktion Demenz“ ist mit Vertretern folgenden Vorarlberger Einrichtungen und Institutionen breit aufgestellt:
- Amt der Vorarlberger Landesregierung
- ARGE Mobile Hilfsdienste Vorarlberg
- Bildungshaus Batschuns
- Caritas Vorarlberg
- connexia – Gesellschaft für Gesundheit und Pflege
- connexia – Verein zur Förderung der Gesundheit und Pflege
- Gerontopsychiatrie im Landeskrankenhaus Rankweil
- Landesverband Hauskrankenpflege Vorarlberg
- Landesverband Heim- und Pflegeleitungen Vorarlbergs
In den nun über 10 Jahren wurden die vorgenommenen Schwerpunkte in unterschiedlichem Ausmaß angegangen bzw. umgesetzt, worüber anhand konkreter Beispiele berichtet wird.
- Demenzfreundliche Gemeinden & Regionen: Im Mittelpunkt dieses Schwerpunktes steht das Gemeinwesen als Lebensraum, in dem das alltägliche Miteinander von Menschen mit und ohne Demenz stattfindet. Derzeit decken 43 Modellgemeinden über 60% der Bevölkerung ab.
- Ethik und Demenz: Zahlreiche Vorträge und Seminare zu einschlägigen Themen gut besucht. Rolle der Pflegenden Angehörigen, Ausbau von Beratung und Entlastungern
- Kunst und Kultur von und für Menschen mit Demenz, laufende Angebote von Führungen oder kreativen Beschäftigungen, Lesungen, öffentliche Aktionen.
- Menschen mit Demenz im Akutkrankenhaus: Der Schwerpunkt liegt auf der Verbesserung der fachlichen und menschlichen Begleitung von Menschen mit Demenz im Krankenhaus.
- Qualifizierung: Neben Fortbildungsschwerpunkten vor allem Schulung von Schlüsselpersonen (z. B. Exekutive, Busfahrer)
- Ernährung, Bewegung und Demenz: Spaziergruppen, Tanzveranstaltungen, Diätberatung
- Technologie und Demenz: Potenzial zur Verbesserung der Lebensqualität von Menschen mit Demenz und deren Pflegepersonen, kein Ersatz für menschliche Zuwendung
Viel wurde erreicht, viel bleibt zu tun. Das noch häufige Tabu zur Demenz wird nach und nach gebrochen, Menschen reden über Demenz, Hilfen werden eher angenommen und Betroffene aber auch im Gesundheitsdienst Tätige kommen aktiv auf die AKTION zu. Bei allem sollte uns, die wir auf unterschiedliche Weise mit der Thematik befasst sind oder werden, der Leitgedanke der AKTION DEMENZ immer vor Augen stehen: „Das Herz wird nicht dement“.
Auf der Homepage https://www.aktion-demenz.at/startseite/ finden sich umfangreiche Informationen und aktuelle Termine.
DGKP Nicole Schweyer, LKH Bregenz, Pflegeentwicklung: „Der stumme Schmerz – das Leid des Vergessens.“
Das Erkennen von Schmerzen ist für eine gezielte Therapie von großer Bedeutung. Bei Menschen mit kognitiver Beeinträchtigung ist die kognitive Leistungsfähigkeit vermindert und oftmals auch die Kommunikationsfähigkeit sehr eingeschränkt. Das erschwert im Krankenhaus, neben der kurzen Verweildauer und den stationsbezogenen Anforderungen, die Schmerzerfassung. Um dennoch ein professionelles und individuelles Schmerzmanagement gewährleisten zu können, stehen unterschiedliche Erhebungsinstrumente zur Verfügung. Wichtig ist dabei, die richtige Wahl des Instrumentes, um diesen Menschen unnötiges Leid zu ersparen und ihrem Schmerz eine Stimme zu geben.
Christian Koch, DGKP Fachexperte Demenz, stellv. Pflegedienstleitung Sozialzentrum Bürs „Drei Ziele“
Mein Vortrag am 31.10.19 „Drei Ziele“ basiert ausschließlich auf Praxisbeispielen mit Bildern / Videos.
Kurz und bündig, lässt sich der Vortrag im Sinne der 3 Ziele und folgender Grundhaltungen zusammenfassen:
- So viel wie möglich ...Selbständigkeit, Selbstbestimmung, Lebensqualität
- Zeit / Zuwendung / Zärtlichkeit
- Lebensqualität vor pflegerischer bzw. medizinischer Notwendigkeit.
kukuk - Kultur und Kunst und Krankenhaus: Künstlerin Lika Nüssli: Graphic Novel Lesung: „Vergiss dich nicht“
Die Schweizer Künstlerin Lika Nüssli besucht ihre Mutter, die seit einigen Jahren in einem Heim für demenzkranke Menschen lebt. Als die Besuche bei der Mutter immer schweigsamer werden, beginnt Lika Nüssli die Menschen um sie herum zu zeichnen. Die Künstlerin empfindet die vom Leben gezeichneten Körper als faszinierend und die Gespräche, Sätze, Worthülsen als herrlich absurd. Anfangs ist es ihr schwer gefallen, länger als nötig im Heim zu bleiben. Das hat sich mit dem Zeichnen geändert. Mit der Graphic Novel ‚Vergiss dich nicht‘ ist eine gezeichnete Erzählung über das Erinnern, das Vergessen und über den Migrationskosmos in Altersheimen entstanden. Es ist keine Reportage in klassischer Form, sondern vielmehr eine poetische Umsetzung der Seinszustände und eine Suche nach neuen Bildsprachen.
Der Schweizer Musiker Elias Menzi begleitet Lika Nüssli auf dem Hackbrett und übersetzt ihre eindrücklichen Bilder und Geschichten frei improvisiert in die Sprache der Musik.