56. Jahrestagung der Österr. Gesellschaft für Plastische, Ästhetische und Rekonstruktive Chirurgie 09.10.2018
Am Wochenende fand erstmals in der Geschichte der Österr. Gesellschaft für Plastische, Ästhetische und Rekonstruktive Chirurgie die Jahrestagung grenzüberschreitend in Bozen statt. Tagungspräsident war Prim. Prof. Dr. Peter Kompatscher, Leiter der Schwerpunktabteilung am LKH Feldkirch. Schwerpunktthemen für die insgesamt 200 anwesenden Chirurgen waren Innovation, Interdisziplinarität und Digitalisierung. Betont wurde auch noch einmal die Servicetätigkeit der Gesellschaft für Patienten in Form von Servicehotline und aktiver Information zur Qualitätssicherung. Im Rahmen des Kongresses hatten 19 Ärzte in Ausbildung die Möglichkeit, ihre Facharzt-Prüfung abzulegen.
„Dank innovativer Methoden und zahlreicher wissenschaftlicher Fortbildungen haben sich Einsatz und Anwendungsbereich unseres Faches der Plastischen Chirurgie vergrößert. Die Behebung von Formveränderungen, Schädigungen oder der Versehrtheit von Körperteilen ist ohne die Plastische Chirurgie nicht mehr denkbar“, erklärte der Präsident der Österr. Gesellschaft für Plastische, Ästhetische und Rekonstruktive Chirurgie, (ÖGPÄRC), Prim. Dr. Boris Todoroff anlässlich der 56. Jahrestagung - erstmals in Bozen - und verwies auf die wachsende Bedeutung des Faches im Zusammenspiel mit anderen medizinischen Fachdisziplinen.
Regenerative Medizin: "Heilen statt reparieren"
Einen der innovativen Bereiche der Plastischen Chirurgie stellt die Regenerative Medizin dar, die innerhalb der Biomedizin zu den Gebieten mit einer überdurchschnittlichen Entwicklungsdynamik zählt. Die Zell- und Gewebetherapie in der regenerativen Medizin umfasst u.a. den Einsatz innovativer Biomaterialien und spezieller Wachstumsfaktoren. Damit verbunden sind vielfältige Optionen, die in der wiederherstellenden Chirurgie zahlreich zum Einsatz kommen. Das Einsatzgebiet der Regenerativen Medizin stellt sowohl im Bereich der Rekonstruktion als auch im ästhetischen Bereich eine Bereicherung an Methoden und Optionen dar und war Schwerpunktthema bei Jahrestagung. Die Regenerative Medizin beschäftigt sich mit der Wiederherstellung von funktionsgestörten Zellen, Geweben oder Organen. Dies geschieht entweder durch Anregung der körpereigenen Regenerations- und Reparaturprozesse (induzierte Autoregeneration) oder aber durch biologischen Ersatz in Form von Zellen oder eigens im Labor gezüchteten Geweben (Tissue Engineering).
Das Ziel ist immer das gleiche: Möglichst den gesunden und funktionalen Originalzustand eines betroffenen Gewebes wiederherzustellen, statt es nur behelfsmäßig zu ersetzen und zu reparieren. "Heilen statt reparieren lautet das Motto der regenerativen Medizin“, so Univ.-Prof. Dr. Lars-Peter Kamolz, Leiter der Plastischen, Ästhetischen und Rekonstruktiven Chirurgie an der Medizinischen Universität Graz. „Dadurch, dass wir die Mechanismen der Heilung unseres Körpers zunehmend besser verstehen, haben wir auch mehr Möglichkeiten, den Körper gezielt bei der Heilung zu unterstützen“, bestätigte Univ.-Prof. Dr. Stephan Spendel, ebenfalls Medizinischen Universität Graz.
Themen der Jahrestagung: Interdisziplinarität, Innovation und Digitalisierung
Die Regenerative Medizin gilt als Hotspot medizinischer Forschung und Entwicklung und ist die Schnittstelle für interdisziplinäres Arbeiten. „Hier wird der interdisziplinäre Charakter - die große Stärke unseres Faches der Plastischen Chirurgie - deutlich. Interdisziplinär-wissenschaftliche Fortbildung ist die wichtigste Basis für zahlreiche Innovationen, die unter anderem durch die Medizintechnik entstanden sind“, unterstrich Tagungspräsident Prim. Univ.-Prof. Dr. Peter Kompatscher, von der Schwerpunktabteilung für Plastische Chirurgie am LKH Feldkirch, die Bedeutung des interdisziplinären Austauschs. Prof. Kompatscher war bereits zum 3. Mal Kongresspräsident und mit der Ausrichtung der Jahrestagung betraut. Im Kongresssekretariat tätig waren Dr. Marion Dietl, LKH Feldkirch, sowie Doz. Dr. Lorenz Larcher, Leiter der Südtiroler Sanitätsbetriebe. Frau Dr. Dietl legte im Rahmen der Jahrestagung Kongresses erfolgreich ihre Facharztprüfung ab: „Das Motto „Grenzen überschreiten“ steht direkt im Zusammenhang mit Weiterentwicklung, Engagement, Interdisziplinarität und Innovation. Auch meine Ausbildung führte mich als gebürtige Südtirolerin über die Grenzen Südtirols hinaus ins LKH Feldkirch, wo ich derzeit an der Abteilung für Plastische Chirurgie, unter der Leitung von Herrn Univ.-Prof. Dr. Peter Kompatscher, tätig bin.“
Medizin 4.0 bringt bessere Diagnose und Therapie
Die Medizin ist „arbeitsteiliger“ geworden. In der Versorgung und Behandlung von Patienten steigen die Anforderungen einerseits bedingt durch hohe Erwartungen der Patienten, anderseits durch finanzielle Restriktionen und gesetzliche Bestimmungen, wie das Arbeitszeitgesetz (Krankenanstalten-Arbeitszeitgesetz - KAAZG). Dies ist vor allem am Umstand erkennbar, dass das Zusammenwirken mehrerer Disziplinen für Diagnose und Therapie vor allem bei komplexen medizinischen Fragestellungen immer nötiger ist. „Ein einzelner Fachbereich alleine verfügt häufig nicht mehr über die Möglichkeiten und die Logistik, um den aufwändigen Prozess von Diagnose bis zur erfolgreichen Therapie strukturiert abzubilden“ erklärt Univ.-Prof. Dr. Gerhard Pierer, Leiter der Plastischen, Ästhetischen und Rekonstruktiven Chirurgie an der Medizinischen Universität Innsbruck und Vorstandsmitglied der ÖGPÄRC. Durch die Digitalisierung in vielen Bereichen der Medizin, die unter dem Begriff Medizin 4.0 zusammengefasst wird, ergeben sich bessere Diagnoseverfahren und damit verbunden eine bessere Therapie.
Service für Patienten: ÖGPÄRC-Hotline
Als Serviceleistung für verunsicherte Patienten nach bereits erfolgten ästhetischen Eingriffen bietet die Österreichische Gesellschaft für Plastische, Ästhetische und Rekonstruktive Chirurgie die Möglichkeit, auf unkomplizierte Art und Weise kostenlos eine kompetente, fachliche Meinung einzuholen. Patienten, welche diese Hilfe in Anspruch nehmen wollen, können sich unter der Hotline Nummer 0820 820 600 anmelden, ein Antragsformular wird anschließend zugeschickt. Neben der Servicetätigkeit für die Mitglieder der Gesellschaft ist auch die Kommunikation nach außen, also mit Patienten und an der Plastischen Chirurgie Interessierten, ein wichtiges Anliegen der Gesellschaft. Ihre Website www.plastischechirurgie.org bietet umfassende Informationen über das Fach der Plastischen, Ästhetischen und Rekonstruktiven Chirurgie, unterstützt bei der Facharztsuche, klärt über Qualitätssicherung und Serviceeinrichtungen - wie die Hotline für verunsicherte Patienten - auf. Veranstaltungshinweise und der Zugang zum Implantatregister runden das Angebot ab. Der interne Bereich ist eine Kommunikations- und Informationsplattform für die Mitglieder der Gesellschaft.
ÖGPÄRC
- Hotline der Gesellschaft: +43 820 820 600
- Website der Gesellschaft: www.plastischechirurgie.org
- Website Jahrestagung: https://oegpaerc2018.at/