Wichtiger Meilenstein für Patienten der Kardiologie, Angiologie und Radiologie 03.07.2018
Am LKH Feldkirch, Schwerpunktkrankenhaus für Vorarlberg, eröffnete LR Christian Bernhard unter Beisein von Landtagspräsident Harald Sonderegger gemeinsam mit den Verantwortlichen der Vlbg. Krankenhaus-Betriebsgesellschaft sowie den Abteilungsleitern die drei neuen Katheterlabore. Neu ist das Angebot eines dritten Labors im Land, zudem wurde sowohl die bauliche wie auch medizintechnische Infrastruktur der bisherigen beiden Behandlungsplätze auf den neuesten Stand gebracht. Die Kosten beliefen sich auf 5 Mio. Euro. In den Laboren werden Patienten der Kardiologie sowie der Angiologie behandelt, die Radiologie führt interventionelle Behandlungen durch. Insgesamt werden jährlich 2.200 diagnostische Herzkatheteruntersuchungen inklusive 1.400 Interventionen seitens der Kardiologie und 600 Diagnosen und Behandlungen durch die Radiologie bzw. Angiologie in den drei Laboren durchgeführt.
In sog. Katheterlaboren werden kardiologische, also das Herz betreffende Untersuchungen und radiologische sowie angiologische Untersuchungen in allen Abschnitten des Körpers durchgeführt. In den meisten Fällen werden Patienten nach der Diagnose auch gleich behandelt - mit dem Vorteil einer sehr guten Bildgebung während der Untersuchung/Behandlung. Die Patienten stehen je nach Untersuchung/Behandlung meistens unter lokaler Narkose. Nur in komplexen und langwierigen Eingriffen wird eine Vollnarkose benötigt.
Ein Katheter (daher der Name) selbst ist ein Plastikschlauch, der über den Arm oder die Leiste in den Körper eingebracht wird. Mit Anfang Juli 2018 stehen nun den Vorarlberger Patienten drei Katheterlabore am Schwerpunktkrankenhaus Feldkirch zur Verfügung. Gründe für die Aufstockung von zwei auf drei Behandlungsplätze waren die Erweiterung der Kapazitäten für die Versorgung geplanter Eingriffe/Untersuchungen von Patienten bei gleichzeitiger sofortiger Versorgung von Notfall- und Akutpatienten. Potenzielle Engpässe wurden bislang mit Vereinbarungen mit anderen Herzzentren überbrückt. Durch die Erweiterung der Kapazität auf drei Plätze ist nun eine wohnortnahe Versorgung lückenlos möglich. Genützt werden die Labore von der Inneren Medizin I (Kardiologie und Angiologie) und der Abteilung für Radiologie für Diagnosen und Interventionen (interventionelle Untersuchungen/Eingriffe außerhalb des Herzens).
Langjährige Masterplanung: notwendige Erhöhung der Kapazität
„Kreislauferkrankungen sind noch immer die häufigste Todesursache weltweit und auch in Österreich bzw. Vorarlberg. Die Spitze der Statistik bilden die sog. Durchblutungsstörungen im Gehirn, gefolgt von jenen am Herzen. In Österreich erleiden ca. 275 von 100.000 Personen einen Schlaganfall, Experten gehen von ca. 150-200 Herzinfarkten pro 100.000 Personen aus. In Vorarlberg zählen wir ca. 1.100 Schlaganfälle und ca. 650 Herzinfarkte pro Jahr. Dank der medizinischen Fortschritte konnte die Sterblichkeit beim Schlaganfall in Österreich in den Jahren zwischen 1993 und 2014 von 40 auf 16% gesenkt werden. Durch diesen Fortschritt, aber auch durch frühzeitiges Erkennen und Behandeln, können diese Zahlen reduziert werden, daher ist die heutige Eröffnung für die Vorarlberger Patienten ein besonders erfreulicher Anlass: Die Erweiterung der Katheterlabor-Kapazitäten ist Teil des langjährigen Masterplans für die Landeskrankenhäuser und für die Gesundheitsversorgung der Bevölkerung. Damit tragen wir der demographischen Entwicklung der Bevölkerung Rechnung. Wir freuen uns, heute diese Einrichtung für die Vorarlberger Patienten einzuweihen“, eröffnete LR Dr. Christian Bernhard feierlich die Labors unter Beisein der Vlbg. Krankenhaus-Betriebsges.m.b.H., den Verantwortlichen im Landeskrankenhaus Feldkirch und den Planern und Bauausführenden.
Katheterlabore: umfassende medizinische Möglichkeiten für Untersuchung und Behandlung
Den Vorarlberger Patienten stehen nun insgesamt drei Katheterlabore zur Verfügung. Ziel war es, das medizinische Behandlungs- und Diagnoseangebot für Patienten zu erweitern: Wurden bisher zur dringlichen Behandlung von z.B. Herzpatienten Verträge mit anderen Herzzentren wie etwa Friedrichshafen vereinbart, bietet das Schwerpunktkrankenhaus Feldkirch nun dank der Erweiterung die wohnortnahe Möglichkeit der Behandlung und Diagnose der betreffenden Patienten im Land selbst. „Neben diesen Vorteilen für Patienten mit der Notwendigkeit von planbaren Eingriffen ist durch die Modernisierung der Katheteranlagen auch die Strahlenbelastung für die Patienten - und für unsere Mitarbeiter - nochmals deutlich weniger geworden. Weiters können durch den Zuwachs an Katheterplätzen auch Innovationen wie perkutane Klappeninterventionen nach Vorarlberg gebracht werden“, informieren Dir. Dr. Gerald Fleisch und Dir. Prim. Dr. Peter Fraunberger, Geschäftsführung der Vlbg. Krankenhaus-Betriebsgesellschaft. Die neuen Räumlichkeiten bringen auch weitere Vorteile für die Mitarbeiter der beiden Abteilungen: Arbeiten unter Tageslicht, durch umfassende Sanierungsarbeiten und die neueste Medizintechnik sowie zusätzliche Räumlichkeiten für die Patientenüberwachung und Wartebereiche vor und nach der Untersuchung sowie zusätzliche Befundungs- und Sozialräumlichkeiten stehen nun zur Verfügung.
Zwei Katheter-Plätze für die Kardiologie
Zwei Herzkatheterlaborplätze stehen ab nun den Herz-Experten rund um Abteilungsleiter Prim. Doz. Dr. Matthias Frick zur Verfügung: Die Hauptuntersuchung der Kardiologen ist jene von Patienten mit erkrankten Herzkranzgefäßen (und ihrer Behandlung mittels Stent, einer Gefäßstütze aus Metall). „Wenn der Patient mit einem akuten Verschluss eines Herzkranzgefäßes kommt, dann kann dieser Eingriff rund um die Uhr sofort durchgeführt werden, eine Eröffnung des verschlossenen Gefäßes kann das Leben des Patienten retten“, informiert Prim. Doz. Dr. Matthias Frick. Patienten mit stabilen Symptomen in diesem Bereich sind bisher in andere Zentren ausgewichen oder haben eine Wartezeit für die wohnortnahe Untersuchung in Kauf genommen. „Durch die Kapazitätserweiterung fällt dies nun auf ein akzeptables Maß weg“, freut sich der leitende Kardiologe Frick.
Daneben werden im Herzkatheterlabor auch Herzmuskelbiopsien (Probeentnahme aus dem Herzmuskel), Punktionen von Herzbeutelergüssen, Implantationen von kabellosen Schrittmachern und Untersuchungen am elektrischen System des Herzens durchgeführt. Diese elektrophysiologischen Untersuchungen kommen zum Einsatz, wenn Rhythmusstörungen auftreten. „Dank der Medizintechnik im Katheterlabor können wir den Ursprung der Rhythmusstörungen genau feststellen und in vielen Fällen mit Hilfe einer so genannten Verödung behandeln.“ Zu den genannten kommen laut Frick immer mehr neue Eingriffe dazu: „Gerade in der Elektrophysiologie haben sich die Indikationen erweitert. Als nächste Weiterentwicklung werden sicherlich die Herzklappen, welche über die Leiste implantiert werden, routinemäßig Einzug ins Herzkatheterlabor halten“, blickt Prim. Frick in die nahe Zukunft. In Vorarlberg werden jährlich 2.200 Patienten im Herzkatheterlabor untersucht, bei 1.400 davon werden Stents implantiert.
Katheterlabor für die Abteilung für Radiologie
„Interventionell“ bedeutet hier gezielte Eingriffe an Gefäßen und Organen ohne operative Zugänge oder operative Freilegung durchzuführen; das sind Behandlungen von Gefäßengstellen und Gefäßerweiterungen, Behandlungen von pathologischen Gefäßerweiterungen, Punktionen, Galleableitungen, Leberdurchblutungsentlastungen bei Leberzirrhose, gezielte Gefäßverschlüsse bei Blutungen (Trauma) oder bei Tumoren. Insgesamt behandelt und untersucht die Radiologie jährlich mehr als 600 Patienten im Katheterlabor. Besonders für die Behandlung von Schlaganfällen mittels der sog. Thrombektomie ist der Einsatz des Katheterlabors notwendig: Hier arbeiten die Radiologen eng mit den Akutneurologen zusammen, um die Patienten möglichst schnell und gut abgeklärt auf den Angiographietisch zu bekommen und durch Absaugen oder Entfernen des für den Schlaganfall ursächlichen Blutgerinnsels möglichst viel Hirnsubstanz zu erhalten, bevor diese durch die Minderdurchblutung untergeht. Es werden alle angiographischen/ interventionellen Eingriffe für die Vorarlberger Patienten angeboten. Lediglich Aneurysmen in Hirnschlagadern (das sind krankhafte Aussackungen/Erweiterungen dieser Gefäße) werden an der Medizinischen Universität Innsbruck behandelt.