Er habe bei seinem Amtsantritt in Bregenz vor rund drei Monaten ein „hervorragendes Team“ angetroffen, betont Prim. Univ.-Prof. Dr. Heinz Drexel gleich vorweg: „Ich habe viele Abteilungen gesehen in meiner Laufbahn, und die hier ist herausragend. Das Team war eben nur länger ohne fixe Leitung. Ein mehr als solides Schiff, das mit abwechselnder interimistischer Leitung gut manövriert hat. Die, die da waren, sind in meinen Augen Top-Leute mit Durchhaltevermögen.“ Nun kann die Abteilung mit einem Kapitän wieder volle Fahrt aufnehmen. Mit seiner Rückkehr ins Vorarlberger Spitalswesen, aus dem sich der 69-Jährige ja eigentlich bereits verabschiedet hat, möchte Heinz Drexel dafür sorgen, dass die Mannschaft gut aufgestellt und zukunftsfit ist: „Nach Ablauf meiner dreijährigen Amtszeit soll ein gutes Arbeiten möglich sein, das Spaß macht und den Patienten qualitative hochwertige Leistung bietet.“ Die ersten Schritte sind getan und eine Entlastung sei bereits spürbar, bestätigt der geschäftsführende Oberarzt Dr. Thomas Wechselberger. Er zählt zu jenen, die interimistisch selbst eine Zeit lang das Ruder übernommen haben.

 

 

Im Jahr 2017 hat Heinz Drexel sein Primariat in Feldkirch nach über 20 Jahren an die nächste Generation abgegeben. In seiner Praxis hat er zunächst weitergearbeitet. Kurz darauf ist er nach Bern berufen worden, wo er zwei Jahre lang auf der Gefäßabteilung gearbeitet hat. Daneben hat er die „Europäische Arbeitsgruppe für Herzmedikamente“ geleitet. Er sei also nie wirklich in Pension gewesen, schmunzelt er, sondern habe in den vergangenen Jahren „nur geübt“. Geübt für Bregenz, wie sich inzwischen herausgestellt hat: „Ich saß gerade im Zug nach Innsbruck, als der Anruf aus Vorarlberg kam. Am nächsten Morgen habe ich zugesagt, die Stelle anzunehmen und wieder zurückzukehren.“

 

 

Inzwischen sind seit seinem Amtsantritt 100 Tage vergangen. Drexel und Wechselberger haben ihr Netzwerk zunächst genutzt, um das Team zu verstärken: In einem ersten Schritt haben sie Fachkräfte von außen rekrutiert: Ärztinnen und Ärzte aus anderen Österreichischen Bundesländern, aus Deutschland, Italien und der Schweiz - quasi internationale Verstärkung. Aber die beste Rekrutierung ist immer noch, wenn man den eigenen beruflichen Nachwuchs gut werden lässt“, ist der Primar überzeugt und zieht einen Vergleich zum Sport: „Die wirklich guten Mannschaften kümmern sich auch um ihren Nachwuchs.“ Und das hat er auch für Bregenz vor.

 

 

Als Lehrkrankenhaus sitzt er dafür an der Quelle: durchschnittlich lernen rund acht Studentinnen und Studenten gleichzeitig an der Abteilung für Innere Medizin am LKH Bregenz. Damit sind derzeit alles in allem rund 30 Medizinerinnen und Mediziner sämtlicher Ausbildungsgrade und -bereiche vertreten, mehr als die Hälfte ist weiblich, eine Teilzeitanstellung ist längst keine Ausnahme mehr. Fortbildungen auf einer bettenführenden Abteilung sind an sich eine Herausforderung: „Allein schon, weil man dazu ja möglichst alle diensthabenden Köpfe auf einem Haufen haben möchte“, erklärt Heinz Drexel: „Aber weil Wissenschaft von heute die klinische Praxis von morgen ist, haben wir beschlossen, den tagtäglichen Übergabe- und Dienstbericht in der Früh um zehn bis 20 Minuten zu erweitern und für die Weiterbildung zu nutzen.“ In Oxford habe er gelernt, welche positiven Effekte in einem kurzen wissenschaftlichen Input stecken. Dieser Input kann die Vorstellung einer aktuellen wissenschaftlichen Abhandlung sein oder die Besprechung einer bestimmten Diagnose, die eine Patientin oder ein Patient gerade erhalten hat. „Da ist dann täglich ganz viel Hirnmasse unserer Abteilung gebündelt“, erklärt der Primar, „gemeinsam kommen wir auf Lösungen und bilden uns gegenseitig weiter. Ich selbst lerne dabei immer wieder dazu“.

 

 

Ziel sei es, Wissen aufzufrischen und möglichst keinen Tag ohne Wissenszuwachs verstreichen zu lassen. Auch für langjährige Spezialisten mit gut sortiertem Wissensstand ist das laufende Update wichtig.  Allein schon, um den eigenen Blick wieder zu erweitern: „Spezialisierung ist gut, wenn es um Fertigkeiten geht - wie etwa Darmspiegelungen – da braucht man einfach Routine“, davon ist Heinz Drexel überzeugt. „Aber in der Diagnosestellung muss jeder Spezialist auch fit für den Weitblick sein. Jede Stunde kommt ein Notfall herein – ganz ohne Täfelchen mit einer Diagnose darauf“, erklärt er mit Augenzwinkern. „Da muss man das große Ganze kennen, um schnelle Entscheidungen treffen zu können. Wenn man dafür fit ist, dann macht der Beruf auch nach vielen Jahren und sogar Jahrzehnten noch Spaß.“

 

Statement Dr. Gerald Fleisch, Direktor der Krankenhausbetriebsgesellschaft: „Mit außergewöhnlichem Engagement, einer einzigartigen fachlichen Expertise und mit viel Führungserfahrung hat Prim. Prof. Drexel bereits nach kurzer Zeit die Abteilung für Innere Medizin personell und qualitativ weiterentwickelt. Der international renommierte und bestens vernetzte Doyen der Inneren Medizin Vorarlbergs zeigt mit diesem Erfolg, dass Erfahrung zählt und auch ein höheres Lebensalter Höchstleistungen ermöglicht.“


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