Einsatzübung Infektionsschutz 12.11.2018
Erstmalig in Vorarlberg findet eine Einsatzübung für Infektionsschutz nach Auftreten einer schwerwiegenden und hochansteckenden Infektionskrankheit statt.
Die Mitarbeiter der Rettungs- und Feuerwehrleitstelle sind am heutigen Montagnachmittag (12.11.2018) mit einer besonderen Notfallmeldung konfrontiert. Ein Arzt auf Hausbesuch äußert den Verdacht einer schwerwiegenden Infektionskrankheit eines seiner Patienten. Der Einsatzsachbearbeiter alarmiert Experten des Roten Kreuzes und die Landessanitätsdirektion. Auf Grund der vorliegenden Verdachtslage (MERS-CoV Infektion) treffen die Einsatzkräfte und das Infektionsteam der Behörde besondere Maßnahmen um die Einsatzanforderung zu bewältigen. Dabei stehen die bestmögliche Versorgung des Patienten, die Verhinderung einer Weiterverbreitung der Infektionskrankheit und das höchstmögliche Maß an Selbstschutz für die Einsatzkräfte im Vordergrund.
Die Übung beinhaltet einen vollständigen Ablauf von der Notfallmeldung bis zur Übernahme im Landeskrankenhaus Feldkirch. An der Übung beteiligt sind das Österreichische Rote Kreuz, das Infektionsteam der Behörde, das aufnehmende Team am Landeskrankenhaus Feldkirch, die Polizei Hohenems und Feldkirch sowie die Feuerwehr Hohenems und die Betriebsfeuerwehr am Landeskrankenhaus Feldkirch.
Übungsort: Hohenems, Dr. Anton Schneider Str. 14: 16:00-17:00 Uhr.
Die Patientenübergabe am Landeskrankenhaus Feldkirch fand um ca. 17:30 Uhr statt.
MERS:
MERS steht für das Middle East Respiratory Syndrome und bezeichnet eine Infektion der Atemwege, die durch das MERS-Coronavirus (MERS-CoV) verursacht wird. Die Erkrankung ist meldepflichtig. Die Behörde trifft gemäß Epidemie Gesetz Maßnahmen zur Verhütung und Weiterverbreitung der Krankheit. Verbreitung und Häufigkeit: In Österreich besteht derzeit kein erhöhtes Risiko für eine MERS-CoV Erkrankung in der Allgemeinbevölkerung. In Österreich wurde 2014 und 2016 jeweils ein importierter Fall aufgezeichnet.
Ablauf im LKH:
Information von OA Dr. Wolfgang List, Intensivstation LKH Feldkirch
Die Betreuung eines Patienten mit Verdachtslage MERS-CoV-Infektion ist sehr personalintensiv. Am LKH ist die Bereitstellung von drei Pflegepersonen sowie einem Arzt im Fall des Falles vorgesehen.
Übernahme im LKH:
Im Bereich der Intensivstation des LKH Feldkirch besteht zum einen die Möglichkeit, einen Verdachtsfall direkt über den Außenbereich aufzunehmen, ohne die öffentlichen Bereiche des LKH Feldkirch zu betreten und andere Menschen (Mitarbeiter, Patienten, Besucher) einer möglichen Kontamination auszusetzen. Zum anderen kann dort eine räumliche Abtrennung in Form eines Isolierzimmers mit Schleuse für die Mitarbeiter gegenüber der restlichen Intensivstation geschaffen werden, ohne massiv Einfluss auf den Ablauf der Patientenbetreuung im restlichen Bereich zu nehmen. Durch eine Sperrung der Betten für die Aufnahme des Verdachtsfalles müssen die LKH-Mitarbeiter in einem ersten Schritt die Verlegung der dort behandelten Patienten auf andere Überwachungsbetten organisieren.
Hierfür ist planmäßig vorgesorgt: Dies ist sowohl innerhalb der Intensivstation als auch im LKH Feldkirch selbst oder im Bedarfsfall auch nach extern möglich.
Behandlung im LKH:
Informationen von OÄ Dr. Gabriele Hartmann, MPH, Institut für Krankenhaushygiene und Infektionsvorsorge:
In Österreich besteht derzeit kein erhöhtes Risiko für eine MERS-CoV Erkrankung in der Allgemeinbevölkerung. Bisher gab es lediglich zwei importierte Fälle, wobei es sich um Touristen aus dem arabischen Raum handelte. Ein Import aus einem betroffenen Gebiet kann jedoch nicht ausgeschlossen werden. Bei der Übung wird der Patient als MERS-Verdachtsfall behandelt: Das heißt, er hat eine schwere Erkrankung der Atemwege und Lunge und war in den 2 Wochen vor Beginn im arabischen Raum oder hatte in dieser Zeit Kontakt mit einem an MERS Erkrankten. Die endgültige Diagnose wird durch eine molekularpathologische Untersuchung des respiratorischen Sekretes erfolgen - Proben müssen an die Virologie Wien versandt werden. Wie bei vielen viralen Erkrankungen kann im Wesentlichen nur symptomatisch behandelt werden (fiebersenkende Mittel, Beatmung u.a.).
Persönliche Schutzausrüstung für Mitarbeiter:
Bei Betreuung des Patienten sind Hygienemaßnahmen für die betreuenden Personen notwendig:
- Einmalschutzhandschuhe
- Einmalschutzmantel (Einmal-OP-Mantel)
- Mund-Nasen-Schutz der Schutzstufe FFP2/3 bei Atembeschwerden mit Exspirationsventil
- Schutzbrille und Schutzhaube bei ausgeprägter Exposition
(z.B. Absaugen, Intubation, …)