Diätolog:innen – eine gewichtige Säule im Gesundheitswesen 08.03.2023
Am 8. März 2023 ist Internationaler Tag der Diätolog:innen. Im Mittelpunkt dieses jährlich am zweiten Mittwoch im März stattfindenden Welttages stehen zum einen aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse im spannenden Forschungsfeld dieses gesetzlich geregelten Gesundheitsberufes. Zum anderen verdeutlicht dieser Tag auch, wie sehr Gesundheit und Ernährung zusammenhängen und sich gegenseitig beeinflussen. Diätolog:innen sind eigens dafür ausgebildet, gesunde und kranke Menschen ernährungstherapeutisch zu beraten bzw. zu behandeln.
An den Vorarlberger Landeskrankenhäusern sind derzeit insgesamt 18 Diätolog:innen im Einsatz. Sie unterstützen die Patient:innen mit ihrem Wissen beim Gesundwerden und -bleiben und sind daher in vielen Fachbereichen eine bedeutende Stütze im Behandlungsablauf.
Weit mehr als Ernährungsberatung
„Diätolog:in“ ist in Österreich ein geschützter Berufsbegriff, hinter dem ein dreijähriges Bachelor-Studium an einer Fachhochschule steht. Diese Ausbildung wird vorausgesetzt, um auch kranke Menschen im Bereich der Ernährung beraten zu dürfen. „Das macht das Fachgebiet so spannend, aber gleichzeitig auch so sensibel. Es betrifft einen ganz privaten, intimen Bereich – da ist Feingefühl gefragt! Kommunikation ist daher bereits im Studium ein eigener Schwerpunkt“, erklärt Julia Pirker, B.Sc., sie ist Diätologin am Landeskrankenhaus Hohenems.
Die Jobmöglichkeiten nach der Ausbildung sind facettenreich: Einige Diätolog:innen arbeiten in Krankenhäusern, andere in Reha-Kliniken und Gemeinschaftspraxen. Wieder andere haben sich selbständig gemacht oder sind beratend in medizinischen Einrichtungen tätig. Einige arbeiten auch in Bereichen, die sich um die wissenschaftliche Weiterentwicklung künstlicher Ernährung und Sondennahrung bemühen.
Von Säuglingsnahrung bis Sterbebegleitung
Auch innerhalb eines Krankenhauses ist das Arbeitsfeld der Diätolog:innen breit gefächert. Hauptaugenmerk liegt hier vor allem auf der Nahrung als Therapie, die somit zu einem Teil des Genesungsprozesses wird. Die Zuweisungen erfolgen durch das medizinische Personal: „Wir sind in vielen Bereichen und auf den unterschiedlichsten Stationen aktiv. Wir arbeiten mit Neugeborenen genauso wie mit Menschen auf der Palliativstation“, betont Julia Pirker: „In allen Fällen ist der Austausch zwischen den einzelnen Berufsgruppen essentiell. Denn Ernährung spielt in so gut wie jeden Gesundheitsbereich hinein. Ärzt:innen, Logopäd:innen, Ergotherapeut:innen, diverse medizinisch-technische Dienste und vor allem das Pflegepersonal sind unsere Ansprechpartner:innen. Letztere sind ganz wichtig für uns, denn sie können zumeist rasch Auskunft über die Ernährungsprobleme der Patient:innen im Krankenhausalltag geben.“
Bei den Krankheitsbildern, mit denen es Diätolog:innen im Arbeitsalltag zu tun haben, gibt es so gut wie keine Begrenzungen. „Wir arbeiten mit den Teams der Inneren Abteilungen und der Chirurgie zusammen und wirken auch in der Onkologie, der Diabetologie, Gastroenterologie, Kardiologie, Nephrologie usw. mit.“
Nahrungsaufnahme individuell anpassen
Wichtige Arbeitsschwerpunkte liegen bei Patient:innen mit onkologischen, gastroenterologischen, endokrinologischen und psychiatrischen Erkrankungen. Aber auch überall dort, wo die Nahrungsaufnahme aus diversen Gründen individuell angepasst werden muss, sind die Spezialist:innen im Einsatz. Rund 35 Prozent aller Patient:innen im Spital sind mangelernährt. Für weitere 45 Prozent ist das Risiko hoch, aufgrund ihres Gesundheitszustandes eine Mangelernährung zu entwickeln. Umso wichtiger ist es, dies zu erkennen und als Diagnose wahrzunehmen. So wurde in vielen Studien bereits bestätigt, dass eine bedarfsdeckende Ernährung den Krankheitsverlauf positiv beeinflussen und die Krankenhausliegedauer reduzieren kann. (Mehr zum Thema Mangelernährung als Diagnose: https://www.landeskrankenhaus.at/news/mangelernaehrung-als-diagnose).
Fehlernährung durch Überangebot und Unwissen
Nicht nur im Spitalsalltag, also bei kranken Menschen, beobachtet Julia Pirker, dass das Thema „Fehlernährung“ stark an Bedeutung zunimmt: „Wir haben heute einen nahezu unbegrenzten Zugriff nicht nur auf Obst und Gemüse, sondern auch auf Fertig- und Weißmehlprodukte, auf Lebensmittel mit verarbeitetem Zucker und auf Produkte, die reich an diversen Konservierungsstoffen sind. Umso wichtiger ist das Wissen um eine gesunde und angepasste Ernährung.“ Eine Fehlernährung kann ab einem bestimmten Maß und auf Dauer schädlich für die Gesundheit sein.
Ein großes Problem sieht Julia Pirker nicht nur in der Vielfalt des Nahrungsangebotes, sondern vielmehr darin, dass die Kenntnis über die individuell richtige Ernährung allzu häufig fehlt. „Hier können Diätolog:innen aufklären und therapeutisch wirken“, betont die Diätologin am LKH Hohenems.
Das sagen unsere Diätolog:innen in den VLKH über ihren Beruf:
Diätologie-Team LKH Bregenz:
Wir Diätolog:innen des LKH Bregenz schätzen besonders das breite Betätigungsfeld unseres Berufes und die enge Zusammenarbeit mit Ärzt:innen und dem medizinischen Personal. Durch diese multiprofessionelle Zusammenarbeit ist es auch möglich, spezielle Krankheitsbilder und die damit einhergehenden Ernährungsbedürfnisse abzudecken. Darunter fallen beispielsweise die Neuropädiatrie mit den pharmakoresistenten Epilepsien, seltene angeborene Stoffwechselerkrankungen, pädiatrische Gastroenterologie und die Diabetesambulanz. Diese Vielseitigkeit lässt den Beruf der Diätolog:innen nie langweilig werden.
Diätologie-Team LKH Rankweil:
„Diätolog:innen begleiten Patient:innen bei vielen Erkrankungen. Ziel ist es, ihren Gesundheitszustand anhand einer diätologischen Diagnose wiederherzustellen, zu verbessern, zu stärken oder beizubehalten. Im LKH Rankweil fallen die Schwerpunkte auf die Neurologie, Psychiatrie und für eine befristete Dauer auch auf die Onkologie. Zu unseren alltäglichen Aufgaben gehören sowohl Beratungen, als auch Speiseplanungen und Nährstoffberechnungen. Eines der spannendsten Ereignisse ist es, mit ansehen zu dürfen, wie unsere Ernährungstherapien den Zustand der Patient:innen positiv beeinflussen.
Aus Erfahrung können wir bestätigen, wie wichtig die interdisziplinäre Arbeit mit Ärzt:innen, Pflegekräften und Logopäd:innen ist. Dadurch können wir individuell angepasste Therapiemöglichkeiten erstellen und mithilfe spezifischer Berechnungen des Nährstoffbedarfs gesamte Ernährungspläne konzipieren. Blutwerte und Gewicht lassen sich damit verbessern, was wiederum dem gesamten Gesundheitszustand der Patient:innen entgegenkommt.“
Diätologie-Team LKH Feldkirch:
„Als Diätolog:innen sind wir die Ansprechpersonen Nr. 1 in Sachen Ernährung. Im Berufsalltag treffen wir täglich auf die unterschiedlichsten Menschen und deren Krankheitsbilder, Ernährung ist dabei ein wesentlicher Bestandteil der Genesung. Die individuelle Betreuung unserer Patient:innen steht daher an erster Stelle. Komplexe Fragestellungen fordern individuelle Lösungen. Die Erfolge zeigen, dass Ernährungstherapie wirkt! Es sind diese kleinen und großen Erfolge – in Kombination mit einem Lächeln im Gesicht unserer Patient:innen, welche aus unserem Beruf eine Bereicherung machen."
Diätologie-Team LKH Bludenz:
„Durch die Arbeit als Diätolog:innen können wir unsere Patient:innen bei verschiedenen Ernährungsproblemen unterstützen. Dabei schätzen wir den direkten Kontakt zu den Menschen und die Zusammenarbeit mit allen Stationen. Vor allem durch die längerfristige Ernährungstherapie bei unseren onkologischen Patient:innen können wir sehen, wie wertvoll unsere Arbeit ist. Schön ist es für uns, wenn wir den Patient:innen wieder zu mehr Freude beim Essen verhelfen können.“
Save the date!
>> Nutrition 2023 – Dreiländertagung: Vom 1. bis 3. Juni 2023 findet in Bregenz die Dreiländertagung der AKE – Arbeitsgemeinschaft Klinische Ernährung – in Zusammenarbeit mit ihren Schwestergesellschaften DGEM und GESKES statt: Die Tagung steht unter dem Motto „Ernährungstherapie ohne Grenzen“ und möchte aufzeigen, wie man Grenzen in der allgemeinen Ernährung und vor allem in der Ernährungsmedizin überwinden und auflösen kann.
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