Detaillierte Mitarbeiterbefragung in den Vlbg. LKH 19.06.2018
> Gute Werte, Verbesserungspotenzial wird aufgezeigt
> Gemeinsames Projekt der AK, der Vlbg. KHBG und des Betriebsrates
„Zfrieda schaffa im Krankahus“ heißt die Mitarbeiter-Befragung in den Vorarlberger Landeskrankenhäusern, durchgeführt von der Arbeiterkammer Vorarlberg in Zusammenarbeit mit der Vlbg. Krankenhaus-Betriebsgesellschaft sowie dem LKH-Zentralbetriebsrat. Die Rücklaufquote bei 4.454 versandten Fragebögen lag bei 35%.
Grundaussagen:
- Hohe Arbeitsplatzsicherheit und Arbeitsfreude in den LKH.
- Bei Arbeitsbewältigungsindex über dem Österreichschnitt.
- Ausstiegswunsch im Vergleich sehr gering.
- Altersvorschau: Innerhalb der nächsten 10 Jahre verdreifacht sich der Anteil der Mitarbeiter 56+.
- Gemeinsame Maßnahmen:
– Fokus auf alter(n)sgerechte Arbeitsbedingungen
– Verbesserungen bei Vereinbarkeit Life Domains: z.B. Ausbau Kinderbetreuung
– Interne Anerkennungskultur als gesundheitsfördernde Maßnahme aktiv stärken
Daten zur Umfrage
Insgesamt wurden im Februar dieses Jahres 4.454 Fragebögen versandt, davon kamen 1.563 ausgefüllt zurück, was einen Rücklauf von 35,1% bedeutet. Die Beteiligung von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Alter von 40+ lag dabei bei 56,8%, insgesamt 288 Personen haben an beiden Befragungen (2014 & 2018) teilgenommen, 237 Personen haben erst nach 2014 im LKH zu arbeiten begonnen. Der Frauenanteil lag bei 70%, jener Teilnehmenden mit Vollzeitanstellung bei 53%; 47% der Fragebögen waren von Pflegekräften, 15,6% von Ärztinnen und Ärzten, 37,4% von anderen Berufsgruppen ausgefüllt worden.
Chancen und Möglichkeit zur Verbesserung
Auch 2018 stehen in den Vorarlberger Landeskrankenhäusern - im Unterschied zu anderen österreichischen Krankenhäusern - höheren Belastungen bessere Gesundheitswerte und eine bessere Arbeitsbewältigungs-Fähigkeit gegenüber. Angesichts der weiteren demografischen Entwicklung - in 10 Jahren werden etwa 50% der Beschäftigten der Landeskrankenhäuser über 50 Jahre alt sein - beinhaltet diese Situation eine Chance: Durch umfassende Maßnahmen für alter(n)s- und geschlechtergerechte Arbeitsbedingungen wollen sowohl die Vlbg. Krankenhaus-Betriebsges.m.b.H. als auch der Zentralbetriebsrat gemeinsam die vergleichsweise besseren Gesundheitswerte und die bessere Arbeitsbewältigungs-Konstellation in Vorarlberg erhalten und gegebenenfalls sogar weiter verbessern. „Denn mit zunehmendem Alter wachsen die individuellen Unterschiede bei den Arbeitnehmern. Hier sind keine kollektiven Lösungen für den gesamten Betrieb gefragt, sondern individuelle Angebote und Rahmenbedingungen für die einzelnen - eine Herausforderung für das Personalmanagement sowie den Betriebsrat“, führt Studienleiter Univ.Prof. em. Dr. Heinrich Geissler, Arbeiterkammer Vorarlberg aus.
Bei anderen Ressourcen diagnostiziert Prof. Geissler noch Verbesserungspotenzial: Die Vereinbarkeit Beruf und Privatleben, Pause machen können, wenn man sie braucht und Anerkennung durch Vorgesetzte. Verdeutlicht werden kann das bei älteren bzw. jüngeren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Während ältere „gewohnt“ sind (viele Stunden am Stück ununterbrochen Dienstzeit von mehreren Tagen), wollen jüngere weniger am Stück arbeiten, damit sie auch Freizeit haben.
Ergebnisse im Detail: Arbeitsbewältigungsindex: Vorarlberger LKH über dem Österreichschnitt
Erfreulich ist das Umfrageergebnis hinsichtlich des angegebenen Arbeitsbewältigungsindex: Hier attestieren die befragten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter den Vorarlbergern Landeskrankenhäuser gute Werte - wie der Vergleich mit anderen Krankenhausbeschäftigten in Österreich zeigt: Der Index in den Vlbg. Landeskrankenhäusern liegt bei 40,50 Punkten und somit über dem Österreichschnitt von 39,50. Insgesamt 80% der Befragten in den LKH schätzen ihre Arbeitsbewältigungs-Konstellation als gut bis sehr gut ein. Allerdings sieht die Gruppe jener Personen mit 11 bis mehr als 20 Überstunden diese als mäßig bis kritisch. Dasselbe gilt für ein Drittel der Mitarbeiter 50+.
Ergebnisse im Detail: nicht eingetroffene Befürchtungen und gute Prognosen
In der Umfrage 2014 wurden Befürchtungen bzgl. künftige Arbeitsbelastungen abgefragt. Hier zeigen die Antworten zur selben Fragestellung 2018, dass die negativen Erwartungen und Befürchtungen der Mitarbeiter in vielen Bereichen wie etwa z.B. bei der „zunehmenden Zahl älterer Patienten“ oder dem „Arbeitsaufwand hinsichtlich der Übergangspflege“ deutlich weniger eingetroffen sind.
Auf die Zukunft bezogen stimmten hingegen insgesamt 83% der Befragten zu, dass sie in 2 Jahren hinsichtlich ihrer Gesundheit sicher noch gleich arbeiten werden wie heute. Hier allerdings zeigte sich bei den unterschiedlichen Altersgruppen, dass diese Wahrscheinlichkeit bei den über 50jährigen abnimmt. Auch hinsichtlich der Vereinbarkeit der unterschiedlichen Lebensbereiche („work-life-Balance“ bzw. „Life Domains“) beurteilten mehr als 60% der Befragten diese mit gut bis sehr gut.
Allerdings gibt es vor allem für Personen, deren Angaben zu Überstunden im Bereich von 11 bis mehr als 20 lagen, die Risiko-Indikatoren wie emotionale Erschöpfung und einen verstärkten Ausstiegswunsch, aber auch ein etwa doppelt so hohes „sehr starkes“ Belastungsempfinden (v.a. Zeitdruck, Multitasking, Arbeitsmenge, Unterbrechungen).
Ergebnisse im Detail: 85% konstatieren bei „Verbesserung der Arbeitsbedingungen“
Der Frage „Sind die Arbeitsbedingungen in unserem Krankenhaus in den letzten Jahren besser geworden?“ stimmen rund 85% der Befragten zu. Bei den Themen Arbeitsplatzsicherheit und Arbeitsfreude sind die Befragungsergebnisse äußerst positiv ausgefallen: 93% sehen ihren Arbeitsplatz als sicher an, nur 7,6 % sehen ihren Arbeitsplatz gefährdet. Immer und oft Freude an der Arbeit haben auch 2018 mehr als drei Viertel der Befragten.
Hingegen erweist sich der „Aufhörwunsch“ bei Ärzten und gehobener Pflege in den LKH als unterdurchschnittlich im Benchmark mit anderen Krankenhäusern: Bei den teilnehmenden Ärzten lag dieser bei 17,5% („oft, immer“), der Österreichschnitt liegt bei 18-33%, beim gehobenen Dienst der Pflege verspüren 14,1% „oft oder immer“ den Wunsch, aufzuhören (Österreich: 13-19%).
Neue Fragestellungen 2018:
- 93% kennen Angebot der betrieblichen Gesundheitsförderung „Fit im LKH“
- Wunsch nach Ausbau bei Kinderbetreuung,
- Entlastung der Ambulanzen
- Mehr bzw. weniger arbeiten wollen
Die große Zahl von 93,2% an LKH-Mitarbeitern kennt die innerbetrieblichen Gesundheitsangebote von „Fit-im-LKH“. Neu in der Umfrage war auch das Thema „Angebot an Kinderbetreuung in den LKH“: Gut 81% sind damit zufrieden. 4,6% der Mitarbeiter nehmen die LKH-Kinderbetreuung in Anspruch. Einen zusätzlichen Bedarf an Kinderbetreuung äußern 10,4% (158; alle: 452) und 6,8% der Befragten (103; alle: 295) wünschen andere Öffnungszeiten.
Knapp 85% der befragten Ambulanz-MA stimmen ziemlich und völlig zu, dass die Belastung in der 24-Stunden-Ambulanz zugenommen hat. Eine teilweise Entlastung durch die Gesundheits-Hotline 1450 sehen 21%, nur knapp 3% stimmen einer (völlige) Entlastung zu.
Mit ihrer Arbeitszeit zufrieden sind 70% der LKH-Mitarbeiter. Mehr arbeiten wollen 3,7% der Beschäftigten, vor allem aus finanziellen Gründen (64,4%). Weniger arbeiten wollen 28,2% der Befragten, vor allem wegen der Entlastung, aber auch aus persönlichen oder gesundheitlichen Gründen. Dabei hängt die Entlastung nicht unbedingt mit Überlastung in der Arbeit zusammen.
Umfrageauswertung: gemeinsame Maßnahmen
Studienleiter Prof. Dr. Heinrich Geissler attestiert den Vorarlberger Landeskrankenhäusern nach der Umfrageauswertung gute Voraussetzung für Prävention, Korrektur ist hier teurer.
- Gemeinsam besprochene Maßnahmen sind
- Alter(n)sgerechte Arbeitsgestaltung/alter(n)sgerechte Berufsverläufe (zur Verringerung von Fluktuation, Arbeitszeitverkürzungen und Krankenstand)
- Früherkennung von Disbalancen in der Arbeitsbewältigungs-Konstellation
- Entwicklung einer Anerkennungskultur (LeistungsträgerInnen als interne BeraterInnen systematisch nutzen) - FK-Qualifizierung zu Arbeit, Alter & Gesundheit (besonders: Wertschätzung als gesundheitsfördernde Beziehungsressource)
- Unterbrechungen & erzwungene Wartezeiten während der Arbeit als psychische Belastungen in Feinanalysen untersuchen
- Rahmenbedingungen: Mehr/weniger arbeiten wollen; Schaffung von mehr Kinderbetreuungsplätzen
Anerkennungskultur (weiter) entwickeln - Wertschätzung als Gesundheitsförderung
Die (Weiter-)Entwicklung einer Anerkennungskultur auf der Basis von zu leistenden Sonderauswertungen (nach Standorten, Tätigkeiten, Alter und Geschlecht) gilt es in zweifacher Hinsicht zu realisieren:
- Wie kann die Anerkennung durch Vorgesetzte - Personen, die sich nicht anerkannt fühlen, haben zu knapp 50% den Wunsch, aufzuhören und haben deutlich häufigere gesundheitliche Beschwerden - gefördert werden? - Anerkennender Erfahrungsaustausch mit den Leistungsträgern: FK-Qualifizierung zu Arbeit, Alter & Gesundheit (besonders: Wertschätzung als gesundheitsfördernde (soziale) Beziehungsressource)
- Wie können Arbeitsgestaltung, Arbeitsorganisation und Personalpolitik den Zeitdruck, die Arbeitsmenge, die Unterbrechungen ... soweit reduzieren, dass diese Belastungen durch Ressourcen - Anerkennung, Balance Arbeit-Privatleben, Pausen - ausgeglichen werden?