Bessere Risiko-Vorhersage bei Cholesterinmessung in jungen Lebensjahren 21.05.2021
Im Rahmen einer Kooperation zwischen dem VIVIT (Vorarlberger Institut für vaskuläre Forschung) und dem aks (Arbeitskreis für Vorsorge- und Sozialmedizin Vorarlberg) haben sich Vorarlberger Forscher und Ärzte in einer Studie mit der Risiko-Vorhersage bei älteren Herz-Patienten beschäftigt. Die Erkenntnis der Studie ist, dass ein Cholesterinwert, der in jüngeren Jahren gemessen wird, das Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse - wie etwa Herzinfarkt oder Schlaganfall - im späteren Leben deutlich besser vorhersagt, als der Cholesterinwert des Patienten im höheren Alter (sprich: ein aktueller Cholesterinwert).
„Wir empfehlen daher eine Cholesterinmessung in früheren Lebensabschnitten“, so Priv.-Doz. Dr. Dr. Andreas Leiherer, Wissenschaftler am VIVIT Vorarlberg.
„Wir empfehlen daher eine Cholesterinmessung in früheren Lebensabschnitten“, so Priv.-Doz. Dr. Dr. Andreas Leiherer, Wissenschaftler am VIVIT Vorarlberg.
Die Arbeit mit dem Titel “Value of Total Cholesterol Readings Earlier versus Later in Life to Predict Cardiovascular Risk” wird gerade in der angesehenen Fachzeitschrift EBioMedicine (Publisher: THE LANCET) veröffentlicht:
Darin haben sich die Autoren, Ärzte der Vorarlberger Landeskrankenhäuser und Wissenschaftler aus Österreich und Deutschland, mit der kardiovaskulären Risiko-Vorhersage (z.B. für Herzinfarkt oder Schlaganfall) bei älteren Patientinnen und Patienten beschäftigt. Sie konnten zeigen, dass das sogenannte Gesamtcholesterin einen deutlich höheren prognostischen Wert hat, wenn es zu einem früheren Zeitpunkt im Leben gemessen wird – zu einer Zeit, in der die Studienteilnehmerinnen und -teilnehmer gesund waren und noch keine cholesterinsenkenden Statine eingenommen hatten. Die Vorhersage des kardiovaskulären Risikos ist damit besser möglich, als das mit Messungen in fortgeschrittenem Alter der Fall ist.
1.090 Studien-Teilnehmer in Vorarlberg
1.090 Österreicherinnen und Österreicher, die das Angebot einer Vorsorgeuntersuchung ab dem 18. Lebensjahr genutzt haben, nahmen an der Studie teil. Die kostenlose Gesundenuntersuchung wird in der Bevölkerung sehr gut angenommen: Deutlich mehr als die Hälfte der Bevölkerung hat bereits in den 1980ern an diesen Vorsorgeuntersuchungen teilgenommen.
In der vorliegenden Studie hatten die Forscher daher die besondere Gelegenheit, ältere Daten (insbesondere Werte für das Gesamtcholesterin) aus einer sehr frühen Vorsorgeuntersuchung der 1980er-Jahre, an der klinisch gesunde und Statin-naive Personen mit einem Altersdurchschnitt von 51 Jahren teilgenommen hatten, mit denen einer aktuellen Studie bei Herz-Patienten (im Schnitt 66 Jahre alt) zu kombinieren.
Beide Studien fanden in Vorarlberg statt, wurden in identischen Laboren mit einem zeitlichen Versatz von im Schnitt 15 Jahren gemessen – und die Daten stammen von denselben Studienteilnehmerinnen und -teilnehmern: Einmal als „junge“ und gesunde Probanden und 15 Jahre später als Patienten der Kardiologie. Untersucht wurde der Zusammenhang zwischen Gesamtcholesterin und den Ergebnissen einer Herzkranzgefäß-Untersuchung (Koronarangiographie) sowie dem Auftreten kardiovaskulärer Ereignisse in den folgenden 19 Jahren.
Gesamtcholesterin – wichtiger Parameter für Risikoprognosen
Gerade im fortgeschrittenen Alter wird die Vorhersage des kardiovaskulären Risikos für die meisten Menschen zu einem größeren Thema. Gesamtcholesterin ist seit langem einer der am häufigsten verwendeten Parameter für die Risikoprognose und findet beispielsweise auch in den aktuellen Leitlinien der europäischen Atherosklerose-Gesellschaft (EAS) bzw. der europäischen Gesellschaft für Kardiologie (ESC) Verwendung.
Die Studiendaten haben nun klar gezeigt, dass für die aktuelle Risikovorhersage von älteren Patientinnen und Patienten die Gesamtcholesterinwerte, die man im Rahmen der Vorsorgeuntersuchung 15 Jahre vorher gemessen hat, ein viel besserer Prädiktor für das Vorliegen einer Arterienverkalkung (Atherosklerose) und zukünftiger kardiovaskulärer Ereignisse waren, als die aktuellen Gesamtcholesterin-Messungen.
Die Schlussfolgerung, die sich daraus ergibt, erscheint einfach: Die Cholesterinmessung sollte früh im Leben beginnen, und diese frühen Daten sollten langfristig für die Risikovorhersage im fortgeschrittenen Alter gespeichert werden. Die Forscher schließen ferner, dass Gesamtcholesterin immer noch ein sehr wichtiger Parameter für die Risikoprognose ist, auch und gerade bei älteren Patientinnen und Patienten - aber mit der wichtigen Besonderheit, dass Daten aus früheren Lebensabschnitten für die Risikoprognose verwendet werden sollten.
Diese Erkenntnisse spielen in Anbetracht einer alternden Gesellschaft eine große Rolle im Gesundheitssystem – insbesondere für behandelnde Internisten oder Kardiologen.
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