Bereits 1000. Einsatz des Notarzt-Einsatzfahrzeuges in Bregenz 2018 10.08.2018
Am LKH Bregenz verzeichnete das NEF-Team kürzlich den 1000. Einsatz in diesem Jahr. NEF - Notarzt-Einsatzfahrzeug ist die gängige Abkürzung für wohl eines wichtigen Einsatzfahrzeuges, wenn es um einen gesundheitlichen Notfall geht. Im Unterschied zum Rettungstransportwagen, der Patienten transportieren kann, bringt das NEF den Notarzt plus die notwendige medizinische Basisausrüstung direkt zur akut erkrankten oder verunfallten Person. Das NEF Bregenz hat zudem das größte Einzugsgebiet, was die Anzahl an zu Versorgenden anbelangt: 100.000 Menschen werden vom LKH Bregenz aus betreut.
Die erste Dienstfahrt des NEF Bregenz fand im Jahr 1993 statt. Seither ist das Notfallteam mit dem Fahrzeug unermüdlich im Einsatz, um Verletzten zu helfen. Nun konnten die Einsatzkräfte kürzlich bereits dem 1.000 verletzten Menschen in diesem helfen: Das NEF wurde zu einem Fahrradunfall gerufen, der Verunfallte erlitt eine Halswirbelsäulenverletzung, die konservativ behandelt werden konnte, und wurde zur Wundversorgung und aufgrund einer Gehirnerschütterung zur 24h-Beobachtung ins LKH Bregenz gebracht. Dem Patienten geht es heute gut, er ist zuhause und hat sich ausdrücklich für die Arbeit des Notarztdienstes bedankt. Leider muss er aufgrund einer für 6 Wochen einen Halsstützverband tragen - und wollte sich verständlicherweise nicht mit den frischen Verletzungen fotografieren lassen.
NEF für 100.000 Einwohner - größtes Einzugsgebiet
Das NEF Bregenz hat personenmäßig das größte Einzugsgebiet Vorarlbergs, versorgt es doch rund 100.000 Personen im Notfall. Die Zahl der Einsätze variiert zwischen 4-7 Einsätze, mitunter können aber auch mal 15 Einsätze pro Tag nötig sein. Prinzipiell arbeiten die Rettungssysteme und auch die NEF auch bezirksübergreifend. Der Hauptstützpunkt im Bezirk Bregenz ist in der Arlbergstraße. Dies ist ein verkehrstechnisch gesehen günstiger Ort. Von hier aus kann man die Einsatzorte in Bregenz und in den südlich von Bregenz gelegenen Gemeinden rasch erreichen. Auch die Zufahrt zum Pfändertunnel und allgemein die Autobahnanbindung sind gut. Für die rasche Erreichbarkeit der nördlich von Bregenz gelegenen Gemeinden ist ein RTW in Lochau stationiert. „Insgesamt versorgen wir etwa 100.000 Einwohner mit unserem Notarztsystem. Manchmal benötigen wir auch die Hilfe unserer benachbarten Notarztsysteme, wenn unser NEF zum Beispiel auf dem Weg ins Schwerpunktkrankenhaus Feldkirch ist. Die Notärztinnen und Notärzte der peripheren Spitäler müssen immer überlegen, welches Krankheitsbild in welches Spital gebracht werden kann. Ein Beispiel: Akute Herzinfarkte werden nach Rücksprache mit dem diensthabenden interventionellen Kardiologen häufig direkt ins Schwerpunktkrankenhaus Feldkirch gebracht und dort umgehend einer Koronarangiographie (Herzkatheteruntersuchung) unterzogen. Ähnlich verhält sich die Situation auch bei Schlaganfällen oder Hirnblutungen“, erklärt OA Dr. Peter Stadlbauer, Leiter des Notarztwesens am LKH Bregenz.
Rettungstransportwagen (RTW) oder NEF - oder beide?
Alarmiert wird das NEF meist von der RFL (Rettungs- und Feuerwehrleitstelle), manchmal erfolgt auch eine Nachforderung durch Mitarbeiter des Roten Kreuzes am Einsatzort. „Für die Disponenten der RFL ist es nicht immer einfach, am Telefon von einem Angehörigen eines Verletzen oder Erkrankten eine genaue Vorstellung von der Art des Notfalles zu erfragen und zu entscheiden, ob ein RTW (Rettungstransportwagen) alleine reicht oder ein NEF notwendig ist“, erklärt OA Dr. Peter Stadlbauer vom Notarztdienst am LKH Bregenz. Das NEF-Team am LKH wird mittels Piepser verständigt und muss sofort den aktuellen Arbeitsplatz verlassen, an Notdiensttagen werden der Notarzt und die Pflegefachkraft zu Diensten eingeteilt, die dies möglich machen. Der gerufene NEF-Notarzt entscheidet dann über Art und Ort der Behandlung.
NEF-Ausstattung - für fast alle Notfälle gerüstet
Das NEF ist das Transportmittel für das NEF-Team und dessen Equipment. Es dient nicht dem Patiententransport, dafür ist das RTW zuständig. Das Notarzteinsatz-Fahrzeug verfügt über 4 Sitzplätze (inkl. Lenker). Die Regelbesatzung besteht aus einem Notfallsanitäter des Roten Kreuzes (Fahrzeuglenker), einer diplomierten Pflegekraft mit Sonderausbildung Intensivpflege und einem Notarzt. Zur Ausstattung gehören u.a. ein Monitor, der die wichtigsten Vitalfunktionen des Patienten wie Blutdruck, EKG und Sauerstoffsättigung misst und ein Beatmungsgerät. Befunde wie etwa ein EKG (Elektrokardiogramm) bei Herzinfarkten können elektronisch ans Krankenhaus übermittelt werden. So kann sich der Kardiologe schon vor dessen Eintreffen ein Bild vom Patienten machen - ein wertvoller Zeitgewinn, um schneller mit der Therapie beginnen zu können. Zu weiteren NEF-Ausrüstungsgegenständen zählen z.B. diverse Sicherheitsausrüstungen im Falle eines Verkehrsunfalles im Pfändertunnel. Für Notfälle im Kindesalter etwa werden an die Proportionen angepasste Hilfsmittel wie Kinder-Beatmungsmasken, unterschiedliche Nadeln für venöse Zugänge, etc. mitgeführt.
Typische Notfalleinsätze für das NEF
Bei der Art der Notfälle führen klar internistische Krankheitsbilder - Herz-Kreislaufbeschwerden, Atembeschwerden, Herzinfarkte, Herzkreislaufstillstand, allergische Reaktionen und ähnliches - in der Einsatzstatistik. Der Rest der Einsätze verteilt sich auf pädiatrische, chirurgische, unfallchirurgische, neurologische, psychiatrische und sonstige Notfälle. Auch die Notwendigkeit einer guten Schmerztherapie bei diversen Notfällen ist oft der Grund, warum das NEF mitverständigt wird.
„Vom Zeitpunkt unserer Alarmierung bis zum Eintreffen vergehen meist weniger als 10 Minuten - je nach Aktionsradius. Die Zeit von der Alarmierung bis zum Wegfahren des NEF beträgt tagsüber unter einer Minute, nachts unter 2 Minuten. Bis zu 15 Einsätze sind in Hoch-Zeiten möglich, abhängig von der Saison oder von verschiedenen Veranstaltungen. Insgesamt fährt das Bregenzer NEF über 2000 Einsätze pro Jahr.
Achtung: Das NEF ersetzt nicht den Hausarzt
Wichtig ist es dem leitenden Notarzt Stadlbauer zu betonen, dass das NEF kein Ersatz zum hausärztlichen Dienst ist: „Erkrankungen wie Husten, Schnupfen, mäßiges Fieber etc. sind in der Regel keine Indikationen für den Notarzt. Das NEF ist jenen Patientinnen und Patienten vorbehalten, die einer notärztlichen Versorgung bedürfen, also entweder ein ausgeprägtes Problem ihre Vitalfunktionen (Lebensgefahr) haben oder ausgeprägte Schmerzen haben.“ Hierbei sind allerdings nicht chronische Schmerzpatienten gemeint, sondern Personen, die aufgrund einer akuten Verletzung oder Erkrankung starke Schmerzen haben.