Beckenbodenschwäche gut behandelbar 15.07.2021
Ein schwacher Beckenboden hat zahlreiche Folgen auf den Körper und die psychische Gesundheit: Am LKH Feldkirch gibt es vielseitige Behandlungsmethoden
Jede dritte Frau hat im Laufe ihres Lebens Probleme, die mit einem schwachen Beckenboden zusammenhängen. Darüber sprechen möchten allerdings nur die Wenigsten, denn mit einer Schwäche gehen meist Senkungsbeschwerden wie eine Harn- und/oder Stuhlinkontinenz einher. Risikofaktoren gibt es viele, berichtet Primar DDr. Burghard Abendstein, Leiter der Abteilung für Gynäkologie und Geburtshilfe am LKH Feldkirch: „Übergewicht, Schwangerschaften, vaginale Geburten, oder auch der Hormonmangel nach den Wechseljahren sorgen dafür, dass das Bindegewebe an Spannkraft und Festigkeit verliert.“ Helfen konservative Behandlungsmethoden wie gezieltes Muskeltraining oder eine temporäre Medikamenteneinnahme nicht mehr, gibt es minimalinvasive Operationen, die individuell an die Patientin angepasst werden. „Die neuen Methoden erlauben es, Organe wie die Gebärmutter zu erhalten und die körperlichen Funktionen zu verbessern“, erklärt DDr. Abendstein. Mit seinem Expertenwissen rund um den Beckenboden ist er ein international gefragter Referent.
Die Muskulatur am Beckenboden ist nur einen Zentimeter dick, handtellergroß und stützt die Gebärmutter, den Darm und die Blase. Außerdem hilft sie dabei, die Harnröhre und den Darm zu verschließen. Der Beckenboden ist somit ständig leicht angespannt, um seine Funktion zu erfüllen. Lediglich beim Wasserlassen, Stuhlgang und im Liegen entspannt er sich. Lässt die Beckenbodenspannung allerdings auch im Alltag nach, kann es bei körperlicher Anstrengung, beispielsweise beim Niesen oder Husten zu Harnverlust führen (Belastungsinkontinenz). Je nach dem welcher Bereich des Beckenbodens betroffen ist, kann auch die Darmentleerung erschwert sein oder eine Stuhlinkontinenz vorliegen. Darüber hinaus kann sich die Gebärmutter senken. „Die Beschwerden sind vielseitig und beeinträchtigen die Lebensqualität der Betroffenen: so leiden das körperliche Wohlbefinden und die Freude an der Sexualität, auch soziale Kontakte werden oft eingeschränkt. Viele Frauen wissen nach wie vor nicht, dass ihre Beschwerden gut behandelbar sind“, betont DDr. Abendstein.
Individuelle Therapie
Je nachdem welche Symptome des geschwächten Bindegewebes vorliegen, stehen zahlreiche auf die Patientin angepasste Behandlungsmöglichkeiten zur Verfügung. „Es gibt konservative Therapien wie beispielsweise das gezielte und kontrollierte Beckenbodentraining oder auch eine medikamentöse Behandlung. Bringen diese nicht den gewünschten Erfolg, helfen operative Methoden, die die Funktion des Beckenbodens stark verbessern und die Beschwerden verringern. Zudem erlauben sie es, gesunde Organe wie die Gebärmutter zu erhalten“, erklärt der Experte. „Leider kommen immer noch sehr viele Betroffene zu uns, die eine Zweitmeinung hören möchten. Sie sind dann oft sehr erstaunt, wenn wir ihnen die schonenden Therapiemöglichkeiten aufzeigen“, weiß DDr. Abendstein. So werde bei einer Gebärmuttersenkung nach wie vor oft die Gebärmutter entfernt, was oftmals nicht die gewünschten Ergebnisse bringt. Wer sich beraten lassen möchte, kann in der Spezialambulanz der Gynäkologischen Abteilung am LKH Feldkirch einen Termin in der Beckenbodensprechstunde vereinbaren.
International gefragt
DDr. Burghard Abendstein, der gemeinsam mit seinem Team eine umfassende Expertise in diesem Bereich vorweisen kann, ist seit vielen Jahren ein international gefragter Experte. In diesem Jahr war er in Istanbul, Poznań und Moskau als Referent eingeladen. „In Polen waren wir als einzige deutschsprachige Abteilung vom Zentrum für minimalinvasive Chirurgie geladen, um zwei Operationen in Echtzeit zu zeigen“, berichtet DDr. Abendstein. Diese wurden in vorheriger Abstimmung mit den Patientinnen live aus dem Zentral-OP im LKH Feldkirch in Poznań eingespielt. „Die Technik in unseren Operationssälen erlauben es uns, hervorragende Bilder zu zeigen. Zudem konnten die Zuseherinnen und Zuseher direkt Fragen an uns stellen“, erzählt DDr. Abendstein.
WEITERE NEWS finden sie hier: www.landeskrankenhaus.at/news
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