Onkologie Netzwerk - gemeinsam gegen den Krebs 21.11.2019
2. Feldkircher Onkologietage: Austausch mit Medizinischen Universitäten
Vorarlbergs Schwerpunktabteilung für Innere Medizin II (Onkologie und Hämatologie, LKH Feldkirch) und alle onkologisch tätigen Abteilungen der Landeskrankenhäuser haben ein Ziel: Allen Vorarlberger Patienten, die an Krebs erkrankt sind, die bestmögliche und aktuellste Behandlung zukommen zu lassen. Dafür müssen a) alle behandelnden Ärzte im Land zusammenarbeiten und b) die Kooperation mit Onko-Zentren wie beispielsweise der Universitätsklinik Innsbruck auf kürzestem Weg funktionieren. Ziel ist ein gemeinsames Netzwerk in Vorarlberg (niedergelassene Ärzte und Krankenhäuser) und weiterführend mit der Uniklinik zu etablieren. Basis für eine gute Vernetzung sind die Feldkircher Onkologietage, die sich mit neuesten onkologischen Therapiestandards befassen. Vom 22. – 23. November 2019 findet die Fachtagung im Feldkircher Montforthaus bereits zum 2. Mal statt. Angemeldet sind knapp 100 Teilnehmer.
Wenn jemand an Krebs erkrankt ist, muss von der Diagnose über die Behandlung bis zur Nachbetreuung alles gelingen. Für den Patienten selbst ist die Diagnose ein Schock, deshalb ist es umso wichtiger, dass die Patienten von einem guten Netzwerk aufgefangen und getragen werden – „und zwar von seinem Umfeld wie auch vom Behandlungsteam. Alle müssen zusammenspielen. Wir als Experten müssen entscheiden, welche Behandlungen wir hier im Land anbieten können, wo diese durchgeführt werden kann und wo wir weiterführende Einrichtungen wie die Uniklinik in Innsbruck als Partner brauchen. Schlussendlich wird der Betroffene dort am besten behandelt, wo das höchste Maß an Erfahrung ist. Und diese ergibt sich auch aus den Fallzahlen“, erklärt der diesjährige Organisator der Onkologietage, Priv. Doz. Dr. Thomas Winder (Foto), interimistischer Leiter der Inneren Medizin II, LKH Feldkirch. Gesundheitslandesrätin Martina Rüscher ist erfreut über diese Möglichkeit der Vernetzung und des Austauschs auf höchstem medizinischen Niveau: „Rund 16.000 Menschen leben in Vorarlberg mit einer Krebsdiagnose. Unser klares Ziel ist, für sie alle die bestmögliche Behandlung und Begleitung sicherzustellen. Aus diesem Grund begrüße ich sehr, dass sich im Rahmen der Feldkircher Onkologietage Vorarlberger Ärztinnen und Ärzte der Krankenhäuser, Fachärztinnen und -ärzte im niedergelassenen Bereich und Hausärztinnen und –ärzte sowie auch Pflegefachkräfte weiter vernetzen und aktuelle Informationen aus Wissenschaft und Forschung erhalten. Ich danke insbesondere Priv. Doz. Dr. Thomas Winder und seinem Team für das hohe Engagement in dieser Sache!“
Thematische Schwerpunkte 2019: Immunonkologie und molekulare Onkologie
Das diesjährige thematische Programm bilden die Immunonkologie und molekulare Onkologie. Dr. Winder informiert: „In den vergangenen Jahren hat sich die Immuntherapie zu einer wesentlichen Säule in der Behandlung von Krebspatienten etabliert. Diese Behandlungsform hat aufgrund ihrer Erfolge 2018 sogar den Medizin-Nobelpreis erhalten und revolutionierte die Behandlung unserer Krebspatienten. Mit dieser Therapie kann bei rund 20 % der Patienten eine langfristige Kontrolle (Chronifizierung) der Krebserkrankung erzielt werden.“
Durch die neue Behandlungsform ändert sich aber auch das Nebenwirkungsspektrum und –management als weiteres Thema bei der Fachtagung. Ein frühzeitiges Erkennen auch von Nebenwirkungen in der Hausarztpraxis oder im Spital ist der Schlüssel für ein sog. effizientes „Nebenwirkungsmanagement“. Auch in diesem Bereich gibt es rasante Entwicklungen in der Medizinforschung: So wird mit Hochdruck an Kombinationsbehandlungen und individualisierten Therapiemöglichkeiten geforscht, um die Effizienz dieser modernen Therapien weiter zu steigern.
Ein weiterer inhaltlicher Schwerpunkt bezieht sich auf die molekulare Onkologie. Diese folgt dem Ansatz: Krebs ist nicht gleich Krebs. In der molekularen Onkologie liegt der Übergang von einer einheitlichen Krebsbehandlung für alle Patienten in eine individualisierte/maßgeschneiderte Krebstherapie für den individuellen Patienten. Anhand spezieller Charakteristika des Tumors werden dabei gezielt Medikamente ausgewählt. Das Ziel der Individualisierung der Behandlung auf den jeweiligen Patienten und seine Erkrankung ist es, eine bessere Wirksamkeit der Therapie zu erzielen und durch eine hochspezialisierte Diagnostik und ein zielgerichtetes Vorgehen in der Krebstherapie die Lebensqualität zu steigern.
Krebstherapie: So viele Behandlungen wie möglich in Vorarlberg – auf fundierter Basis
Insgesamt gibt es jährlich 1.700 Neuerkrankungen an Krebs in Vorarlberg, 16.000 Menschen leben mit der Diagnose. Die meisten Krebsbehandlungen können am Schwerpunktkrankenhaus Feldkirch bzw. in abgestufter Form in den entsprechenden Abteilungen der Landeskrankenhäuser durchgeführt werden. Hier ist die Erfahrung – durch entsprechende Fallzahlen – hoch. Der Vorteil am LKH Feldkirch ist das Zusammenarbeiten auf kurzem Weg von den notwendigen medizinischen Fachdisziplinen. Dazu zählen die Schwerpunktabteilung Innere Medizin mit Schwerpunkt Hämatologie und Onkologie selbst, die Radioonkologie, die Pathologie, die Radiologie, Nuklearmedizin, Chirurgie, Gynäkologie, Urologie, Gefäßchirurgie und alle weiteren medizinischen Disziplinen – abhängig von der Krebserkrankung.
Für sehr komplexe und äußerst seltene Behandlungen werden Patienten in die jeweiligen Zentren überwiesen. „Je höher die Komplexität und die Seltenheit einer Erkrankung, desto wichtiger ist ein hohes Maß an Erfahrung, um diagnostische und therapeutische Möglichkeiten für die individuelle Behandlung des Patienten auszuschöpfen“, so Onkologe Winder. „Für alle behandelnden Ärzte im Land Vorarlberg ist es wichtig, dass wir ein Netzwerk bilden – zum Nutzen für die Patienten: Wo kann der Patient die für ihn beste Behandlung erhalten – ohne aufwändige Wege, ganz auf seine Erkrankung zugeschnitten? Wir möchten dem Patienten den Best Point of Service bieten: Von der Diagnose über die Behandlung bis zur Blutbildkontrolle – vom Hausarzt über unsere Schwerpunktabteilung der Onkologie, die jeweiligen Abteilungen in unseren Krankenhäusern und dann wieder beim Hausarzt.“ Das wichtigste Zuweisungszentrum für Vorarlberg ist die Universitätsklinik Innsbruck, hier im Speziellen die Klinik für Onkologie und Hämatologie unter der Leitung von Prim. Univ. Prof. Dr. Dominik Wolf, der auch bei den diesjährigen Onkologietagen wieder anwesend sein wird.
Feldkircher Onkologietage - jährliches Fortbildungsformat für Ärzte
Die jährlich stattfindenden Feldkircher Onkologietage haben zum Ziel, alle Krebs behandelnden Ärzte in Vorarlberg zusammen zu bringen, um ein abgestuftes und vertrauensvolles Netzwerk zur Behandlung von betroffenen Krebspatienten aufzubauen – inklusive fachlicher Austausch unter medizinischen Experten im Land und mit Kapazitäten aus den österreichischen Medizinuniversitäten. Eingeladen sind alle Ärzte in Vorarlberg, die in die Behandlung von Krebspatienten involviert sind.
Die Entwicklung in der Medizinforschung schreitet rasant voran – und es gilt, dass sich die Ärzte up to date halten, um den Patienten die aktuellste und beste Therapie zukommen zu lassen.
Aufgrund der zunehmenden Spezialisierung in der Onkologie sind sowohl der Ausbau des Onkologienetzwerkes als auch die koordinierte Kommunikation mit den Universitäten enorm wichtig. Dies ermöglicht den Patienten einen wohnortnahen Zugang zu den hochspezialisierten Leistungen des gesamten Netzwerkes. Die Koordination dieses Netzwerkes findet über das Schwerpunktkrankenhaus Feldkirch statt. Ein wichtiges Medium für den Austausch ist das Tumorboard. Damit kann die Expertise der Onkologen allen Krebspatienten in Vorarlberg angeboten und gemeinsam entschieden werden, welche Behandlung wo für den betroffenen Patienten am besten ist. „Eine moderne onkologische Patientenversorgung benötigt neben aktuellem Fachwissen vor allem eine gute kommunikative Basis sowie ein Netzwerk aus verlässlichen Ansprechpartnern verschiedener Institutionen. Aus diesem Grund laden wir neben den Kollegen aus allen Vorarlberger Krankenhäusern auch ganz bewusst Hausärzte und Fachärzte aus der Niederlassung ein. Der gemeinsame Austausch im Rahmen der 2. Feldkircher Onkologietage wird die professionelle Patientenversorgung zwischen allen in der Therapie und Nachsorge involvierten Partner unterstützen“, erklärt der diesjährige Organisator Doktor Winder.
Zahlen, Daten, Fakten
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Österreich
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Vorarlberg
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Inzidenz (Krebsneuerkrankungen/Jahr)
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ca. 40.000
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ca. 1.700
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Prävalenz (Zahl der mit einer Krebsdiagnose lebenden Personen) Krebserkrankte
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ca. 360.000
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ca. 16.000
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Mortalität (Zahl der jährlichen Krebssterbefälle)
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20.000/Jahr
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800/Jahr
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Häufigste Krebsarten
(Männer/Frauen)
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