Die heilsame Kraft der Fröhlichkeit 13.04.2023
27½ Jahre CliniClowns in Vorarlberg
Lachen ist ansteckend, keine Impfung der Welt kommt dagegen an. Lachen ist gesund, - vielleicht nicht für alles die beste Medizin, aber durchaus heilsam. Und genau das machen sich die CliniClowns Vorarlberg zunutze, wenn sie in den Spitälern des Landes gezielt die Lachmuskeln jener Patient:innen reizen, die sich auf ihre wohldosierte „Humortherapie“ einlassen. Seit über einem Vierteljahrhundert sind die CliniClowns mit ihren typischen roten Nasen und den fröhlich gestalteten Spitalskitteln nun schon ein willkommener Farbtupfer im Krankenhausalltag.
Selbst als Corona im Jahr 2020 die geplanten Feierlichkeiten zum 25-Jahr-Jubiläum verhindert hat, haben sich die CliniClowns die gute Laune nicht verderben lassen. Umso fröhlicher feiern sie eben heuer ihr 27½-jähriges Bestehen in Vorarlberg. Mit einer interaktiven Wanderausstellung präsentiert der Verein seine bunte Geschichte der Öffentlichkeit. Feierlicher Auftakt war heute im LKH Feldkirch.
Für kleine und große Patient:innen im Einsatz
Die Idee der CliniClowns stammt ursprünglich aus den USA und hat im Jahr 1991 ihren Weg nach Wien gefunden. Die „CliniClowns Austria“ haben in den Folgejahren rasch Vereinsableger in den einzelnen Bundesländern gebildet und sind seit 1995 auch fest in Vorarlberg verankert. „In den ersten Jahren waren wir ein halbes Dutzend und ausschließlich für die jungen Spitalspatient:innen da“, erinnert sich Brigitte Nußbaumer-Rohner, sie ist seit über zehn Jahren Leiterin der CliniClowns Vorarlberg. „In meinen Anfängen haben wir dann ganz, ganz langsam damit begonnen, in unsere Visiten in den Spitälern auch Erwachsene einzubinden.“ Und das mit Erfolg. Auch wenn es seine Zeit gebraucht hat, sich – bei aller Fröhlichkeit – einen ernstzunehmenden Namen zu machen: „Als die erste Skepsis gewichen war, haben sich aus unseren Probevisiten nach und nach auch Fixtermine für die Großen entwickelt.“
Im Lauf der Zeit haben sich Mitgliederzahl, Fort- und Ausbildungsangebote sowie das Repertoire entsprechend ausgeweitet: Heute gibt es 17 CliniClowns in Vorarlberg, und sie sind in ausgewählten Stationen in allen Krankenhäusern im Land unterwegs: „Die Menschen kennen uns, sie können mit dem Begriff etwas anfangen. Wir stellen uns und unsere Arbeit auch auf Messen vor und hören immer wieder, dass wir aus dem Spitalswesen gar nicht mehr wegzudenken sind“, erzählt die Vereinsleiterin. Gerade während des Lockdowns seien derartige Rückmeldungen auffallend häufig gewesen: „Viele haben die CliniClowns schmerzlich vermisst, als wir vorübergehend gar nicht mehr im Einsatz sein durften.“
Jede:r CliniClown hat eine eigene Biografie
Die ureigenste Intention der CliniClowns war und ist es, den Patient:innen die Angst vor dem weißen Kittel zu nehmen und durch fröhliche Stimmung Gutes zu bewirken. „Schon allein eine rote Nase im Gesicht bewirkt etwas“, weiß Brigitte Nußbaumer-Rohner aus Erfahrung. Und wenn die Patient:innen hinter der Nase auch noch eine ganze Lebensgeschichte wissen, dann ist das Eis meist rasch gebrochen.“
Brigitte Nußbaumer-Rohner ist im Spital Frau Dr. Frida Wisch und Weg. Ihre Mama ist Frau Zewa Wisch und Weg. „Vor allem bei Erwachsenen ist es wichtig, dass es eine Clownbiografie gibt. Manche Patient:innen fragen sogar danach“, schmunzelt Frau Dr. Wisch und Weg und erklärt, dass sie im „ärztlichen Vorgespräch“ auf den Stationen mit dem medizinischen und pflegerischen Personal auf die jeweilige Situation der Patient:innen vorbereitet wird: „Wir müssen dabei gar nicht so sehr auf die Diagnosen im Detail eingehen“, erklärt die Vereinsobfrau, die übrigens wie alle CliniClowns der Schweigepflicht unterliegt, „wichtiger sind vielmehr die Grundstimmung und der Allgemeinzustand der Patient:innen, die wir besuchen. Die Zusammenarbeit mit dem Spitalsmitarbeiter:innen ist immer sehr wertschätzend, die meisten kennen uns auch schon seit vielen Jahren“.
Speziell geschulte Lachtherapeut:innen
Alle CliniClowns gehen neben ihrer Tätigkeit in den Krankenhäusern einem „Brotberuf“ nach. Für ihre Arbeit mit der roten Nase erhalten sie zwar eine Aufwandsentschädigung vom Verein, „leben könnten wir davon natürlich nicht. Wir sind CliniClowns in unserer beruflichen Freizeit“. Die meisten Mitglieder im Team haben einen pädagogischen oder sozialberuflichen Hintergrund. Aber nicht alle: „Bei uns engagiert sich beispielsweise auch eine Schmuckdesignerin und ich selbst habe eine Motorbootschule“, erklärt Brigitte Nußbaumer-Rohner. Der gemeinnützige Verein finanziert sich über Spenden, das offizielle Spendengütesiegel sorgt dafür, dass die Zuwendungen steuerlich absetzbar sind. Mit diesen Geldern werden neben den Aufwandsentschädigungen auch die Grundausbildung (Kursdauer: drei Wochenenden), Supervisionen (bei Bedarf) nach besonders schicksalsträchtigen und fordernden Situationen sowie Fortbildungsveranstaltungen bezahlt.
CliniClowns sind keine „Spaßmacher“ im herkömmlichen Sinn, sondern speziell geschulte Lachtherapeut:innen: „Wir erleben in den Stationen das Leben pur, manche Begegnungen gehen sehr unter die Haut. Besonders, wenn Kinder betroffen sind. Ich selbst habe einen kleinen Buben über mehr als ein Jahr lang regelmäßig besucht. Sein Schicksal hat mich derart berührt, dass ich später auch auf seine Beerdigung gegangen bin“, erzählt Brigitte Nußbaumer-Rohner von traurigen Seiten ihrer Tätigkeit. „Unsere Aufgabe setzt daher nicht nur eine spezielle Grundausbildung voraus, sondern erfordert auch ein gewisses Maß an sozialer Kompetenz, Empathie und Spontaneität, die ein CliniClown als Mensch mitbringen muss. Zudem sollte sie oder er in der Lage sein, sich selbst zurücknehmen zu können, sich selbst hinten anstehen zu können“, betont die Vereinsobfrau. Denn im Vordergrund stehe für diese Art des Clowns nicht die Selbstdarstellung auf einer Bühne, sondern vielmehr die außergewöhnlich starke Interaktion der CliniClowns mit ihrem „Publikum“. Dabei gilt es, kleinste Stimmungsnuancen zu spüren und entsprechend feinfühlig darauf zu reagieren.
Keine „Zwangsbeglückung“
Natürlich gibt es auch Situationen, in denen der Besuch eines CliniClowns nicht passt, genauso wie es Menschen gibt, die sich mit einem Besuch generell nicht anfreunden können und wollen. Das betrifft weniger die Kinder, als vielmehr vereinzelt Erwachsene. „Das akzeptieren wir selbstverständlich sofort und gehen wieder“, sagt Brigitte Nußbaumer-Rohner. „Wir verabschieden uns, lassen ein kleines Geschenk da und sind wieder weg. Wichtig ist, dass wir das nicht persönlich nehmen. Wir verstehen, dass es nicht immer passt und wir sind alle auf solche Situationen vorbereitet, wir wissen, dass das zu unserer Arbeit dazu gehört.“ Eine Lachtherapie bekommt nur der, der sie auch will. „Wir alle in unserem Team sind überzeugt davon, dass die Arbeit der CliniClowns den Patient:innen, die sich darauf einlassen wollen, gut tut. Die vielen positiven Rückmeldungen sind der schönste Lohn und Bestätigung für unser Wirken.“
Wanderausstellung „27½ Jahre CliniClowns Vorarlberg“
Von der Erfolgsgeschichte der CliniClowns erzählt nun auch die Wanderausstellung „27½ Jahre CliniClowns Vorarlberg“. Das Team hat Fotos und Texte der vergangenen Vereinsgeschichte zusammengestellt und auf sechs großen Holzplatten drucken lassen. Und die CliniClowns wären keine CliniClowns wenn nicht auch hier Interaktivität eine große Rolle spielen würde: Die Ausstellung „lebt“ daher von und mit eingebauten Kinderspielen, die in Augenhöhe der Kleineren eingebaut sind. Zu finden sind beispielsweise Memoryspiele und immer wieder neu zusammenschiebbare Clown-Würfel. Beginnend mit der Eröffnung im Landeskrankenhaus Feldkirch wandert die Ausstellung im Laufe des Jahres durch sämtliche Krankenhäuser im ganzen Land.
Statements
Seit 27½ Jahren sind die CliniClowns in Vorarlberg aktiv und haben in dieser Zeit vielen Kindern und ihren Familien unvergessliche Momente geschenkt. Durch ihre humorvolle und einfühlsame Art schaffen sie es, auch in schwierigen Situationen ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern und die Stimmung aufzuhellen. Die Arbeit der CliniClowns ist für die betroffenen Kinder und ihre Angehörigen, aber auch für das medizinische Personal in den Krankenhäusern von unschätzbarem Wert. Sie bringen Abwechslung und Freude in den oft belastenden Krankenhausalltag und leisten damit einen wichtigen Beitrag zur Genesung der Patientinnen und Patienten. Ich danke den CliniClowns Vorarlberg für ihr großartiges Engagement.
Martina Rüscher, MBA MSc
Gesundheitslandesrätin Vorarlberg
Wir sind sehr dankbar über die langjährige Zusammenarbeit mit den CliniClowns, die unsere Patient:innen - ob jung oder schon älter - mit dem Wundermittel Humor therapieren. Besonders zu betonen ist, dass die CliniClowns ehrenamtlich tätig sind. In unserer vermehrt unsolidarischen Gesellschaft sind alle ehrenamtlich Tätigen ein Schatz. Und schon Shakespeare sagte: Humor ist eines der besten Kleidungsstücke, die man in Gesellschaft tragen kann. Daher: Danke an alle CliniClowns, dass ihr die Landeskrankenhäuser so wunderbar kleidet.
Dir. Dr. Gerald Fleisch
Geschäftsführer Krankenhaus-Betriebsgesellschaft
Nicht nur die jüngeren Kinder, sondern auch die Jugendlichen auf unserer Station lieben die CliniClowns. Sie sind längst ein wichtiger Teil des Betreuungsalltages geworden, den wir nicht mehr missen möchten. Auch für uns im Team sind die regelmäßigen Nachmittage mit den CliniClowns immer spannend und erheiternd, wir genießen diese Art der Unterstützung sehr und empfinden die CliniClowns als große und wertvolle Bereicherung.
Prim. Univ.-Prof. Dr. Burkhard Simma
Leiter Abteilung Kinder- und Jugendheilkunde, LKH Feldkirch
Die CliniClowns kommen regelmäßig zu uns auf die Abteilung. Sie sind sehr gerne gesehen. Das kranke Kind freut sich genauso auf den Besuch wie die angestellte Fachkraft. Es ist jedes Mal eine Freude, wenn wir gemeinsam lachen können. Sie lockern unseren Pflegealltag auf, musizieren mit den kleinen Patient:innen, formen Luftballons und verteilen rote Nasen. Das Leuchten in den Kinderaugen ist schön zu beobachten. Die Kinder erzählen Tage später noch vom Besuch der CliniClowns. Auch für die Eltern ist es eine willkommene Abwechslung. Die Ängste und Sorgen können für kurze Zeit vergessen werden. Schön, dass es die CliniClowns gibt. Wir hoffen auf viele weitere Besuche.
Corinna Pichler, DGKP, DGKKP
Stationsleitung Pflege Kinder- und Jugendheilkunde, LKH Feldkirch
Lachen ist gesund. Das konnte auch schon in Studien bestätigt werden. Stresshormone werden dabei abgebaut und Endorphine ausgeschüttet. Das Immunsystem wird gestärkt, Schmerzen gelindert, der Blutdruck gesenkt, etc. Man kann auch Erkrankungen, vor allem auch chronische, besser ertragen. Die CliniClowns besuchen unsere Patient:innen nun schon seit mehreren Jahren und sind gern gesehene Gäste. Sie drängen sich niemandem auf. Besucht werden nur Patient:innen, die dafür auch offen sind. Es gibt auch immer eine kleine Aufmerksamkeit, wie z.B. eine Blume. Schon Hunter „Patch“ Adams, der Ur-Clown, sagte: „Du behandelst eine Krankheit, dann gewinnst oder verlierst du. Du behandelst einen Menschen, dann kannst du nur gewinnen, egal wie es ausgeht.“
OÄ Dr. Tamara Hernler
Oberärztin Pulmologie Schlaflabor, LKH Hohenems
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