2. "LKH Notfallsymposium" im LKH Feldkirch 21.05.2024
Nahtlose Schnittstellen in der Rettungskette
Enge Zusammenarbeit zwischen den drei Hauptsäulen der Akutversorgung
Am 27. Mai ist „Internationaler Tag der Notfallmedizin“. Dieser Tag macht auf die Leistungen und Herausforderungen in der Notfallversorgung aufmerksam, beleuchtet die (Zusammen-)Arbeit von Notaufnahmen in den Krankenhäusern, den Rettungsdiensten außerhalb der Spitäler und den Allgemeinmediziner:innen in der Akutversorgung. Das Team der Notaufnahme am Landeskrankenhaus Feldkirch hat anlässlich dieses Tages das mittlerweile zweite „LKH Notfallsymposium“ organisiert. Für die Veranstaltung am 25.5.2024 konnten wieder ausgewiesene Expert:innen als Referent:innen zu den Themenbereichen "Notfallmedizin und Notfallpflege" gewonnen werden. Die Organisator:innen haben Kolleg:innen aller Berufsgruppen aus den Krankenhäusern im Land sowie aus dem Rettungswesen und dem niedergelassenen allgemeinmedizinischen Bereich eingeladen.
„Die Möglichkeit zur Vernetzung zwischen Mitarbeitenden der Krankenhäuser und dem außerklinischen Versorgungs- und Rettungsbereich ist den Veranstalter:innen ein ganz besonderes Anliegen“, betont DGKP Matthias Hellmair, MBA, Stationsleiter der interdisziplinären Notfallambulanz (iNA) am LKH Feldkirch und gemeinsam mit dem bereichsleitenden OA Priv.-Doz. Dr. Alexander Vonbank, PhD, MBA Initiator des Symposiums. Denn diese drei Bereiche müssen in der tagtäglichen Notfallarbeit äußerst gut und extrem eng miteinander verbunden sein.
Funktionierende Kommunikation rettet Leben
Eine, die das aus eigener Berufserfahrung bestätigen kann, ist DGKP Carola Müller. Die Expertin auf dem Gebiet der Notfallpflege arbeitet nicht nur als stellevertretende Stationsleiterin in der iNA am LKH Feldkirch, sondern engagiert sich auch als Rettungssanitäterin sowie im Vorstand des Samariterbundes für den Bezirk Feldkirch. Zudem gibt sie Erste-Hilfe-Kurse und hat selbst zahlreiche Sonderausbildungen im Bereich der Notfallversorgung absolviert. Carola Müller kennt also mehrere Blickwinkel – jene der sogenannten präklinischen Notfallversorgung und jene der innerklinischen. Sie weiß, wie wichtig eine gut funktionierende Kommunikation an den Schnittstellen ist und wird das auch in ihrem Vortrag über die „Präklinische Notfallversorgung“ im Detail erläutern. „Wir haben in Vorarlberg ein großartiges Rettungssystem“, lobt die Fachfrau das aufeinander abgestimmte Geflecht aus Krankenhäusern, Hausärzt:innen, diversen Rettungsorganisationen wie Rotes Kreuz und Samariterbund sowie „First Respondern“, also ausgebildeten Ersthelfer:innen bei medizinischen Notfällen.
„Es ist natürlich von Vorteil, alle Seiten zu kennen, zumindest aber gut informiert zu sein, um die jeweiligen Arbeitsabläufe besser zu verstehen und auch in Stresssituationen bestmöglich reagieren zu können“. Eine reibungslos funktionierende Kommunikation zwischen diesen tragenden Säulen hält das Zahnrad der Notfallversorgung am Laufen. Im Bezirk Feldkirch haben Rotes Kreuz und Samariterbund seit 2014 sogar eine gemeinsame Dienststelle: „Das erleichtert die Zusammenarbeit gerade bei größeren Ereignissen, die leider auch schon vorgekommen sind, noch einmal deutlich. Denn auch die präklinische Notfallmedizin stellt für alle Beteiligten eine hohe fachliche und menschliche Herausforderung dar, körperlich wie psychisch.“
Rettungstransport ist nicht gleich Notfall
Das Rettungssystem im Land ist gut durchdacht. Auch die Rettungsfahrzeuge sind – je nach Art des Einsatzes – unterschiedlich besetzt. „In unseren RTW (Rettungstransportwagen) und NRTW (Notfall-Rettungstransportwagen) fährt immer das jeweils entsprechend ausgebildete Personal mit, ein Team aus mindestens zwei bis drei Fachpersonen.“ Wichtig ist zunächst, dass eine fundierte Ersteinschätzung nach einem geregelten Schema erfolgt. Je nach Dringlichkeit fährt auch ein:e Notärzt:in mit, und im Falle einer kritischen Situation kann bereits die Besatzung des NRTW dafür sorgen, dass der Schockraum im Krankenhaus vorbereitet wird. „Bei Patient:innen beispielsweise, die gerade einen Schlaganfall erlitten haben, geht es um Zeit. Da zählt wirklich jede Minute. Diese Patient:innen müssen vorangemeldet werden, damit das Team im Spital bereitsteht, sobald sich die Türe öffnet.“
Stabile Patient:innen hingegen durchlaufen auch nach der Ankunft per Rettungsauto die klassische Ersteinschätzung durch die Notfallpflege im Krankenhaus. „Es ist ein Trugschluss, dass man schneller drankommt, nur weil man im Rettungswagen gekommen ist“, klärt die Expertin auf: „Wir geraten bei unseren Fahrten auch hin und wieder die absurde Situation, dass wir aufgrund eines Anrufes mit Blaulicht und Notfallteam ausrücken, um schlussendlich eine:n Patient:in abzuholen, die/der bereits mit säuberlich gepackten Köfferchen im Hauseingang steht. Das ist natürlich nicht im Sinne des Erfinders, es kann lebensrettende Maßnahmen an anderer Stelle erschweren und blockiert wertvolle Ressourcen.“ Im Jahr 2023 verzeichnete allein der Samariterbund für den Bezirk Feldkirch insgesamt 14.603 Einsätze (ein Plus von 464 im Vergleich zum Jahr davor), davon waren 4.170 „echte“ Notfalleinsätze.
Bei reinen Krankentransporten spielen Zivildiener eine große Rolle. „Leider sind diese immer seltener zu finden“, bedauert Carola Müller. „In Höchstzeiten hatten wir für Feldkirch 15, derzeit sind es leider nur 9 und das ist ein Riesenunterschied. Unsere Zivis werden als Rettungssanitäter ausgebildet und sind dann in den Krankentransportwagen im Einsatz, etwa für Dialysetransporte und Verlegungen. Zivildiener können aber im Notfall (beispielsweise, wenn sich der Gesundheitszustand einer/eines Patient:in verschlechtert) bereits erste Maßnahmen setzen und sind damit ungemein wertvoll“, erklärt sie. Es ist vor allem auch für das medizinische Personal im niedergelassenen Bereich, speziell für die Hausärzt:innen, wichtig zu wissen, wie welche Art von Rettungswagen besetzt ist, also wer ihre Patient:innen abholt und welche fachlichen Kompetenzen diese Personen mitbringen. „Und da wären wir wieder bei der Kommunikation“, schließt Carola Müller. „Veranstaltungen wie das Notfallsymposium am 25.5. tragen auf besondere Art und Weise dazu bei, die einzelnen Glieder in der Rettungskette noch besser kennen und verstehen zu lernen.“
Fact Box Notfallversorgung im Krankenhaus
- Durchgängig besetzte Notfallambulanzen gibt es in Vorarlberg an allen Spitälern. Kernaufgabe der Notaufnahme ist die Notfall- und Akutversorgung von Patient:innen in einem potentiell lebensbedrohlichen Zustand, der rasches Handeln erfordert. Beispiele dafür sind Schlaganfall, Herzstillstand oder Herzinfarkt, Trauma und Atemversagen, aber auch ein schwerer Unfall oder kolikartige Schmerzen.
- Das Manchester Triage System (MTS) regelt die Dringlichkeit. Die Entscheidung darüber, welche:r Patient:in wann behandelt wird, geschieht nicht willkürlich. Die Ersteinschätzung erfolgt vielmehr nach einem genau vorgegebenen Plan. Beim MTS handelt es sich um ein standardisiertes Verfahren zur Ersteinschätzung, das zur ersten Eingruppierung neu eintreffender Patient:innen herangezogen wird. Der Leitsatz: „Wer zuerst Hilfe braucht, bekommt zuerst Hilfe.“ Bei der Ersteinschätzung wird im Normalfall aber nicht nur die Dringlichkeit beurteilt, sondern bereits auch eine grobe Zuteilung für die passenden medizinischen Fachbereiche vorgenommen.
- Allein im Schwerpunktkrankenhaus Feldkirch werden durchschnittlich 30.000 Akutpatient:innen pro Jahr in der interdisziplinären Notaufnahme versorgt. In der „Unfallambulanz“ sind es noch einmal rund 20.000 Akutpatient:innen. „Rund die Hälfte der Patient:innen, die in die Notaufnahme kommen oder zugewiesen werden, stellen sich im Rahmen der Ersteinschätzung als keine Notfälle heraus, sondern wären bei ihren Hausärzt:innen als erste Anlaufstelle besser aufgehoben“, klärt Stationsleiter DGKP Matthias Hellmair, MBA, auf. Lange Wartezeiten und Überlastungen in der Notaufnahme könnten so deutlich reduziert werden.
WEITERE NEWS finden Sie hier: www.landeskrankenhaus.at/news