04. Februar ist Weltkrebstag - Feldkircher Onkologe hat eine Botschaft: "Die Überlebensrate bei Diag 05.02.2018
Prim. Doz. Dr. Holger Rumpold, Leiter der Inneren Medizin II (Onkologie) am LKH Feldkirch liefert Zahlen, Daten und Fakten aus Vorarlberg
Jährlich gibt es 1.700 Neuerkrankungen an Krebs in Vorarlberg, insgesamt ca. 16.000 Menschen leben im westlichsten Bundesland mit der Diagnose. Die Diagnose- sowie Behandlungsmethoden haben sich in den letzten 30 Jahren enorm verbessert. Daher überleben auch mehr Menschen mit Krebs. Anlässlich des Weltkrebstages informiert Prim. Doz. Dr. Holger Rumpold, Leiter der Inneren Medizin II (Onkologie) zur aktuellen Situation in Vorarlberg und den aktuellen Entwicklungen in der Krebstherapie.
Der Kampf gegen Krebs ist und bleibt eine große Herausforderung für alle Beteiligten - besonders für Patienten und ihre Angehörige, aber auch für Ärztinnen und Ärzte, die für jeden einzelnen Patienten individuelle Behandlungswege erstellen und so den Kampf aufnehmen. Dank der Entwicklung sowohl in der Medizinforschung als auch in der Technik verbessern sich die Chancen für jene, die neu an Krebs erkranken. In Österreich erkranken jährlich rund 40.000 Menschen neu an Krebs (Inzidenz), 1.700 davon in Vorarlberg (ca. 4%). Die Prävalenz liegt in Österreich bei rund 360.000 Menschen, die mit Krebs leben, in Vorarlberg sind ca. 16.000 Patienten betroffen.
Deutliche Verbesserung bei der Überlebensrate
Prim. Doz. Holger Rumpold: „Das Überleben von Krebserkrankungen hat sich deutlich verbessert. Während in den 80er und 90er Jahren jeder Dritte überlebt hat, überlebt zumindest jeder zweite Betroffene. Die Überlebensrate ist also von 35% - 45% auf heute 60%-70% gestiegen. Überleben bedeutet, dass dieser Anteil an Patienten mit Diagnose Krebs nach 5 Jahren noch lebt (5-Jahres-Überlebensrate). Der Grund dafür ist ganz einfach die Verbesserung der Therapiemöglichkeiten, sowohl operativ als auch medikamentös. Wesentlich ist die Erkenntnis, dass die Zusammenarbeit und Anwendung aller Therapiemöglichkeit in bestimmten Abfolgen mehr ist als die Summe der einzelnen Therapieschritte ist.“ Als Beispiel nennt Doktor Rumpold, dass metasasierte Erkrankungen zunehmend operiert werden können, wenn bestimmte biologische Bedingungen wie das Ansprechsprechen auf medikamentöse Therapieformen vorliegen. „Das zeigt sich vor allem beim Darmkrebs sehr gut. Das Überleben vor allem im metasasierten Zustand ist dadurch gestiegen. Hier braucht es z.B. die intensive Zusammenarbeit und Abstimmung von Chirurgischer Onkologie, Onkologie und Strahlentherapie inklusive den entsprechenden notwendigen Strukturen wie das Vorhandensein einer Intensivstation, einer Pathologie, einer Molekularpathologie etc.“ Entscheidend ist, dass diese Strukturen genützt von Personen werden, die die entsprechende Erfahrung einerseits im eigenen Fach und in der Zusammenarbeit für die Patienten haben- wie dies am LKH Feldkirch als Schwerpunktkrankenhaus der Fall ist, so Rumpold.
Prim. Doz. Dr. Rumpold: „Neue Entwicklungen bald auch in Europa zugelassen“
„Grundsätzlich hat sich die Herangehensweise an Krebserkrankungen mit der personalisierten Medizin wesentlich geändert. Dies ist Erkenntnissen aus der jahrzehntelangen Grundlagenforschung zu danken. Z.B. wird der Tumor heute histologisch und molekularbiologisch untersucht. Diese Informationen über die Biologie des Tumors dienen direkt der Entscheidung für eine Therapie, die den höchstmöglichen Erfolg verspricht. Sehr interessant sind hier z.B. Marker, die ein Ansprechen auf Immuntherapie vorhersagen. Aktuell findet ein Paradigmenwechsel in der Zulassung moderner Krebsmedikamente statt: Es geht nicht mehr nur darum, welcher Art die Krebserkrankung ist, sondern es geht darum, welchen Marker der Tumor hat. Dieser gibt Aufschluss darüber, welches Medikament eingesetzt werden kann - unabhängig vom Ursprungsorgan der Krebserkrankung.
Dieser Biomarker beschreibt eine hohe Mutationsfrequenz des Tumors (Mikrosatelliten-Instabilität).
Aufgrund dessen wird demnächst erstmals in Europa ein Medikament auf der Grundlage dieses Markers zugelassen, in den USA ist das Medikament bereits zugelassen. Im Gegensatz zu früher, als ein Medikament nur für einzelne Tumorarten zugelassen wurde, ist heute neu, dass ein Medikament anhand einer biologischen Eigenschaft, die verschiedenste Tumorarten eint, zugelassen wird. Entwicklungen wie diese tragen wesentlich zur Verbesserung des Überlebens bei Krebserkrankungen. Die Nebenwirkungen der gezielt wirkenden, modernen Substanzen sind deutlich geringer als bei klassischen Chemotherapien, womit sich deren Einsatzmöglichkeit verbreitert.
Interdisziplinare Zusammenarbeit in Vorarlberg
„Gerade in Vorarlberg“, beschreibt Onkologe Rumpold, „ist die Zusammenarbeit speziell bei den einzelnen Disziplinen, die bei Krebsbehandlungen notwendig sind, hervorragend und funktioniert ganz im Sinne eines Krebszentrums: von der Radiologie und anderen bildgebenden Verfahren auf neuestem Stand der Technik zur Krebserkennung über die Feststellung einer Krebserkrankung dank ausgezeichneter pathologischer Verfahren in der Pathologie Feldkirch, von der Behandlung durch höchsterfahrene Ärztinnen und Ärzte der Onkologie, die alle am LKH Feldkirch vor Ort sind, in Zusammenarbeit mit anderen Spitälern und Partnern im niedergelassenen Bereich und engmaschigen Behandlungspläne gemeinsam mit Vorarlbergs einziger Radioonkologie.“ In Vorarlberg sind die Patienten gut aufgehoben, weil im Schwerpunktkrankenhaus Feldkirch und dank der guten Zusammenarbeit mit anderen Systempartnern die Wege kurz sind und „wir dadurch schnell und flexibel auf die Gegebenheiten reagieren können“, informiert Doktor Rumpold.
Inzidenz (Neuerkrankungen/ Jahr)
- Österreich: ca. 40.000
- Vorarlberg: ca. 1.700
Prävalenz (Zahl der mit einer Krebsdiagnose lebenden Personen) Krebserkrankte
- Österreich: ca. 360.000
- Vorarlberg: ca. 16.000
Mortalität (Zahl der jährlichen Sterbefälle)
- Österreich: ca. 20.000/Jahr
- Vorarlberg: ca. 20.000/Jahr
Häufigste Krebsarten (Männer/Frauen)
- Österreich: Prostatakarzinom, Mammakarzinom, Lungenkrebs, Darmkrebs, Blutkrebsarten