Borreliose: Was man darüber wissen sollte… 31.05.2019
Sommer, Sonne, Spaziergang und dazu gefährliche Souvenirs: Die Zeckensaison hat begonnen! Wieder einmal sollte man nach Aufenthalten in der Natur besonders achtsam sein: Es ist gut, wenn ein Zeckenimpfschutz (FSME) gegeben ist, trotzdem kann dies keine endgültige Entwarnung sein. Denn der gemeine Holzbock (in Österreich: Schildzecke) ist auch Überträger der bakteriellen Infektionskrankheit Borreliose, gegen die es keine Impfung gibt. Zeitgerecht treffen sich Experten am LKH Feldkirch zum Minisymposium „borreliose – vom erythema migrans bis zur liquorpunktion“, um ihr Fachwissen rund um die Diagnose Wanderröte bis hin zur Gehirnhautentzündung zu vertiefen. Über 120 Zuhörer aus allen medizinischen Fachdisziplinen werden erwartet.
Der gemeine Holzbock (in Österreich: Schildzecke) ist beim Menschen hauptsächlich Überträger von zwei Erkrankungen:
Einerseits kann das FSME-Virus eine Erkrankung mit grippeähnlichen Symptomen auslösen. Bei einem geringen Teil der Patienten kommt es nach dieser ersten grippeähnlichen Phase im Rahmen einer zweiten Krankheitsphase zu einer Meningoenzephalitis, einer Entzündung von Gehirn und Hirnhäuten.
Bei der Lyme-Borreliose andererseits handelt es sich um eine bakterielle Infektionskrankheit. Sie wird durch spiralförmige Bakterien – die sogenannten Borrelien - verursacht, verläuft in unterschiedlichsten klinischen Krankheitsbildern und kann verschiedene Organe betreffen: speziell die Haut, das Nervensystem und die Gelenke. „Nach Wanderungen sollte die Haut am gesamten Körper kontrolliert werden. Entdeckt man eine Zecke, dann: rasch entfernen! Die Borrelien gelangen in der Regel erst nach 24 Stunden über die Stichwunde in den menschlichen Organismus. Wird die Zecke vorher entfernt, ist eine Übertragung höchst unwahrscheinlich“, gibt der Experte OA Dr. Richard Stockinger, Facharzt für klinische Pathologie und Molekularbiologie, Auskunft.
Besondere Achtsamkeit bei Wanderröte!
Ein frühes Merkmal für eine Borrelien-Infektion ist die sogenannte „Wanderröte“ (Fachausdruck: Erythema migrans). Die Infektion kann spontan abheilen, kann aber auch zu Spätmanifestationen wie Gelenksentzündungen oder chronischen Hautveränderungen führen. Wird diese Erkrankung erkannt, kann gut mit Antibiotika therapiert werden. Anlässlich des Minisymposiums wird die Erkrankung fachübergreifend aus verschiedenen Blickwinkeln beleuchtet. Prim. Univ. Prof. Dr. Felix Offner und Dr. Richard Stockinger vom Institut für Pathologie (LKH Feldkirch), OÄ Dr. Gabriele Hartmann vom Institut für Krankenhaus-Hygiene (Vorarlberger LKH), OÄ Dr. Nina S. Häring von der Abteilung für Dermatologie (LKH Feldkirch) und Prim. Dr. Philipp Werner von der Abteilung für Akutneurologie (LKH Feldkirch) laden gemeinsam Kollegen aus dem niedergelassenen Bereich und den Vorarlberger Landeskrankenhäusern zur Veranstaltung ein, um aktuelle Forschungsergebnisse zu vermitteln und zu diskutieren. Teilnehmer sollen ein besseres Krankheitsverständnis erlangen und in Folge Patienten eine optimale Behandlung zu Gute kommen lassen.
Statements
- Prim. Univ. Prof. Dr. Felix Offner, Leiter Institut für Pathologie, LKH Feldkirch: „Die Erkennung der Borreliose kann äußerst schwierig sein. Je besser wir Ärzte die Erkrankung verstehen, desto besser können wir unsere Patienten betreuen!“
- OÄ Dr. Gabriele Hartmann, Institut für Krankenhaus-Hygiene, Vorarlberger LKH: „Bis zu 30% der Zecken tragen den Borreliose Erreger in sich. Allerdings kommt es nach der Übertragung nur bei einem kleinen Teil der Infizierten auch wirklich zu Krankheitssymptomen.“
- OÄ Dr. Nina S. Häring, Abteilung für Dermatologie, LKH Feldkirch: „Eine unbehandelte oder nicht erkannte Borreliose kann schwere Auswirkungen auf den Patienten haben. Im Zweifelsfall empfiehlt es sich den Hausarzt oder Hautarzt aufzusuchen, der dann alle nötigen Schritte einleiten wird.“
- Prim. Dr. Philipp Werner, Leiter Abteilung für Akutneurologie, LKH Feldkirch: „Neurologen werden nicht selten mit Patienten konfrontiert, bei denen aufgrund verschiedenster, oft nicht zuordenbarer Symptome, der Verdacht auf eine (Neuro-) Borreliose besteht. Aus diesem Grund erachte ich Veranstaltungen wie diese als sehr sinnvoll, um in Bezug auf die Symptom- und Befundzuordnung etwas Klarheit zu schaffen.“